Von Null auf Spitzenniveau gespielt
Die Hintergründe des Wasserburger Weges
Günzburg-wasserburg Ein Wunder ist der kometenhafte Aufstieg der Basketballer im TSV Wasserburg während der vergangenen fünf Jahre keinesfalls. Vielmehr ist er, wie die meisten Erfolgsgeschichten, Resultat einer gelungenen Kombination aus knüppelharter Arbeit und ein bisschen Glück, dass der Zeitgeist gerade mitspielt. Fakt ist: Inzwischen tummeln sich beim Günzburger Vorstadtverein 110 Heranwachsende in elf Nachwuchsmannschaften – das ist nach dem TSV Nördlingen die zweitgrößte Basketball-jugend in Schwaben. Hinzu kommen zwei überwiegend mit Jungspunden besetzte Erwachsenen-teams.
Der Erfolg kann sich ebenfalls sehen lassen. Die weibliche U 14 spielt als perspektivreichstes Team der Abteilung derzeit in der Bayernliga. Das ist in dieser Altersklasse das Höchste der Gefühle. Das Ende aber setzt erst der Himmel: Genau diese Mannschaft, so lautet der ehrgeizige Plan von Abteilungsleiter Manfred Mayrhofer, könnte in nicht allzu ferner Zukunft in der U 18-Bundesliga antreten. „Das wäre das nächstliegende sportliche Ziel“, sagt der Spartenchef emotionsfrei.
Tatsächlich könnte weit mehr als bloße Vision hinter den Ankündigungen stecken. Mit Mayrhofer zusammen zieht in Wasserburg immerhin eine Frau die Strippen, die haargenau weiß, wie steil und steinig der Weg zum Erfolg ist. Rita Quinz, einst Bundesligaspielerin und noch früher Mitglied der Jugend-nationalmannschaft, hat, daran besteht überhaupt kein Zweifel, dem Basketball in der Günzburger Vorstadt neues Leben eingehaucht. Die Abteilung, die heuer ihren 40. Geburtstag feierte, lag nämlich im Tiefschlaf, als die Oberbayerin im Spätsommer 2012 nach Schwaben übersiedelte. „Quasi auf der grünen Wiese“habe sie mit einer U12-mannschaft angefangen, berichtet die heute 49-Jährige. Im Hier und Jetzt leuchten die Augen der Trainerin, wenn sie stolz erwähnt, dass sie im Herbst mit fünf Jugendteams zur Sportlerehrung der Stadt Günzburg eingeladen ist.
Ohnehin ist Erfolg im Erfahrungsschatz der früheren Spitzenbasketballerin ein zentraler Motivationsfaktor. Eines ihrer Leitmotive lautet: „Durch Sport gelangt man in die Gesellschaft.“Umso temperamentvoller reagiert Quinz auf mangelnde Ernsthaftigkeit. Wenn beispielsweise der Basketball-verband einen bereits angesetzten Trainerlehrgang abbläst, kann es durchaus vorkommen, dass ihr der Kragen platzt. Ungehalten wird sie auch, wenn sie merkt, dass Jungspunde aus der Generation Z nicht wirklich leistungsorientiert spielen wollen und ihr Talent vergeuden, statt voll auf die Karte Sport zu setzen.
Natürlich sind die beiden Initiatoren des Basketball-aufschwungs nicht allein. Immer wieder fallen in ihren Schilderungen die Namen von Vereinschef Philipp Rauner, Trainer Wolfgang Mohr und Schatzmeisterin Sabine Nistler. Zudem haben die Wasserburger von ihrem Neustart an ungeheuer viel Wert darauf gelegt, unter ihren eigenen Jugendlichen Trainer und Schiedsrichter auszubilden. Das kommt ihnen jetzt zugute, denn 13 Mannschaften benötigen bei allem Engagement natürlich einen ganzen Stab von Betreuern.
Wer in dieser steilen Wachstumskurve Parallelen mit der Leistungsexplosion im Nachwuchshandball des VFL Günzburg erkennen möchte, geht gewiss nicht fehl. Die Macher in beiden Abteilungen stehen in regem Austausch. Und der Wasserburger Weg im Basketball ist auch von ähnlichen Stilmitteln geprägt wie der Günzburger Weg im Handball: Liebe zum Spiel, unendlich viel Fleiß, professionelle Strukturen, ehrgeizige sportliche Ziele, Ausbildung von Trainern und Schiedsrichtern sowie Nachwuchswerbung über persönliche Kontakte und soziale Netzwerke.