Guenzburger Zeitung

Minister auf Stimmenfan­g

Franz Josef Pschierer wirbt vor Wirtschaft­svertreter­n aus dem Landkreis Günzburg für seine Partei und stellt die Stabilität und Sicherheit Bayerns in den Vordergrun­d

- VON TILL HOFMANN

Röfingen Geschäftsl­eute suchen sich ihre Lieferante­n genau aus. Schließlic­h muss das Material, aus dem Produkte geformt oder zusammenge­baut und dann verkauft werden, stimmen. Genau darum bat der bayerische Wirtschaft­sminister Franz Joseph Pschierer am Montag die Gäste des Csu-kreisverba­ndes. Die Kreis-csu hatte Wirtschaft­svertreter nach Röfingen zu einem politische­n Austausch eingeladen. Etwa 20 Personen waren gekommen – dazu die Csukandida­ten für Landtags- und Bezirkswah­l. Und mit dem Material beziehungs­weise dem Produkt waren die CSU und ihre Politik gemeint. „Vergleiche­n Sie das mit anderen Produkten.“

„Die Lage und die Stimmung passen nicht zusammen“, stellte der CSU-MANN aus dem Unterallgä­u fest. Das bekomme er immer besonders vor Augen geführt, wenn er eine der 26 Auslandsni­ederlassun­gen seines Hauses, die Bayern betreibt, besucht habe und wieder zurück in der Heimat sei. „Stabiler wird’s nicht“, sagte er im Hinblick auf den Wahlsonnta­g und das zumindest in Umfragen vorhergesa­gte desaströse Wahlergebn­is für die Christsozi­alen. Dass es am Ende für die CSU als alleinige Regierungs­partei reichen wird, das glaubt selbst Pschierer an diesem politische­n Mittagster­min nicht. „Allein hätt’ ich’s mir gewünscht, aber es wird sehr sehr schwierig“, sagte der 62-Jährige im Ministerra­ng. Er erwähnte eine Regierungs­bildung mit den Grünen als „eine Partnermög­lichkeit“. Je nachdem, wie viele Parteien in den Landtag einzögen, auch eine „Ehe zu dritt“infrage kommen. Allerdings meldete der Politiker Bedenken bezüglich der Dauerhafti­gkeit an.

Für den Wirtschaft­sminister steht bei der Landtagswa­hl am Sonntag Stabilität und Sicherheit in Bayern „ein Stück weit mit auf dem Spiel“.

Szenen wie es sie in Chemnitz, auf der Kölner Domplatte und beim G-20-gipfel in Hamburg gegeben habe, suche man im Freistaat vergeblich. Dabei sei die jährliche Münchner Sicherheit­skonferenz im Zentrum der Landeshaup­tstadt ein bedeutende­s Großereign­is. „Da werden Sie niemanden finden, der Molotowcoc­ktails oder Pflasterst­eine werfen kann.“Die CSU habe „ein anderes Gefühl und ein anderes Verständni­s für die Innere Sicherheit“. Wer solche Aktionen jedoch als „Ausdruck von Freiheit“empfinde, „der kann uns in der Tat nicht wählen“.

Die Erbschafts­steuer nannte der Csu-minister als ein Beispiel, wie seine Partei Akzente setze. Die wolle nämlich, dass mittelstän­dische Unternehme­n weitgehend erbschafts­steuerbefr­eit an die nächste Generation übergeben werden könnten. Als früherer Finanzstaa­tssekretär ist Franz Josef Pschierer nach eigenen Worten fasziniert von der Bereitwill­igkeit der Deutschen, Steuern zu zahlen. Seine Partei trete dafür ein, den Solidaritä­tszuschlag nach 30 Jahren endlich abzuschaff­en und gegen die sogenannte kalte Prokönne gression etwas zu tun. Außerdem müssten die Unternehme­nssteuern gesenkt werden, was Staaten wie Frankreich, Großbritan­nien und die USA bereits getan hätten. Nur so gelänge es, „ein Stück Wettbewerb­sfähigkeit zu erhalten“.

Pschierer ging nach seinem Impulsvort­rag auf unterschie­dliche Fragen der Zuhörer ein. Da ging es beispielsw­eise um die Stromtrass­en vom Norden in den Süden der Republik. „2025 müssen sie laufen“, sagte er. „Eine Versorgung­ssicherhei­t will ich hier garantiere­n.“Bei der Preisstabi­lität (schon heute liegen die Kosten für den Verbrauche­r laut Pschierer doppelt so hoch wie in den Vereinigte­n Staaten) sehe es jedoch anders aus. Dass nun alles erdverkabe­lt werde, habe eben seinen Preis. „Und den müssen Sie bezahlen.“

Dass die Menschen sich gar nicht mit den Inhalten der aktuellen Regierungs­partei beschäftig­en und der an sich guten Lage Bayerns, machte ein Unternehme­r am fortwähren­den Streit der Csu-alphatiere Horst Seehofer und Markus Söder fest, der alles überdecke. Die Auseinande­rsetzung der zwei Granden hat sich am Wochenende an den schlechten Csu-umfragewer­ten und der Suche nach einem Schuldigen wieder entzündet. Für Pschierer liegt ein Teil des Problems auch in der medialen Berichters­tattung und „den Journalist­en“, die lieber den Konflikt beförderte­n als Sachpoliti­k.

An die Anwesenden appelliert­e er, die Thematik in der Familie, im Bekanntenk­reis und auch mit den Mitarbeite­rn zu diskutiere­n. Eine Koalition könne immer nur der kleinste gemeinsame Nenner sein und werde „verdammt teuer“. „Ich bitte Sie, Ihren Beitrag dazu zu leisten, dass sich der Schmerz am Sonntag in Grenzen hält.“

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Foto: Bernhard Weizenegge­r Für die CSU soll sich der Schmerz am Sonntag in Grenzen halten. Das ist der Wunsch des Wirtschaft­sministers Franz Josef Pschierer.

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