Mensch Markus!
Landtagswahl Das Günzburger Publikum erlebt Bayerns Ministerpräsidenten einmal von einer ganz anderen Seite. Später wird es politischer – und Söder führt aus, was die Wahl am Sonntag für Bayern bedeutet
Günzburg Es war, wie es der Günzburger Kreisvorsitzende der CSU und Direktkandidat Alfred Sauter ausdrückt, „eine nachhaltige Bitte“an den Ministerpräsidenten, „dass er noch vorbeischaut“. Und Markus Söder tat das am späten Donnerstagabend im Forum am Hofgarten. In einem Gespräch antwortete er auf die Fragen von Nicole Remann vom Bayerischen Fernsehen. Zuvor hatte die Journalistin die vier CSU-Direktund Listenkandidaten für den Landtag und Bezirkstag auf der Bühne gesprochen – wohl länger als geplant.
Der Ablauf war auch dem Umstand geschuldet, dass Söder zu Beginn der Veranstaltung kurz nach 20 Uhr gar nicht in Günzburg sein konnte. Denn zwei Stunden vorher war ein öffentlicher Auftritt im Allgäu angesetzt. Mit eineinhalb Stunden Verspätung traf er schließlich ein. Die Besucher im fast vollen Saal es ihm spätestens, als sie merkten, dass der da auf der Bühne offenbar ein strammes Tagesprogramm hinter sich gebracht hatte. Im gepolsterten Stuhl sank er nieder. „Aber jetzt ist er da“, sagte die Moderatorin. „Ja“, lautete die Antwort neben ihr. „Sind Sie froh, wenn’s am Sonntag vorbei ist?“
„Ja.“Söder legte nach einer kurzen Künstlerpause schnell seine Einsilbigkeit ab. Dazu trug auch das Konzept bei, dem Publikum den Menschen Markus Söder näher zu bringen. Nie habe er Berufspolitiker werden wollen, beteuerte er. Politik habe ihn freilich schon als Jugendlichen interessiert. Das hängt mit einem seiner Lieblingsfächer in der Schule zusammen: Geschichte. „Das ist nichts anderes als vergangene Politik.“Die Nähe zur innerdeutschen Grenze für den Mittelfranken, wo auch die Freiheit abrupt endete – und sein Unverständnis darüber; und die Verehrung für Franz Joseph Strauß: das alles hat den Burschen Anfang 1983 schließlich zur Jungen Union gebtracht. Der JU-Landesvorsitzende sei zu der Zeit Alfred Sauter gewesen – für Söder damals eine „gottähnliche Figur“, kokettierte er.
Er lobte die wichtigsten politischen Figuren, die anwesend waren: Sauter, weil es ihm quasi immer gelinge, etwas für die Region herauszuholen und er der einzige in Bayern sei, der zu ihm und zu Horst Seehofer gleichzeitig ein gutes Verhältnis habe und der auch vermitteln könne. Finanzstaatssekretär Hans Reichhart, 36, der zu „den begabtesten jungen Politikern gehört, die wir in Bayern haben“. Und Landrat Hubert Hafner. Dem attestierte er mit Gelassenheit und ruhiger Hand „sensationelle Ergebnisse“zu erzielen.
Kurz vor 22 Uhr wurde es dann politischer. Für die ländlichen Räume nannte der Ministerpräsident als Ziele eine ausgewogene finanzielle Ausstattung der Kommunen, die Digitalisierung voranzubringen sowie die Verlagerung von Behörden, Forschungseinheiten und Unternehmen aufs Land.
Auch um das zu erreichen, dürfe es „keine Berliner Verhältnisse“in Bayern geben, „das ist mein Ziel. Eine Regenbogenkoalition in Bayverziehen ern will ich nicht.“An die Zuhörer gewandt appellierte er, nachzudenken, was ein Kreuz an der falschen Stelle bewirken könne. „Sie verändern vielleicht mit einer Entscheidung, für die Sie fünf Sekunden brauchen, Bayern für fünf Jahre.“
Der Termin am Donnerstagabend gehörte zu den letzten Wahlkampfterminen Söders in Bayern. Seine Abschlusskundgebung gibt er heute Abend im Münchner Löwenbräukeller mit dem österreichischen Bundeskanzler Sebastian Kurz. Den CSU-Bewerbern der Region waren die vergangenen Wochen auch nicht gerade von Langeweile geprägt. Die klassische Wahlkampf-Disziplin „Klinken putzen“wurde wiederentdeckt. „Zwischen 4000 und 5000 werden es im gesamten Landkreis gewesen sein“, schätzt der langjährige Landtagsabgeordnete Sauter. „Ich habe viele Haustüren, Vorgärten und Hunde kennengelernt“, resümiert Bezirksrätin Stephanie Denzler über zahlreiche Spaziergänge durch Städte und Dörfer: Grüß Gott sagen, Material abgeben, ein paar Sätze mit den Bewohnern austauschen. „Ich fand es doch erstaunlich, dass einen viele Leute kennen und man sich nicht vorstellen muss“, so Sauter. Ob diese Bemühungen von den Wählern honoriert werden, bleibt abzuwarten. Den Umfragen zufolge sieht es eher nach Abstrafen aus. Am Sonntag mit der Schließung der Wahllokale wissen die Bayern mehr. Sauter: „Wir sind alle sehr gespannt.“.
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