Dortmund undercover
Tatort: Tod und Spiele
ARD, 20.15 Uhr Ein Krimi mit einer durchgängigen Struktur, einem Mordfall, der die Denkerstübchen der Ermittler durchlüftet, und einer raffinierten szenischen Gestaltung sieht anders aus. Dass man sich bei „Tod und Spiele“, dem Dortmunder „Tatort“, trotzdem gut unterhält, hat einen anderen Grund: Das Personal der Mordkommission bewegt sich auf einer Achterbahn der Gefühle. In den privaten Beziehungen wie bei dem Versuch, herauszufinden, warum ein Russe brutal verbrannt und zersägt wurde. Und was weiß ein kleiner, offenbar sprachloser Junge, den Hauptkommissar Peter Faber (Jörg Hartmann) „Kleinkhan“nennt, als hätte er einen Filmtitel für Til Schweiger gesucht?
Auftritt Martina Bönisch (Anna Schudt): Aus dem Handbuch für polizeiliche Verhaltensregeln stammt ganz und gar nicht die Idee, die Hauptkommissarin undercover auf den Oligarchen Kambarow (sensationell gut: Samuel Finzi) anzusetzen. Nämlich weniger mit der Knarre als mit – Entschuldigung – den Waffen einer Frau. Was Faber, der plötzlich zur Eifersucht neigt, nicht schmeckt. Als den so was wie eine sanfte Anwandlung überkommt, staunt die Kollegin: „Vielleicht sind Sie ja wirklich auf dem Weg, wieder ein Mensch zu werden.“Kontert der „alte“Faber: „Das möchte ich bitte ausschließen.“
Die Eifersucht plagt auch Oberkommissarin Nora Dalay (Aylin Tezel), als der junge Hauptkommissar Jan Pawlak (Rick Okon) undercover illegale Kampfwetten aufklären soll, während sie sich um „Klein-khan“kümmert. „Spielt Pawlak jetzt den Cowboy und ich die Mutti, oder wie?“. Darüber hinaus fürchtet sie, als Nummer vier in der Hierarchie weiter den Cappuccino machen zu müssen. Rick Okon feiert wie seine Rollenfigur einen gelungenen Einstand ins Team, nachdem Oberkommissar Daniel Kossik (Stefan Konarske) ja im Jahr 2017 gekündigt hatte. Dem Dortmunder Quartett wünscht man fürs nächste Mal einen spannenderen Fall mit einer wirklich stimmigen Auflösung. Die Russen-kiste war zu schlicht zusammengeklopft.
Rupert Huber