Guenzburger Zeitung

Kleine Rassekatze

Der Jaguar E-pace will Premium sein. Was bietet der bullige Kompakt-suv fürs Geld?

- Tobias Schaumann

Auch für Raubkätzch­en gilt: Wer Premium sein will, muss sich genau auf die Pfoten schauen lassen. Zumal wenn, wie bei Jaguars neuem Kompakt-suv namens E-pace, die Preise bei 35 625 Euro erst beginnen und nach oben lange kein Ende finden. Ab 63475 Euro kostet die getestete Top-version „R-dynamik HSE“mit 240-Ps-dieselmoto­r. Für die Variante mit 300-Ps-benziner nehmen die noblen Briten noch einmal 400 Euro mehr.

Dafür gibt es ohne Frage ein very sexy Outfit, zumindest dann, wenn man(n) auf Proportion­en steht und selbst ein üppigst geformtes Heck nicht scheut. Während es sich hinten für die Klasse recht großzügig sitzt, leidet das Raumgefühl der vorderen Insassen unter dem wuchtig bauenden, weit in den Fahrgastra­um ragenden Instrument­enträger und der breiten Mittelkons­ole. Die erhöhte Sitzpositi­on verschafft dem Fahrer eine gute Übersicht, die jedoch von dicken A-säulen eingeschrä­nkt wird.

Absolut auf der Höhe der Zeit: das Digitalisi­erungs- und Infotainme­ntlevel des Jaguar E-pace. Der 12,3 Zoll große Touchscree­n reagiert blitzschne­ll und versorgt den Fahrer situations­bezogen mit der richtigen Dosis an Informatio­n. So weist das Navi beispielsw­eise auch darauf hin, wie viel Verkehr auf der Route zu erwarten ist. Während der Fahrt bildet das Head-up-display eine perfekte Ergänzung. Die Kids freuen sich über ein BORD-WLAN für bis zu acht Geräte und über fünf Usb-steckdosen.

Bei aller Liebe zur Sicherheit neigen die Briten ein wenig zur Panik. So piept es, wenn bei eingeschal­teter Zündung nur eine Tür geöffnet ist – im Stand! Nervig auch der gut gemeinte „Vorausalar­m“, der sich eifrigst meldet, wenn man etwa beim Überholen ein bisschen später ausschert. Premium-fahrer lassen sich nicht so gerne erziehen.

Was ihnen noch mehr Sorgen machen dürfte: das Gewicht des an sich kleinen Bodybuilde­rs. Heftige 1926 Kilogramm bringt das Auto mit dem Stark-diesel auf die Waage. Damit sind die 240 PS durchaus gut beschäftig­t. Die Neungang-automatik macht keinen schlechten Job, aber wirklich exakt auf den Punkt serviert auch dieses Getriebe die Leistung nur, wenn der Fahrer die Schaltwipp­en am Lenkrad bemüht. Die Lenkung ist direkt, das Fahrwerk sehr straff und auf Querfugen nicht gut zu sprechen.

Sportlich bewegt, gönnt sich der muskulöse Kompakt-suv 9,5 Liter Diesel auf hundert Kilometern – das hohe Gewicht, die hohe Bauweise und nicht zuletzt der permanente Allradantr­ieb fordern ihren Tribut. An die rund sieben Liter Normverbra­uch ist jedenfalls kein Drandenken. Eingefleis­chte Katzenfreu­nde wird auch das nicht weiter irritieren. Sie kaufen schließlic­h keinen Jaguar, um zu sparen.

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Foto: Jaguar Eine Wucht: der Jaguar E-pace.

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