Jetzt
Vor der Tagesschau ist das Wort gegenwärtig ein Fernseh-Star im Werbeblock. Da fährt ein Kreuzfahrtschiff durch Fjorde und wir hören den großen Satz: „Der Moment ist jetzt.“Der Schimmel ist weiß. Der Ball ist rund. Der Moment ist jetzt. Und dann gibt es einen anderen Spot eines bayerischen Fahrzeugbauers, der mit dem „Jetzt“noch weiter ausgreift. „Die Zukunft ist jetzt.“Jetzt oder nie?
Gestern ist vorbei und jetzt ist derzeit – das war stets konsensfähig und also „Stand jetzt“, wie es im geschmeidigen Neusprech heißt. Aber übermorgen ist nun auch jetzt? Das verblüfft selbst Menschen, die im Hier und Jetzt leben, aber heute schon an später denken. Jetzt aber mal halblang und das Zeitgefühl nachjustieren. Mit Peter Ustinov zum Beispiel: „Jetzt sind die guten alten Zeiten, nach denen wir uns in zehn Jahren zurücksehnen“, hat er gesagt. Und von wegen „die Zukunft ist jetzt“. Dazu meinte Astrid Lindgren: „Wie die Welt von morgen aussehen wird, hängt in großem Maß von der Einbildungskraft jener ab, die gerade jetzt lesen lernen.“Hat BMW also Erstklässler im Marketing oder hat der Konzern wieder mal einen Kavalierstart hingelegt und sich aus den Gesetzen von Zeit und Raum hinauszukatapultieren versucht? Man muss dem Jetzt Zeit lassen, es soll sich gemächlich ausdehnen können, ohne die Bodenhaftung zu verlieren. Es gibt dafür ein schönes schwäbisches Wort, das, nun ja, gegenwärtige Dauer ausdrückt: jetzetle.