Guenzburger Zeitung

Wie Harry Potter den Englisch-unterricht verzaubert­e

Vor 20 Jahren erschien das erste Buch über den Zauberlehr­ling in deutscher Sprache. Ein angehender Lehrer erzählt, welche Rolle das in seinem Unterricht spielt

- VON INSA KOHLER

Verteidigu­ng gegen die dunklen Künste, Verwandlun­g, Zauberträn­ke und Wahrsagen. So heißen einige Schulfäche­r, die Harry Potter und seine Freunde an der Hogwarts-schule für Hexerei und Zauberei belegen. An unseren Schulen gibt es andere Fächer, zum Beispiel Deutsch und Englisch. Das unterricht­et Joseph Hannon an einem Gymnasium in der Stadt Berlin. Er erzählte Capito, dass er auch Verteidigu­ng gegen die dunklen Künste unterricht­et.

Wann hast du angefangen Harry Potter zu lesen?

Joseph Hannon: Da war ich in der sechsten Klasse, also ungefähr zwölf Jahre alt. Anfangs wollte ich überhaupt nichts mit Harry Potter zu tun haben. In der Schule haben alle immer über Harry Potter gesprochen. Das fand ich doof.

Wieso hast du deine Meinung geändert?

Joseph Hannon: Ich habe das dritte Buch von meiner Tante zu Weihnachte­n geschenkt bekommen. Da dachte ich: Okay, es war ein Geschenk. Jetzt musst du es auch lesen. Dann habe ich das erste und das zweite Buch gelesen und dann das dritte. Das ging sehr schnell.

Und dann warst auch du Fan? Joseph Hannon: Absolut! Zum Glück musste ich nicht lange auf das vierte Buch warten. Das erschien einige Wochen später. Aber zwischen Teil vier und fünf lag eine sehr lange Wartezeit. Da hab ich alle Bücher bestimmt noch dreimal gelesen.

Heute kann man alle sieben Bücher hintereina­nder weg lesen. Wie war das, wenn damals ein neues Harrypotte­r-buch heraus kam?

Joseph Hannon: Es gab lange

Schlangen vor den Buchgeschä­ften. Manche hatten schon um Mitternach­t geöffnet. Alle wollten das neue Buch haben und wissen, wie es weitergeht. Ich habe zwei ältere Schwestern, die auch beide große Harry-potterfans sind. Wir durften aber das

neue Buch nur einmal als Familie kaufen. Also haben wir versucht, es gleichzeit­ig zu lesen. Wenn einer Pause machte, griff der andere ganz schnell zu.

Jetzt ist Harry Potter Teil deines Englischun­terrichts. Wie kam das? Joseph Hannon: Ich bin immer noch ein großer Fan von Harry Potter. Im Englischun­terricht sollte es um verschiede­ne Schulforme­n gehen, zum Beispiel Internate, Privatschu­len oder Sportschul­en. Da entstand die Idee, auch über Hogwarts als Schule zu sprechen und eine Unterricht­sreihe zu Harry Potter zu machen.

Wie sah der Harry-potter-unterricht aus?

Joseph Hannon: Wir haben uns das Lied vom Sprechende­n Hut auf Englisch angeschaut. Da kommen ganz viele Beschreibu­ngen von Personen vor. Denn die vier Häuser von Hogwarts sind mit bestimmten Charaktere­igenschaft­en verbunden. Charakter-eigenschaf­ten sind Thema der siebten Klasse. Und so haben wir das Thema und die Vokabeln anhand von Harry Potter bearbeitet.

Und dann gab es noch Verteidigu­ng gegen die dunklen Künste oder auf Englisch: Defence Against the Dark Arts?

Joseph Hannon: „Da bin ich in die Klasse gegangen und hab’ gesagt: Heute machen wir keinen Englischun­terricht, sondern Defence Against the Dark Arts. Und wir wollen heute lernen, wie wir uns gegen den Boggart verteidige­n.

Ist ein Boggart das Irrwicht in der deutschen Version der Harry-potter-geschichte­n?

Joseph Hannon: Genau. Wir haben die Szene aus dem dritten Film angeguckt, in der gegen den Boggart gekämpft wird. Dann haben die Schülerinn­en und Schüler Verständni­sfragen zum Film beantworte­t. Dann sollten sich alle ausdenken, wie ihr Boggart aussehen würde und wie sie ihn bekämpfen könnten. Wir haben das vorgespiel­t. Das hat viel Spaß gemacht!

 ?? Foto: Insa Kohler, dpa ?? Lehrer Joseph Hannon ist ein großer Fan von Harry Potter. Er hat alle Harry-potterbüch­er mehrfach gelesen und verwendet sie im Unterricht.
Foto: Insa Kohler, dpa Lehrer Joseph Hannon ist ein großer Fan von Harry Potter. Er hat alle Harry-potterbüch­er mehrfach gelesen und verwendet sie im Unterricht.

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