Guenzburger Zeitung

„Hoppen“von Bühne zu Bühne

Nacht der Kultur In Ichenhause­n gibt es sechs Stunden Programm nonstop – von anregend bis entspannen­d. Auch das Finale im Dilldapper­saal präsentier­t sich bunt gemischt

- VON PETER WIESER

Ichenhause­n Bürgermeis­ter Robert Strobel sollte recht behalten, als er am Samstag im Festsaal des Unteren Schlosses in Ichenhause­n die zweite „Nacht der Kultur“eröffnete: „Viel Spaß beim ,Hoppen’ von Veranstalt­ung zu Veranstalt­ung.“Dies bedeutete: sechs Stunden Kultur am Stück, gleichzeit­ig und sozusagen auf einem Fleck, mit brillanten Musikern, interessan­ten wie auch unterhalts­amen Führungen und Lesungen, endend mit entspannen­dem Irish Folk.

Den Auftakt fand die „Nacht der Kultur“mit dem Stück „Caribbean Express“, präsentier­t von der zehnjährig­en Kim aus Langenau auf der Trompete, Bezirkssie­gerin bei „Jugend musiziert“und begleitet von Pianistin Stephanie Knauer aus Augsburg. Für „festliche Klänge im Festsaal“sorgte das Trompetent­rio mit Mitorganis­ator Thomas Seitz zusammen mit Clemens Garmatter und Henrik Dinort mit den „Aufzugsmus­iken aus Schnaitsee“– bekannte Musik, die früher beim Aufzug von Fürsten gespielt wurde und die gleicherma­ßen der Eröffnung einen würdigen Rahmen verlieh.

Die Schauplätz­e der „Nacht der Kultur“waren der Dilldapper-Saal, der Mehrzweckr­aum des Bayerische­n Schulmuseu­ms und der Festsaal des Unteren Schlosses selbst. Weiter führte Johanna Haug durch die neugestalt­ete Dauerausst­ellung des Bayerische­n Schulmuseu­ms, während Stadtarchi­varin Claudia Madel-Böhringer im Rosskammha­us unter dem Motto „konservier­t im Karton“einen Einblick gab, was und wie denn in Ichenhause­n so alles archiviert wird.

Doch zurück zu den Künstlern. Dadurch, dass diese mehrmals und zeitverset­zt auftraten, konnten sich die im Laufe des Abends immer mehr werdenden Besucher ganz nach ihrem eigenen Geschmack ihr Programm selbst zusammenst­ellen. Dies reichte von Klassik bis Tango mit Andreas Schmalhofe­r am Cello – 2014 erspielte er sich den ersten Bundesprei­s bei „Jugend musiziert“, außerdem ist er Preisträge­r verschiede­ner internatio­naler Preise – zusammen mit Pianistin Stephanie Knauer. Frischen Jazz kombiniert mit moderner Klassik präsentier­te das Ensemble „Euphonic Brass“, fünf Musiker aus dem Raum Karlsruhe, Trossingen und Ulm, die alle an renommiert­en Musikhochs­chulen studieren. Einen Blick in Film- und Musicals, darunter „A little Night Music“gab Thomas Seitz mit Stephen Sondheims „Send in the Clowns“, ebenfalls von Stephanie Knauer begleitet. Franziska Kögel aus Illertisse­n überzeugte die Besucher nicht nur mit der Klangvielf­alt des Marimbafon­s, bei ihr erfuhren diese auch noch eine ganze Menge über die Eigenheite­n über das bei uns nicht allzu verbreitet­e Instrument. Und wem nach 20erJahre-Chansons zumute war, der lag bei Alexandra Jörg genau richtig: Begleitet von Klaus Besemer am Piano, erzählte sie von erfolglose­r Partnersuc­he – „Ham se nich einen Mann für mich?“– und davon, dass der liebe Onkel Doktor das Küssen verboten habe. Bei den Texten der Neuen Bühne Ichenhause­n von Gerhard Polt, rasiermess­erscharf auf bayerisch verzinktem Hochdeutsc­h, war klar: Der FC Bayern wird in diesem Jahr absteigen.

„Ich bin ganz begeistert, gerade wegen der kurzen Wege“, bemerkte Gerlinde Schweiger. Und die Fleischpfl­anzerl im Semmel rundeten das Ganze hervorrage­nd ab, fügte sie scherzend hinzu. „Ich finde es toll, dass man eine so große Vielfalt geboten bekommt“, sagte Irmgard Bissinger eine gebürtige und in Augsburg lebende Ichenhause­rin, die extra zur Nacht der Kultur gemusik kommen war. Trotz dem, dass alle Orte so nahe beieinande­r lagen: So ein „Hoppen“kann auch ganz schön anstrengen. Dafür fand sich die Möglichkei­t, die ganze Kultur aufzuarbei­ten und ein bisschen zu entspannen. Am Ende kamen wieder so gut wie alle Besucher im Dilldapper-Saal zusammen und konnten sich ganz den irischen Folksongs des Akustik-Projekts Attila & Friends widmen: drei bunt gemischte Musiker aus Barcelona, Augsburg und Pfaffenhof­en um den Sänger und Songwriter Attila Tapolczai aus Budapest. „Es hat sich rundum rentiert“, erklärte Heidi Schneid, eine weitere Ichenhause­rin.

 ?? Fotos: Peter Wieser ?? Entspannen bei Bluegrass und Irish Folk: Mit Attila & Friends war der Dilldapper-Saal am Ende der „Nacht der Kultur“noch einmal bestens gefüllt.
Fotos: Peter Wieser Entspannen bei Bluegrass und Irish Folk: Mit Attila & Friends war der Dilldapper-Saal am Ende der „Nacht der Kultur“noch einmal bestens gefüllt.
 ??  ?? Mitglieder der Neuen Bühne Ichenhause­n stellten bei Texten von Gerhard Polt klar: Der FC Bayern wird absteigen. Womöglich steigen die 1860er dann sogar auf – wer weiß?
Mitglieder der Neuen Bühne Ichenhause­n stellten bei Texten von Gerhard Polt klar: Der FC Bayern wird absteigen. Womöglich steigen die 1860er dann sogar auf – wer weiß?
 ??  ?? Mit Sängerin Alexandra Jörg, begleitet von Klaus Besemer am Flügel, konnten sich die Besucher musikalisc­h in die 1920er Jahre entführen lassen.
Mit Sängerin Alexandra Jörg, begleitet von Klaus Besemer am Flügel, konnten sich die Besucher musikalisc­h in die 1920er Jahre entführen lassen.

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