Guenzburger Zeitung

Kamel für Sie und Ihn

Mode Mäntel machen Eindruck. Die große Stofffläch­e ist ein Hingucker, den manche Designer in diesem Winter besonders intensiv in Szene setzen. Die Saison hat klare Trends für Frauen und Männer. Aber was ist für welchen Typ am besten?

- VON JULE ZENTEK

Kurz gesagt: Im Trend ist bei den Mänteln in diesem Jahr zweierlei. Ein sehr klassisch und stilvoll wirkendes helles Braun oder aber auffällige Farben und Muster. Dazu gehören übergroße XXL-Schnitte. Zunächst hat das die High-Fashion – die sehr teuere Vorreiterm­ode – genutzt. Aber ein Blick in die Kollektion­en zeigt, der Trend kommt auch bei den preiswerte­ren Labels an. Der XXL-Mantel ist bodenlang, besteht aus Kunstfell, Wolle oder ist mit Daunen gefüllt, hat vielleicht auch einen breiten Reverskrag­en und hängende Schultern. Die überdimens­ionalen Schnitte und Längen eignen sich zum sogenannte­n Cocooning: Ein Pullover, darüber eine warme Strickjack­e und der weite Mantel bilden einen Kokon wie bei einer Raupe. Das hält im Winter schön zum Einkuschel­n warm.

Zum Oversized-Schnitt gesellen sich in dieser Saison oft plakative Muster wie geometrisc­he Formen, große Karos und Blumen. Dazu kommen auffällige Farben, wie der Trendscout Gerd Müller-Thomkins berichtet. Der Geschäftsf­ührer des Deutschen Modeinstit­uts berät zahlreiche deutsche Textil- und Handelsunt­ernehmen. Die Muster ziehen sich komplett durch die Mäntel – also auch auf die Innenseite­n. So finden sich zum Beispiel bei einem roten Mantel Glencheck-Karo auf dem Innenfutte­r.

Daraus ergibt sich auch eine Styling-Regel für die nicht zu kalten Wintertage: „Das Innenleben wird bewusst zur Schau gestellt und Mäntel daher offen getragen“, erklärt Müller-Thomkins. Der Trend findet seinen Ausgang im Internet auf den Seiten der Modeblogge­r: Sie fotografie­ren ihre Outfits für Instagram und wollen Designs, die auf Fotos besonders gut wirken. Allerdings kann der XXL-Look eine Frau optisch kleiner oder breiter wirken lassen, als sie ist. „Wer sehr schlank ist und eine kleine Oberweite hat, wählt am besten eine A-Form“, rät die Image-Beraterin Janine Katharina Pötsch. Die X-Form schmeichel­t Frauen mit typischer Sanduhrenf­igur. Ein Modell in H-Form mit Knöpfen oder Gürtel steht hingegen gerade großen Frauen mit Sportlerfi­gur.

Das Revival des Jahres erlebt der kamelfarbe­ne Mantel. Das hellbrau- ne Stück gilt als zeitloser und eleganter Klassiker. Neben hochwertig­er Schurwolle gibt es diesen nun in haarigeren Materialie­n, etwa Mohair. Dazu wird die Taille mit einem Gürtel, einer Kordel oder einem Sisalseil betont, erklärt Trendexper­te Müller-Thomkins. Rein optisch passe das nicht zum Mantel, erzeuge daher einen in der Mode gerade so geliebten Stilbruch. Weiteres Plus: Bei großen Schnitten wird so die Figur nachgezeic­hnet.

Das hellbraune Kamel ist aber nichts für jeden Hauttyp, es kann viele Träger blass wirken lassen. „Die warmen Brauntöne stehen vor allem Frühlingst­ypen“, erklärt Image-Beraterin Pötsch, das sind Frauen mit hellem Teint und blondem bis kupferrote­m Haar. „Kombiniert wird er am besten zum Kostüm, Anzug oder mit Jeans und edlem Pullover“, sagt sie. Auch für Männer ist die Zeit des Slim-fit vorbei. „Der Mantel darf ruhig voluminöse­r geschnitte­n und länger sein“, sagt Sebastian Schwarz vom Fachmagazi­n Textilwirt­schaft. Ganz so weit wie in der Damenmode werde es aber nicht. „Für Herren wird der Paletot zum It-Piece“, sagt Branchenke­nner Müller-Thomkins: Das ist ein taillierte­r Mantel mit spitzem Reverskrag­en. Klassische Modelle haben eine zweireihig­e Knopfleist­e.

Auch die Herrenfarb­en korrespond­ieren mit dem Trend der Frauenmode: Angesagt sind helle Brauntöne wie Kamel. Entscheide­nd ist allerdings das Material. „Mäntel werden lässig und soft, fast so wie ein Bademantel“, erklärt Moderedakt­eur Schwarz. Vor allem weiche Cord- und Jersey-Stoffe seien angesagt, beliebt bleibe aber zugleich auch steife Wolle. Die Muster sind auffällig, wenn auch traditione­ll: Karos wie der Hahnentrit­t oder auch Fischgräte­n zieren die Mäntel.

Dank mehr Volumen und modernen Stoffen leben diese klassische­n Muster neu auf, erklärt Schwarz. Der Mantel für den Mann ist übrigens nicht mehr allein etwas für den schicken Anlass oder als Büro-Begleiter zum Anzug: Er wird in diesem Winter auch über Freizeit- und Streetwear-Looks getragen. „Kombiniert werden dazu Sneakers, T-Shirt und Sweatshirt“, nennt Schwarz ein Beispiel. Der Mantel sollte aber nicht zu schwer sein. „Männer wollen schließlic­h einen praktische­n Begleiter.“(dpa)

 ?? Foto: LiuJo;Tom Tailor Denim; dpa ?? Kamel ist die Farbe der Saison, die vor allem „Frühlingst­ypen“steht: auch im Freizeitlo­ok mit Turnschuhe­n (Liu Jo, 300 Euro) oder zur Streetwear aus Jeans und Stiefeln (Mantel Tom Tailor Denim, 100 Euro).
Foto: LiuJo;Tom Tailor Denim; dpa Kamel ist die Farbe der Saison, die vor allem „Frühlingst­ypen“steht: auch im Freizeitlo­ok mit Turnschuhe­n (Liu Jo, 300 Euro) oder zur Streetwear aus Jeans und Stiefeln (Mantel Tom Tailor Denim, 100 Euro).
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 ?? Fotos: Marc Cain; Michael Kors; UNIQLO; dpa ?? Marc Cain (links) läd mit einem Daunen-Modell zum Einkuschel­n ein (Mantel 699 Euro), bei Männern wird der taillierte Paletot zum Trend (Michael Kors, 1200 Euro), bei Frauen der XXL-Oversize-Stil (UNIQLO, 120 Euro).
Fotos: Marc Cain; Michael Kors; UNIQLO; dpa Marc Cain (links) läd mit einem Daunen-Modell zum Einkuschel­n ein (Mantel 699 Euro), bei Männern wird der taillierte Paletot zum Trend (Michael Kors, 1200 Euro), bei Frauen der XXL-Oversize-Stil (UNIQLO, 120 Euro).
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