Wer auf Ludwig Heilmeyer folgen könnte
Forschung Für die GBL ist eine Umbenennung der Straße unumgänglich. Die Fraktion hat Vorschläge für neuen Namen
Günzburg Die Diskussion wird spannend. Noch in diesem Jahr soll der Günzburger Stadtrat darüber beraten, wie künftig mit der LudwigHeilmeyer-Straße bei der Kreisklinik und beim Bezirkskrankenhaus verfahren wird. Den Namen ändern, oder ihn belassen? Gibt es dritte Varianten? Die beiden Stadträtinnen der Günzburger Bürgerliste (GBL), Angelika Fischer und Birgit Rembold beziehen klare Position: „Die Straße kann nicht länger nach Ludwig Heilmeyer benannt bleiben. Zu sehr ist der Mediziner zwischen den beiden Weltkriegen in die Nazi-Ideologie verstrickt gewe- auch nach dem Zweiten Weltkrieg hat er sich nicht als ein zu ehrendes Vorbild erwiesen.“
Als Mediziner habe Heilmeyer Herausragendes geleistet, unbestrittene Verdienste habe er sich auch als Gründungsrektor der Uni Ulm und als Bewahrer von Schloss Reisensburg erworben, heißt es in einer Pressemitteilung der Fraktion. Menschlich habe er sich, wie es die Forscher der Universitäten Ulm und Freiburg eindeutig feststellten, dagegen als bedenkenloser Karrierist und Opportunist erwiesen. Und als offenkundig überzeugter Antisemit und Rassist. „Außerdem hat er wis- senschaftliche Erkenntnisse für sich reklamiert, ohne daran jemals beteiligt gewesen zu sein“, so die beiden Stadträtinnen. Die Forscher hätten unter dem Strich ausgesagt: Als Namensgeber für eine Straße sei Heilmeyer wenig geeignet. „Und dieser Beurteilung schließen wir uns an.“
Wissenschaftlich „geklaut“habe Heilmeyer unter anderem bei Hans Hirschfeld, einem jüdischen Mediziner, der 1944 im Konzentrationslager Theresienstadt ums Leben gebracht wurde. Noch 1970 unterschlug Heilmeyer seinen Kollegen Hirschfeld, den ersten Herausgeber, bei der Neuauflage eines Lehrbusen, ches . Im Gedenken an Hans Hirschfeld und an die vielen Opfer des Nationalsozialismus wäre es für die GBL die erste Option, die LudwigHeilmeyer-Straße deshalb in HansHirschfeld-Straße umzubenennen. Alternativ wäre auch ein neutraler Straßenname wie „Bei den Kliniken“denkbar. Nicht verhandelbar, so Angelika Fischer, sind für die GBL Hilfskonstruktionen wie Erinnerungsstelen oder Hinweistafeln an der Heilmeyer-Straße. In der Konsequenz muss Ludwig Heilmeyer aus Sicht der GBL auch die Ehrenbürgerwürde der Stadt aberkannt werden.
„Es ist fraglos mit Kosten und Mühen verbunden, die HeilmeyerStraße umzubenennen. Erinnerungsstelen oder historisch aufklärende Hinweistafeln an den Schildern der Heilmeyer-Straße sind aber auch nicht kostenlos zu haben“, erklären Angelika Fischer und Birgit Rembold. Alles in allem stünde es Günzburg gut an, nicht an die Täter, sondern an die Opfer zu erinnern. Ihre Stellungnahme versteht die GBL auch als Appell an die Bürgerschaft Günzburgs, sich eine Meinung zum künftigen Umgang mit der Heilmeyer-Straße zu bilden und diese öffentlich zu äußern.