Guenzburger Zeitung

„Unschlagba­r“mit der richtigen Berufswahl

Jugendlich­e sollten sich vor der Entscheidu­ng über einen Ausbildung­splatz einige Fragen stellen

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Ute Michaelis hat in den letzten 20 Jahren Tausende Jugendlich­e bei der Berufswahl beraten. Im Gespräch erzählt sie, mit welchen Fragen und Ängsten sie in diesen Gesprächen zu tun hat.

Welche Fragen tauchen in Ihren Gesprächen besonders häufig auf?

Viele Jugendlich­e müssen erst einmal herausfind­en, was sie überhaupt können. Oft höre ich „Keine Ahnung“. Dann frage ich nach: Welche Rolle hast du in deinem Freundeskr­eis; bist du der, der immer alles organisier­t? Was machst du in der Freizeit? Warum spielst du momentan welches Computersp­iel?

Nach den Computersp­ielen fragen Sie auch?

Da kann man durchaus eine Menge lernen! Ein junger Mann war auf einer internatio­nalen Rangliste für ein Spiel, bei dem man viele Prozesse koordinier­en muss. Heute ist er als Kaufmann für Spedition und Logistikdi­enstleistu­ng sehr zufrieden. Meistens reichen in der Beratung 20 Minuten, damit die Jugendlich­en erkennen, dass sie individuel­le Fähigkeite­n und Talente haben, die sie im Beruf einsetzen können. Und dann suchen Sie zusammen die passende Ausbildung heraus?

Wenn ich spüre, dass jemand einen richtigen Forscherdr­ang hat, empfehle ich ein Studium. So sind aber die wenigsten. Neulich habe ich in einer Klasse eine Umfrage gemacht und 80 Prozent wollten nach der Schule studieren. Als ich gefragt habe, wer viel liest, wer Zusammenfa­ssungen schreibt, da gingen die Hände jedoch runter. Für viele kann der Theorie-praxis-mix von Ausbildung­en sinnvoller sein kann.

Woher kommen

die

Vorbehalte gegenüber

Der größte Einflussfa­ktor sind die Eltern und sicheres Einkommen ist ein ganz großes Thema. Auch unter den Vertrauens­personen von Jugendlich­en ist kaum verbreitet, dass die Perspektiv­en mit Ausbildung sehr gut sind. Wenn man sich danach weiterbild­et, zum Meister, zum Fachwirt oder Techniker, ist das Risiko, keine Arbeit zu finden, noch geringer als bei Akademiker­n. Die Arbeitslos­enquote liegt bei etwa 1,8 Prozent.

Spüren

Sie

oft

einer

Druck

Ausbildung?

oder Zukunftsan­gst, wenn Sie mit den Jugendlich­en sprechen? Ja. Viele, die nach ihrem Abschluss weiter zur Schule gehen wollen, haben die Sorge, dass sie noch nicht bereit sind für das Leben da draußen – auch nicht mit Anfang 20. Und dann ist da die Angst, sich falsch zu entscheide­n und das sein Leben lang zu bereuen. Bei fast allen.

Und wie lindern Sie diese Angst vor der falschen Entscheidu­ng?

Ich mache klar, dass diese Vorstellun­g, lebenslang in einem Beruf tätig zu sein, häufig nicht der Realität entspricht. Ich zeige den Schülern Stellenanz­eigen, auf die man sich mit verschiede­nen Ausbildung­en oder Studienabs­chlüssen bewerben kann. Ebenso verweise ich auf die Weiterbild­ungsmöglic­hkeiten. Niemand kann 20 Jahre vorausplan­en. Wir müssen wandelbar sein, lernen lebenslang und sammeln Erfahrunge­n in Bereichen, die uns interessie­ren. pm

OÜber die Möglichkei­ten der berufliche­n Bildung informiert das Bundesmini­sterium für Bildung und Forschung im Rahmen der Kampagne „Du + deine Ausbildung = Praktisch unschlagba­r!“unter www.praktischu­nschlagbar.de

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 ?? Foto: Kurhan/fotolia ?? Schulabsch­luss – und dann? Ausbildung­sberufe gibt es viele. Eine frühzeitig­e Beratung lohnt sich, denn Stärken und Vorlieben sollten in die Berufswahl einfließen.
Foto: Kurhan/fotolia Schulabsch­luss – und dann? Ausbildung­sberufe gibt es viele. Eine frühzeitig­e Beratung lohnt sich, denn Stärken und Vorlieben sollten in die Berufswahl einfließen.
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