Siegerfreude und Schiedsrichterschelte
Bayernliga Der Erfolg der Günzburger Handballer ist in mehrfacher Hinsicht ein Trostpflaster
Landshut Es war das dritte Auswärtsspiel dieser noch jungen Bayernliga-Runde und endlich standen die Günzburger Handballer von Beginn an so auf der Platte, wie es sich seine Fans wünschen und wie es seinem Selbstverständnis entspricht. Hellwach, kampfstark, voller Respekt und fokussiert trat das Team von Trainer Stephan Hofmeister bei der TG Landshut an. Am Ende stand ein schöner 30:25-Erfolg auf der Anzeigentafel. Siegerfreude wollte freilich nicht recht aufkommen, denn die Weinroten haderten mächtig mit den Unparteiischen Wolfgang Balzer und Heiko Schreiner. Vor allem die Rote Karte gegen ihren Regisseur Nicolai Jensen wurmte die Gäste nachhaltig.
Es lief die 20. Minute, die Gastgeber führten 9:8, als sich ein Landshuter zu einer üblen Tätlichkeit gegen Jensen hinreißen ließ. Selbst im Fallen löste er den Griff gegen den VfL-Spielmacher nicht. Es folgten Rudelbildung, Spielunterbrechung, Kraftprotzerei, Szenen, die kein Mensch sehen will. Und kaum hatte der gesunde Menschenverstand wieder das Sagen, traten die Schiedsrichter auf den Plan: Statt dem Verursacher die Blaue Karte zu zeigen, wie es für Tätlichkeiten dieser Art vorgesehen ist, zeigten sie ihm und gleichzeitig Jensen den roten Karton. „Unverhältnismäßig“, wie Hofmeister monierte. Kräftig zur Deeskalation trug in dieser Szene der Landshuter Trainer Markus Böhner bei, der sich für den Vorfall entschuldigte. Nach der Partie sprach Hofmeister dann davon, dass der Auswärtssieg „in der Höhe verdient und dem Fair-play-Spieler Nicolai Jensen Trost war nach der Tätlichkeit und dem unverschuldeten Zuschauen-Müssen.“
In Landshut zeigte die Günzburger Mannschaft ein paar Tage nach dem arg enttäuschenden Auftritt in Haunstetten professionelle Anpassungsfähigkeit an das AuswärtsUmfeld und die spielerisch wie kämpferisch richtige Antwort. Dabei lag zu Beginn der Partie meistens der Gastgeber vorn, letztmalig beim 12:11 (23.). Ausgeglichen wurde in dieser Phase gekämpft. VfL-Torwart Patrick Bieber war ein sicherer Rückhalt und hielt unter anderem zwei Siebenmeter. Die mitgereisten Fans hatten schon früh das Gefühl, dass die VfL-Abwehr an diesem Tag dem Spiel ihren Stempel aufdrücken könnte. Der VfL blieb auch konzentriert, als er urplötzlich ohne Gestalter dastand. Nach dem 11:11 durch Pascal Buck konnten die Günzburger immer wieder mit einem Treffer in Führung gehen. Der erste ZweiTore-Vorsprung gelang in der 30 Minute. Jakob Hermann mit einem 90-Grad-Dreher und Michael Jahn mit einem Rückraumkracher schafften das 17:15 zur Halbzeit.
In der Kabine gab es einiges zu besprechen. Routinier Manuel Scholz musste nun schließlich das Spiel organisieren. Doch auch in dieser Rolle fühlte er sich wohl. Ab der 35. Minute fiel bereits die Entscheidung. Die VfL-Defensive machte zu. Die Spieler der Turngemeinde kamen nicht mehr durch. In den nächsten sieben Minuten gelang den Gästen ein 5:0-Tore-Lauf. Das 23:16 durch der sehr starken Raphael Groß war ein sicherer Vorsprung. Etwas Spannung kam erst wieder ab der 53. Minute auf, als Michael Jahn beim Stand von 26:21 wegen eines Allerweltfouls Überraschungs-Rot sah. Das machte der mittlerweile überlegenen VfL-Mannschaft noch einmal Schwierigkeiten. Zwei Gegentore durch Matthias Müller bedeuteten beim 23:26 Schlagdistanz. Es war auch der Zeitpunkt, da die Schwaben mit feinsinnigen Kunstwürfen am harten Holz scheiterten. Doch Jonas Lehr blieb cool und beseitigte mit seinem 27:23 letzte Zweifel.
VfL Günzburg Bieber, Mendle; Knittl (6/3), M. Jahn (2), S. Jahn, Buck (2), Leix, J. Hermann (2), Groß (6), Jensen, Lehr (4/1), N. Hermann (3), Jäger (3), Scholz (2)