Braucht Günzburg noch eine Halle?
Die Basketballer würden gerne weiter wachsen. Angesichts ausgelasteter Anlagen bieten sich aber keine Spielräume. Mit dem Wunsch nach einem Neubau stehen sie nicht allein da
Günzburg Es geht um Sporthallen, ihre Auslastung und ihre Ausstattung. Es geht um derzeit boomende und momentan weniger nachgefragte Sportarten, um alte Rechte und Pflichten, um große Gefühle und kluge Gedanken. Und es geht, wie immer, ums Geld. Es geht um eine Frage dieser Gesellschaft, denn letztlich geht es um uns alle. Das macht Erklärungsversuche oder Lösungsansätze nie einfach. Für das Thema „Wie viele und welche Sporthallen benötigt die Stadt Günzburg und wie sind die vorhandenen Kapazitäten möglichst sinnvoll unter den Nutzern aufzuteilen?“liegt nun allerdings ein neuer, ein konkreter Gesprächsansatz auf dem Tisch. Er heißt schlicht: Neubau. Formuliert haben ihn die Basketball-verantwortlichen im TSV Wasserburg. Für einige ihrer Ideen finden sie Unterstützung beim Chef das Großvereins VFL Günzburg.
Die Basketballer spüren in diesen Tagen vermutlich mehr als alle anderen Nutzer, dass die erst 2014 eröffnete Bruno-merk-sporthalle aus allen Nähten platzt. So wohlgelaunt der Tsv-vorsitzende Philipp Rauner „wir wachsen und wachsen“vermerkt, so sehr schmerzt ihn die begrenzte Aufnahmefähigkeit der Sportstätte. Alternativen tun sich keine auf, denn Basketball benötigt sportart-spezifisch vergleichsweise viel Raum. Und so hört es sich zunächst grundsätzlich plausibel an, wenn die Jugendleiterin und Trainerin der Wasserburger Basketballer das derzeitige Hallenbelegungskonzept in Günzburg kritisiert. Als ehrgeizige Verfechterin ihrer Sache erkennt Rita Quinz in den eingeschränkten und nach derzeitigem Stand auch kaum erweiterbaren Übungsmöglichkeiten natürlich ein Entwicklungshindernis. Das fuchst sie gewaltig und deshalb will die 49-Jährige das Stichwort „Hallenmanagement“weit stärker als bisher in die öffentliche Diskussion einbringen. Zur Begründung führt sie konkret aus: „Die Merk-halle ist eine Ballsporthalle. Da muss keine Skigymnastik rein. Und auch kein Tischtennis. Die kämen prima in anderen Hallen unter. Ich mache den konstruktiven Gesprächsvorschlag, alle vorhandenen Hallen mal gedanklich leer zu räumen und anschließend sinnvoll, das heißt sportartengerecht zu besetzen.“
Dass beispielsweise der Präsident des VFL Günzburg unter „sinnvoll“etwas ganz anderes verstehen könnte, ahnt die 49-Jährige voraus. Und Gerhard Skrebbas entgegnet auch prompt: „Für uns war das ein ganz wichtiger Faktor, dass wir mit Tischtennis und Badminton in die neue Halle konnten. In diesen Abteilungen haben wir seither gute Zuwachsraten.“Natürlich habe er Verständnis für die Bedürfnisse der Basketballer. Er sei jedoch für sein Haus verantwortlich. Und auch da kann er nicht, wie er gerne möchte, betont der Funktionär. Zum Beispiel hege er schon geraume Zeit den Gedanken, Hallenhockey anzubieten – unmöglich angesichts der augenblicklichen Sportstätten-situation. Skrebbas: „Der VFL Günzburg bedauert, dass er aus seinem eigenen Kontingent nichts abgeben kann, da er es selbst nutzen muss, weil er bis zum Grenzwert ausgelastet ist.“Mit einem Blick auf die prall gefüllten Belegungspläne betont Skrebbas, dass der VFL über die ihm zustehenden Zeiten hinaus keine zusätzliche Stunde in der Halle gebucht hat. Achselzuckend fährt er fort: „Das alles ist der Fluch einer erfolgreichen Jugendarbeit.“
Der Großverein ist in Sachen Merk-sporthalle überdies rechtlich abgesichert und allein schon deshalb absolut nicht aufgefordert, das Feld zu räumen. Denn der VFL ist immerhin zu einem Sechstel Miteigentümer an der Dreifachsporthalle, verbunden mit entsprechenden Nutzungsrechten. Zugrunde liegende Urkunden, die damals noch in Zusammenhang mit der altehrwürdigen Jahnhalle unterzeichnet wurden, datieren zurück in die 80erjahre des vergangenen Jahrhunderts. Alle gegenseitigen Rechte „konnten die Stadt und der VFL mit einem notariell beurkundeten Vertrag aus dem Sommer 2017 abschließend regeln“, konkretisiert Julia Ehrlich, Pressesprecherin der Kreisstadt, den Sachverhalt.
So unwahrscheinlich es nach alldem klingen mag, dass sich an den derzeit existierenden, zusätzlich stets zwischen Schul- und Vereinsbedürfnissen pendelnden Verhältnissen Grundsätzliches ändert, so sehr rückt der große Wurf in den Blickpunkt. Wenn es um den Bau einer neuen Großsporthalle geht, der sich im (teureren) Idealfall gar mit einem zukunftsorientierten Zuschauerkonzept verbinden ließe, nehmen Großverein und Vorstadtklub ganz schnell in einem Boot Platz. Skrebbas sagt staatsmännisch: „Wir sind dankbar, wir akzeptieren und honorieren, dass die Stadt die Merk-sporthalle gebaut hat und wir unsere Anwartschaften umsetzen konnten. Aber man darf nie aus den Augen verlieren, dass damit das Hallenthema für Günzburg noch lange nicht erledigt ist.“
Die laut Skrebbas „stressige Situation in der Belegungsfrage“rührt auch daher, dass die Bruno-merksporthalle zwar im Buchstabensinn, aber eben nicht real eine zusätzliche Dreifachturnhalle darstellt. Konkret habe man allenfalls anderthalb Hallenteile gewonnen, da im Vorfeld eine vorhandene Einfachhalle abgerissen worden sei und zusätzlich die Jahnhalle nicht mehr wie früher genutzt werden könne.
Als Vorsitzender des TSV Wasserburg sieht Rauner „auf jeden Fall“Bedarf für eine neue Halle. In diesem Punkt sei er sich mit Skrebbas völlig einig, Wortgefechte über Nutzungszeiten beurteilt er lächelnd als „normales taktisches Geplänkel zwischen Abteilungen.“
Inhaltlich kritisch und beinahe wortgleich argumentieren die Hallensportler, sobald das Gespräch auf Fußball unter dem Dach kommt. So ist etwa der Wasserburger Basketball-spartenchef Manfred Mayrhofer der festen Überzeugung, dass das „Problem Hallenbelegungszeiten“ohne Fußball von ganz allein reichlich Dynamik einbüßen würde. Für Fußball in der Halle hat er schon aus grundsätzlichen Erwägungen kein Verständnis, denn: „Fußball ist eine Freiluftsportart und hat im Sommer Saison, wir und andere sind Hallensportarten und unsere Saison ist im Winter. Da brauchen wir die Hallen – und die Fußballer nehmen sie für Training und Turniere. Und danach jammern sie während des Sommers, dass sie sich im Winter in der Halle verletzt haben.“
Womöglich lohnt es sich in diesem Zusammenhang, konstruktiv über Freilufthallen nachzudenken. „Drinnen draußen sein“– dieses Modell könnte mindestens den Bereich Fußballtraining größtenteils abdecken. Außerdem wäre es zumindest als Zwischenlösung vergleichsweise kostengünstig zu haben. Für Skrebbas ist das „etwas, worüber man nachdenken kann“. Rauner hat sich bereits etwas genauer mit dem Thema beschäftigt und formuliert: „Wenn man von diesen Hallen zwei nehmen, eine nach Wasserburg und eine nach Günzburg stellen würde, hätte man das Ganze abgearbeitet. Die sanitären Anlagen sind im Umfeld da.“ TSV Seeg – SV Unterknöringen 8:8 Stüttgen/huber – Bujok/winterstein 3:0 (11:9, 11:7, 11:8), Schimak/karl – Mengele/schwenk 0:3 (5:11, 6:11, 10:12), Berghausen/gaida – Weißenhorner/mayer 3:2 (11:8, 8:11, 11:7, 7:11, 11:9), Stüttgen – Schwenk 1:3 (9:11, 11:8, 8:11, 5:11), Huber – Mengele 0:3 (10:12, 12:14, 7:11), Schimak – Weißenhorner 3:2 (13:11, 5:11, 11:7, 9:11, 11:1), Berghausen – Bujok 2:3 (12:10, 3:11, 12:10, 0:11, 8:11), Karl – Winterstein 3:2 (9:11, 9:11, 11:6, 16:14, 11:8), Gaida – Mayer 1:3 (11:8, 7:11, 9:11, 3:11), Stüttgen – Mengele 2:3 (11:4, 2:11, 6:11, 11:4, 7:11), Huber – Schwenk 3:0 (11:8, 11:7, 11:8), Schimak – Bujok 3:1 (11:8, 12:10, 6:11, 11:8), Berghausen – Weißenhorner 3:1 (11:7, 8:11, 11:6, 11:4), Karl – Mayer 2:3 (5:11, 6:11, 11:7, 13:11, 9:11), Gaida – Winterstein 3:1 (11:7, 8:11, 11:5, 11:2), Stüttgen/huber – Mengele/schwenk 2:3 (14:12, 6:11, 14:12, 6:11, 8: 11)
„Die Merk-halle ist eine Ballsporthalle. Da muss keine Skigymnastik rein. Und auch kein Tischtennis.“
Rita Quinz, TSV Wasserburg
„Ich kann die Probleme der Wasserburger Basketballer verstehen. Aber ich kann sie nicht beheben.“
Gerhard Skrebbas, VFL Günzburg
„Im Winter brauchen wir die Hallen – und die Fußballer nehmen sie für Training und Turniere.“
Manfred Mayrhofer, TSV Wasserburg