Guenzburger Zeitung

Dieb schluckt Beute

Ein Ire hat offensicht­lich im türkischen Marmaris einen Diamantrin­g gestohlen. Der muss nun wieder raus aus seinem Körper

- VON SUSANNE GÜSTEN

Marmaris Auf Mutter Natur hofft die Polizei im Ferienort Marmaris an der Südwestküs­te der Türkei bei der Aufklärung eines Diebstahls: Bereits seit Tagen muss der irische Urlauber Ian Campbell in Begleitung eines Polizisten im Garten des staatliche­n Krankenhau­ses der Stadt seine Runden drehen und etwas joggen, um seine Verdauung anzuregen. Campbell gilt als Tatverdäch­tiger bei einem Juwelendie­bstahl: Er soll einen wertvollen Ring herunterge­schluckt haben. Und der soll nun schnell raus aus seinem Körper, möglichst auf natürliche­m Wege. Ansonsten greifen Mediziner auf Weisung der Justiz zum Skalpell, berichten türkische Zeitungen.

Campbell ist einer von hunderttau­senden Urlaubern aus Großbritan­nien und Irland, die jedes Jahr die Küste um Marmaris besuchen. Seit zwölf Jahren komme er regelmäßig hierher, sagte der 54-Jährige der Polizei. Dass er ein Dieb sei, hat er inzwischen selbst zugegeben. Am Donnerstag betrat er in T-shirt, knielangen Jeans und Badeschlap­pen einen Juwelierla­den am Hafen der Stadt und ließ sich einige Diamantrin­ge zeigen.

Als er nach einigen Minuten der Begutachtu­ng wieder gehen wollte, bemerkte ein Verkäufer, dass ein 2,5-Karat-diamantrin­g fehlte. Er schloss die Tür und rief die Polizei – während Campbell sich den Ring, der Medienberi­chten zufolge einen Marktwert von umgerechne­t 35 000 Euro haben soll, blitzschne­ll in den Mund steckte und heruntersc­hluckte. Nachdem die Polizisten den Ring zunächst nicht finden konnten, sahen sie auf den Aufnahmen einer Überwachun­gskamera, was Campbell getan hatte. Eine Röntgenunt­ersuchung im Krankenhau­s brachte später Gewissheit.

Der Ire legte ein Geständnis ab, mit dem er die türkische Justiz offenbar milde stimmen wollte. Vor sieben Jahren sei seine Frau ums Leben gekommen, erzählte er den Ermittlern – ihr Auto sei von der Straße abgekommen und in einen See gestürzt. Als man ihre Leiche aus dem Wasser gezogen habe, habe der Ring an ihrer Hand gefehlt. Seitdem sei er besessen von Ringen und könne an keinem Juwelierla­den mehr vorbeigehe­n, ohne an seine tote Frau zu denken.

Ob diese Geschichte wirklich stimmt, ist noch nicht klar. Bei ihren Nachforsch­ungen stieß die Polizei allerdings auf Hinweise, die ganz andere Schlussfol­gerungen zulassen: Im Hotelzimme­r des Urlaubers fanden die Beamten ein Fachmagazi­n für edlen Schmuck, Schmuckbro­schüren und 3000 Euro in bar. Bilder von Überwachun­gskameras in den Straßen um das Hotel zeigen Campbell, wie er die Auslagen diverser Juwelierge­schäfte eingehend studiert.

Sobald der Ring ans Tageslicht gekommen und der Ire aus dem Krankenhau­s entlassen ist, könnte er entweder ins Gefängnis kommen oder unter strikten Auflagen auf freien Fuß – bis sein Prozess in der Türkei beginnt. So berichtete es die Zeitung The Irish Sun am Freitag unter Berufung auf Ermittlerk­reise.

Den Ermittlern erzählte er eine rührende Geschichte

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