„Hoppen“von Bühne zu Bühne
Nacht der Kultur In Ichenhausen gibt es sechs Stunden Programm nonstop – von anregend bis entspannend. Auch das Finale im Dilldappersaal präsentiert sich bunt gemischt
Ichenhausen Bürgermeister Robert Strobel sollte recht behalten, als er am Samstag im Festsaal des Unteren Schlosses in Ichenhausen die zweite „Nacht der Kultur“eröffnete: „Viel Spaß beim ,Hoppen’ von Veranstaltung zu Veranstaltung.“Dies bedeutete: sechs Stunden Kultur am Stück, gleichzeitig und sozusagen auf einem Fleck, mit brillanten Musikern, interessanten wie auch unterhaltsamen Führungen und Lesungen, endend mit entspannendem Irish Folk.
Den Auftakt fand die „Nacht der Kultur“mit dem Stück „Caribbean Express“, präsentiert von der zehnjährigen Kim aus Langenau auf der Trompete, Bezirkssiegerin bei „Jugend musiziert“und begleitet von Pianistin Stephanie Knauer aus Augsburg. Für „festliche Klänge im Festsaal“sorgte das Trompetentrio mit Mitorganisator Thomas Seitz zusammen mit Clemens Garmatter und Henrik Dinort mit den „Aufzugsmusiken aus Schnaitsee“– bekannte Musik, die früher beim Aufzug von Fürsten gespielt wurde und die gleichermaßen der Eröffnung einen würdigen Rahmen verlieh.
Die Schauplätze der „Nacht der Kultur“waren der Dilldapper-Saal, der Mehrzweckraum des Bayerischen Schulmuseums und der Festsaal des Unteren Schlosses selbst. Weiter führte Johanna Haug durch die neugestaltete Dauerausstellung des Bayerischen Schulmuseums, während Stadtarchivarin Claudia Madel-Böhringer im Rosskammhaus unter dem Motto „konserviert im Karton“einen Einblick gab, was und wie denn in Ichenhausen so alles archiviert wird.
Doch zurück zu den Künstlern. Dadurch, dass diese mehrmals und zeitversetzt auftraten, konnten sich die im Laufe des Abends immer mehr werdenden Besucher ganz nach ihrem eigenen Geschmack ihr Programm selbst zusammenstellen. Dies reichte von Klassik bis Tango mit Andreas Schmalhofer am Cello – 2014 erspielte er sich den ersten Bundespreis bei „Jugend musiziert“, außerdem ist er Preisträger verschiedener internationaler Preise – zusammen mit Pianistin Stephanie Knauer. Frischen Jazz kombiniert mit moderner Klassik präsentierte das Ensemble „Euphonic Brass“, fünf Musiker aus dem Raum Karlsruhe, Trossingen und Ulm, die alle an renommierten Musikhochschulen studieren. Einen Blick in Film- und Musicals, darunter „A little Night Music“gab Thomas Seitz mit Stephen Sondheims „Send in the Clowns“, ebenfalls von Stephanie Knauer begleitet. Franziska Kögel aus Illertissen überzeugte die Besucher nicht nur mit der Klangvielfalt des Marimbafons, bei ihr erfuhren diese auch noch eine ganze Menge über die Eigenheiten über das bei uns nicht allzu verbreitete Instrument. Und wem nach 20erJahre-Chansons zumute war, der lag bei Alexandra Jörg genau richtig: Begleitet von Klaus Besemer am Piano, erzählte sie von erfolgloser Partnersuche – „Ham se nich einen Mann für mich?“– und davon, dass der liebe Onkel Doktor das Küssen verboten habe. Bei den Texten der Neuen Bühne Ichenhausen von Gerhard Polt, rasiermesserscharf auf bayerisch verzinktem Hochdeutsch, war klar: Der FC Bayern wird in diesem Jahr absteigen.
„Ich bin ganz begeistert, gerade wegen der kurzen Wege“, bemerkte Gerlinde Schweiger. Und die Fleischpflanzerl im Semmel rundeten das Ganze hervorragend ab, fügte sie scherzend hinzu. „Ich finde es toll, dass man eine so große Vielfalt geboten bekommt“, sagte Irmgard Bissinger eine gebürtige und in Augsburg lebende Ichenhauserin, die extra zur Nacht der Kultur gemusik kommen war. Trotz dem, dass alle Orte so nahe beieinander lagen: So ein „Hoppen“kann auch ganz schön anstrengen. Dafür fand sich die Möglichkeit, die ganze Kultur aufzuarbeiten und ein bisschen zu entspannen. Am Ende kamen wieder so gut wie alle Besucher im Dilldapper-Saal zusammen und konnten sich ganz den irischen Folksongs des Akustik-Projekts Attila & Friends widmen: drei bunt gemischte Musiker aus Barcelona, Augsburg und Pfaffenhofen um den Sänger und Songwriter Attila Tapolczai aus Budapest. „Es hat sich rundum rentiert“, erklärte Heidi Schneid, eine weitere Ichenhauserin.