Wie gut sind die „Höhle der Löwen“-Produkte?
Fernsehen Wer Artikel der Vox-Sendung direkt kauft, bezahlt laut Verbraucherschützer oft mit hohen Preisen und Enttäuschungen. Was der TV-Sender, eine Investorengruppe und ein Gründer zu der Kritik sagen
Augsburg Kerzen in alten Champagnerflaschen, eine Bügelhilfe für Hemdenärmel oder eine AntiSchnarchhilfe zum Umschnallen: Woche für Woche präsentieren Start-ups gerade wieder ihre Ideen vor einem Millionenpublikum und hoffen auf Deals mit den Investoren. Die „Die Höhle der Löwen“läuft mittlerweile in der fünften Staffel und hat eine treue Fangemeinde. Die „Löwen“Dagmar Wöhrl, Georg Kofler, Carsten Maschmeyer, Ralf Dümmel, Judith Williams und Frank Thelen sind selbst zu Stars geworden.
Der Hype um die Produkte endet allerdings nicht nach der Sendung, sondern geht in den Geschäften weiter. Supermärkte und Discounter bieten die Waren aus der Sendung mit einem goldenen „Höhle der Löwen“-Logo an. Viele Produkte wie die Bio-Suppen der Firma „Little Lunch“aus Augsburg haben so den Durchbruch geschafft.
Nun gibt es Kritik an einigen Artikeln aus der Sendung. Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen zweifelt daran: „Wer sofort zugreift, muss seine Neugier oft mit hohen Preisen und auch Enttäuschungen bezahlen.“Experten der Verbraucherzentrale schauten sich die Kommentare zu zehn LöwenProdukten auf Amazon genauer an. Ihr Fazit: Miese Bewertungen und hunderte böser Kommentare. „Im TV-Verkauf werden die Artikel von den Entwicklern immer schön vorgestellt und die Vorteile präsentiert“, sagt Georg Tryba von der Verbraucherzentrale NordrheinWestfalen. Kundenrezensionen zeigen laut Tryba jedoch das Gegenteil.
Beispiele mit vielen schlechten Bewertungen sind nach Angaben der Verbraucherzentrale die „Abflussfee“, ein Verschlussstopfen mit Duftstein, und der Reparaturstift „Blufixx“. Bei beiden Produkten finden sich tatsächlich negative Kommentare wie „völliger Müll“und „leider billigst Schrott“. Es gibt aber auch viele Fünf-Sterne-Bewertungen. Die Abflussfee wird auf Amazon insgesamt mit 3,1 von fünf Sternen bewertet, „Blufixx“mit 2,5 von fünf.
Auch ProtectPax, ein flüssiger Displayschutz für Handys, hält laut Verbraucherzentrale ihr Werbever- „100 Prozent Bruch- und Kratzsicherheit“nicht. Zusätzlich werde das Produkt von den Kunden verrissen.
Unternehmer Ralf Dümmel hat in der Show sowohl in den Displayschutz als auch in die „Abflussfee“investiert. Sein Unternehmen DS Produkt, das die Artikel auch vertreibt, zeigte sich auf Anfrage unserer Zeitung überrascht von dem Bericht. Bei vielen Produkten überwiegen laut Unternehmen die positiven Kommentare. Der Fernsehsender sagte in einem Statement, es sei nicht nachvollziehbar, wie die Verbraucherzentrale zu ihrem Pauschalurteil kommt. Nach Recherchen von sind 72 Prozent der Amazon-Bewertungen für ProtectPax positiv.
Dinko Jurcevic, Geschäftsführer von „Blufixx“, ärgert sich ebenfalls. Er sagt, der Bericht stelle seine Marke mit anderen zusammen populistisch in ein schlechtes Licht. Für sein Produkt gebe es die gesamte Bandbreite an Kommentaren: „Von hochzufrieden – bis eben auch negativ.“
Neben den schlechten Bewertungen sah sich die Verbraucherzentrasprechen le auch die Preispolitik der LöwenProdukte an. „Die Preisempfehlungen (UVP) sind offenbar nicht realistisch“, kritisiert Tryba. Sie seien sehr hoch angesetzt. Das zeige der offizielle „Höhle der Löwen“-Shop auf Ebay. Dort seien Produkte der vergangenen Staffel bis zu 50 Prozent, teilweise auch mehr reduziert. Als Beispiel nennt die Verbraucherzentrale das Dreier-Set Einbruchsicherung „Fensterschnapper“, das auf Ebay nur noch 19,99 Euro statt 119,99 Euro kostet. Auch hier wehrt sich das Unternehmen DS Produkte. Es gebe manchmal Produkte, die nicht so gut laufen wie erhofft. „Eine Preisreduzierung ist dann ein absolut handelsüblicher Vorgang, um den Abverkauf von Restbeständen zu fördern“, sagt das Unternehmen.
Ein weiterer Kritikpunkt der Verbraucherzentrale: Es sei „befremdlich“, dass auch Start-ups, deren Produkte in der Sendung durchgefallen sind, mit dem „Höhle der Löwen“-Logo werben. Laut dürfen jedoch nur Firmen, die einen Deal abgeschlossen haben, das Logo verwenden.
Dass das Logo unerlaubt verwendet wird, passiert öfter als gedacht. Im September berichtete das Magazin zur Show, dass Unternehmen in sozialen Netzwerken vorgeben, in der TV-Sendung dabei gewesen zu sein und so Millionen umsetzen.
Die Verbraucherzentrale erklärt außerdem, dass Produkte „wie von Zauberhand“bereits am Tag nach Ausstrahlung in den Geschäften verkauft werden. Laut DS Produkt wird die Show jedoch fünf bis sechs Monate vorab aufgezeichnet. Es sei nicht verwunderlich, dass die Produkte am Tag nach der Sendung auf den Markt gebracht werden.