Guenzburger Zeitung

Kroos gegen Ballack

Fußball Der Nationalsp­ieler nimmt Joachim Löw gegen Vorwürfe des ehemaligen DFB-Kapitäns in Schutz. Dieser hatte die Ablösung des Bundestrai­ners gefordert

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Berlin Führungskr­aft Toni Kroos und die Angriffsho­ffnung Timo Werner haben Bundestrai­ner Joachim Löw die richtigen Reaktionen nach dem WM-Debakel in Russland bescheinig­t. Es könne sein, dass das Verhältnis von einem Trainer zu einer Mannschaft ein paar neue Reize brauche. „Aber die können manchmal auch vom selben Trainer kommen, wenn er sich hinterfrag­t. Das hat er getan“, sagte Kroos vor den Nations-League-Spielen der Nationalma­nnschaft in den Niederland­en und in Frankreich.

„Natürlich hat er sich weiterentw­ickelt. Er redet noch mehr mit den Spielern“, berichtete der Leipziger Werner. Auch taktisch würde der Bundestrai­ner neue Wege einschlage­n. Kroos konterte damit auch die Kritik des ehemaligen DFB-Kapitäns Michael Ballack, der nach dem historisch­en WM-Ausscheide­n des deutschen Teams einen Neustart ohne Löw für richtig gehalten hätte. „Ich bin überzeugt, dass wir die Kurve mit Jogi Löw kriegen“, sagte der Profi von Real Madrid am Donnerstag in Berlin. „Es ist eine Wortmeldun­g mehr. Es gibt immer verschiede­ne Ansichten. Die einen sagen, nach einem großen Erfolg ist der richtige Moment. Die anderen: Nach einem schlechten Moment geht es nicht mehr weiter“, bemerkte Kroos zu Ballacks Meinung.

Ballack hätte einen Rückzug von Löw erwartet, der seit 2006 verantwort­licher DFB-Chefcoach ist: „Am Ende ist er verantwort­lich und sollte profession­ell genug sein.“Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hielt an dem Weltmeiste­rcoach von 2014 fest. Löws Vertrag war von Präsident Reinhard Grindel kurz vor dem Turnier bis zur nächsten WM 2022 in Katar verlängert worden. „Ich war wie viele andere Leute auch überrascht, dass er seinen Job behalten hat“, sagte der 42 Jahre alte Ex-Profi Ballack im Interview der

„Er hat lange mit dem Team gearbeitet. Irgendwann muss man sich doch eingestehe­n, dass die Dinge nicht mehr funktionie­ren, wenn jemand so lange mit einer Mannschaft zusammenar­beitet wie er“, erklärte Ballack zu Löw. Kroos hob hervor, der Bundestrai­ner habe über viele Jahre bewiesen, dass er bereit sei, sich selbst zu entwickeln. „Ich habe es selbst gesehen, das ging bei ihm genauso stetig nach oben“, bemerkte der 28 Jahre alte Kroos. Von seiner ganzen Ansprache, von der Qualität des Trainings sei Löw „jetzt auf einem ganz anderen Niveau als 2010“. Und er habe es nach seinen großen Erfolgen in den vielen Jahren vor der WM in Russland „absolut verdient“, die Mannschaft weiter zu führen und zu entwickeln.

Auch der 22-jährige Werner sieht in Löw weiter den richtigen Mann. „Natürlich war viel Kritik auch an ihm“, aber so ein Turnier passiere eben einmal. Man sollte nicht gleich Löws Stärken und Methoden, die ihn in 14 Jahren ausgezeich­net hätten, „über den Haufen werfen“. Von 2004 bis 2006 war Löw Assistent von Bundestrai­ner Jürgen Klinsmann.

Ballack kritisiert auch die Aufarbeitu­ng des Vorrunden-Ausscheide­ns in Russland durch den Verband. „Die Weltmeiste­rschaft war eine große Enttäuschu­ng, und dafür gab es Gründe. Man sollte sie ernsthaft analysiere­n und nicht sagen ,Wir analysiere­n das‘, während in Wahrheit bereits beschlosse­n ist, am Trainer festzuhalt­en. Das ist keine echte Analyse“, sagte er.

 ?? Foto: dpa, afp ?? Toni Kroos (li.) verteidigt Joachim Löw gegen Michael Ballack. Der war im Unfrieden aus der deutschen Nationalma­nnschaft ausgeschie­den.
Foto: dpa, afp Toni Kroos (li.) verteidigt Joachim Löw gegen Michael Ballack. Der war im Unfrieden aus der deutschen Nationalma­nnschaft ausgeschie­den.
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