Wie man sich Feinde macht
Es braucht nicht zwingend einen tadellosen Charakter, um sportlich erfolgreich zu sein. Ein Blick auf den Radsport vergangener Jahrzehnte genügt. Ohne Betrug, kein Erfolg. Selbstverständlich aber ist ein hervorragender Leumund nicht hinderlich, wenn es um Wettkampf-meriten geht. Gary Lineker beispielsweise kam durch seine 16-jährige Profi-karriere ohne auch nur eine Gelbe oder Rote Karte erhalten zu haben. Der Mann wurde unter anderem Europapokalsieger, Pokalsieger und Europas Fußballer des Jahres.
Viele Wege führen nach oben. José Mourinho hat sich für eine ganz eigene Herangehensweise entschieden. Der Portugiese schert sich nicht darum, wie er denn von der Öffentlichkeit gesehen wird. Ein sehr spezieller Charakterzug. Mourinho nennt sich selbst „the special one“. Zwei Champions-league-titel und Meisterschaften in vier Ländern weisen ihn als erfolgreichen Trainer aus. Die meisten seiner Trophäen verdankt er dem effektiven Fußball seiner Mannschaft. Die Herzen der Fans erreichte er nie. Einem Zyniker wie Mourinho ist derartiges gleichgültig. Dem Erfolg ordnet er alles unter. Als erstes die Manieren. Einst stach er mit dem Finger Barcelonas Cotrainer ins Auge. Mourinho ließ in Manchester den Spind Bastian Schweinsteigers räumen und den Weltmeister nur noch mit der zweiten Mannschaft trainieren. Mourinho hat sich in seiner Karriere viele Feinde gemacht. Nun aber hat er es übertrieben. Die Stimmung in Manchester ist nach vier Spielen in Folge ohne Sieg sowieso schon mies. Bislang gingen die Medien trotzdem für britische Verhältnisse gnädig mit dem Trainer um. Als Dank lud er am Freitag um 8.30 Uhr zur Pressekonferenz. Die vierte Macht im Staate so zu provozieren, ist dumm. Zu dieser, für die Journaille nachtschlafenden Zeit, zum Gespräch zu bitten, darf und muss als Unverfrorenheit aufgefasst werden. Nach drei Minuten und sechs Fragen erhob sich Mourinho und beendete den Termin eigenmächtig. Schlimmer kann man die Pressemeute nur ärgern, indem man ihr kostenlose Schnittchen entzieht. Oder das Parkticket. Dann müsste sie wie der gemeine Pöbel einen Fußweg von mehreren Dutzend Metern auf sich nehmen. Das aber wagt nicht mal Mourinho.