Große Oper kurz und klein
Richard Wagners „Ring“wird geschrumpft
Richard Wagner und seine Opern waren schon immer eine etwas größere Kiste. Bescheidenheit bringt man mit ihnen nicht so recht in Zusammenhang. Am wenigsten mit dem Vierteiler „Ring des Nibelungen“, für den einst in Bayreuth ein komplettes Opernhaus hochgezogen wurde. So ein Vierteiler braucht, wie der Name schon wähnen lässt, vier Abende – und je nachdem, ob der Dirigent hinterher noch was vor hat oder nicht, läuft das auf 13 bis 15 Stunden Spiel-, Guck- und Hörzeit hinaus, ist also nichts für ungeduldige, nervös-vibrierende Naturen.
Wenn wir hier die Story des „Ring“nacherzählen wollten, also diese ganze Reise des Goldes aus dem Rhein bis hin zu seiner Rückkehr in den Rhein, bräuchten wir mehr als die erste, zweite, dritte Zeitungsseite. Nicht jedermanns Lektüre. Damit es aber jedermanns Ding werden kann, hat schon mancher versucht, die Götter, Riesen und Helden des „Ring“auf Normalmaß zu schrumpfen – was als Nebenwirkung mitunter auch einen gewissen parodistischen Einschlag ergab. Der unerreichte Loriot etwa kürzte den mörderischen Schlagabtausch um Gold, Liebe, Macht auf eine handliche Soiree ein. Und im Festspielhaus Füssen kommt ab heute eine straffe, nicht 100-prozentig getreue Musical-Version des „Ring“, quasi als Reader’s Digest, auf die Bühne. Da will auch die Augsburger Puppenkiste nicht abseits stehen. Zum 70. Geburtstag verdichtet sie Wagners Monumentalwerk auf Marionettenspiel und Familientheater. Es gilt: Ob groß und lang oder kurz und klein – der Puppenkisten-Vorverkauf dürfte so flott verlaufen wie der in Bayreuth. Mehr dazu im Feuilleton.