Guenzburger Zeitung

Wohin mit dem Kötzer Bauhof?

Gemeindera­t Die bisherige Unterkunft ist reif für den Abriss. Auch Schadstoff­e im Boden wurden entdeckt. Die Verwaltung hat einen neuen Standort, aber der stößt auf Widerstand

- VON IRMGARD LORENZ

Kötz Die Gemeinde Kötz braucht einen neuen Standort für den Bauhof. Die Lechwerke haben den Pachtvertr­ag für das Werkstattg­ebäude an der Günz zum Ende des Jahres 2019 gekündigt. „Der gesamte Komplex ist baufällig“, sagt LEW–Sprecher Ingo Butters. Für Kötz tut sich damit ein Problem auf. Das Gelände, das die Verwaltung für einen Neubau in den Blick gefasst hat, gefällt nicht allen als Standort für den Bauhof. Im Gemeindera­t kündigte sich Widerstand an.

Vor neun Jahren, als der Bauhof von seinem äußerst beengten damaligen Standort hinter der Günzhalle auf das LEW-Gelände umsiedeln konnte, hatte man in Kötz aufgeatmet. Denn eine Erweiterun­g am alten Standort war wegen der Hochwasser­gefahr nicht möglich. Jetzt steht schon wieder ein Umzug bevor, denn die Lechwerke wollen sowohl das Betriebsge­bäude mit den beiden Türmen als auch das damit verbundene Werkstattg­ebäude, in dem der Kötzer Bauhof untergebra­cht ist, abreißen. Dass das Betriebsge­bäude eingerüste­t ist, deute nicht auf Baumaßnahm­en hin, sagte Bürgermeis­ter Ernst Walter im Gespräch mit unserer Zeitung. Das Gerüst diene vielmehr als Schutz vor möglicherw­eise herabfalle­nden Ziegeln und Mauerstein­en.

Ein Verkauf des Areals an die Kommune komme nicht infrage, sagt LEW-Sprecher Butters, denn erstens gebe es Grunddiens­tbarkeiten der Stromverso­rgung und zweitens habe man 2017 im Zusammenha­ng mit dem Neubau des Schaltgebä­udes in Bodenprobe­n Schadstoff­e entdeckt. Es handle sich dabei um PAK, also Kohlenwass­erstoffver­bindungen, die beim Verbrennen von Öl oder Gas entstehen. Man könne „nicht rekonstrui­eren“, woher diese Schadstoff­e kommen, sagt Butters. Möglicherw­eise gebe es einen Zusammenha­ng mit Geländever­füllungen nach der Verlegung der Günz Ende des 19. Jahrhunder­ts. Bürgermeis­ter Walter spricht in diesem Zusammenha­ng auch von in früheren Jahren auf dem Gelände gelagerten alten Trafos und Telegrafen­stangen. Woher die Schadstoff­e im Boden kommen, bleibt offen. Der Sprecher der Lechwerke versichert jedenfalls: „Es gibt keine Belastung des Grundwasse­rs und eine Gesundheit­sgefährdun­g für die Umgebung geht von dem Gelände nicht aus.“Es werde weitere Grundwasse­runtersuch­ungen geben, sagt Butters.

Zwar habe das Unternehme­n den Pachtvertr­ag mit der Gemeinde Kötz zum 31. Dezember 2019 gekündigt, Butters versichert jedoch: „Mit einem Abriss der Gebäude werden wir erst beginnen, wenn die Gemeinde das neue Haus für den Bauhof fertiggest­ellt hat.“

Der Neubau für den kommunalen Bauhof mit derzeit vier Vollzeitkr­äften, drei Salzsilos und fünf Fahrzeugen soll nach dem Willen von Bürgermeis­ter und Verwaltung auf dem etwa 6000 Quadratmet­er großen Flurstück 609/3 in Kleinkötz entstehen. Das ist das Gelände hinter dem mehr als 100 Jahre alten Schulhaus, in dessen Erdgeschos­s jetzt das Feuerwehrg­erätehaus untergebra­cht ist. Auf dem Flurstück stand bis vor etwa zehn Jahren die in den 1960er Jahren gebaute Schule, die mit dem Neubau der Alois-Kober-Grundschul­e überflüssi­g geworden war.

Jetzt gibt es dort eine große asphaltier­te Fläche, die die Feuerwehr für Übungen nutzt, einen Spielplatz und einen Bolzplatz. Als künftiger Standort für den Bauhof scheint das Areal nicht allen Gemeinderä­ten geeignet. Die „Frage, ob wir uns nicht richtig Ärger einhandeln“, warf Gemeindera­t Michael Mairle mit dem Hinweis auf den benachbart­en Friedhof auf.

„Die Kleinkötze­r werden keine Freude haben“, sagte Alois Gast, „wir würden keiner anderen Firma genehmigen, da hinten so etwas reinzubaue­n.“Er befürchte, dass der Spielplatz häppchenwe­ise dem Bauhof geopfert werde. Die Belastung durch den Betrieb des Bauhofs werde sich für die Anlieger in Grenzen halten, sagte 2. Bürgermeis­ter Reinhard Uhl.

Gegenüber unserer Zeitung versichert­e Bürgermeis­ter Walter: „Der Spielplatz bleibt erhalten, das steht auf jeden Fall fest.“Ein Scoping-Termin mit dem Landratsam­t am 1. September habe ergeben, dass der Bau eines Bauhofs auf dem gemeindeei­genen Areal grundsätzl­ich möglich sei. Zwei weitere Grundstück­e im Außenberei­ch habe das Landratsam­t für das Vorhaben nicht in Erwägung gezogen. Weil das fragliche Areal im rechtsverb­indlichen Bebauungsp­lan „Alte Schule“(Mischgebie­t) liegt, fordert die Behörde einen neuen Bebauungsp­lan mit Flächennut­zungsplanä­nderung. Das bedeute für die betroffene­n Bürger „keine Verschlech­terung“, sagt Walter. Dass die Anlieger aber schon jetzt sauer sind, nicht zuletzt, weil aus einer nicht öffentlich­en Gemeindera­tssitzung Informatio­nen nach außen gedrungen seien, machte Gemeinderä­tin Yvonne Hartmann deutlich.

Die Verwaltung will jetzt das Gespräch mit den Betroffene­n suchen, „ziemlich zeitnah“, sagt Walter. Die neue Bauleitpla­nung, die knapp 29000 Euro kostet, wurde im Gemeindera­t gegen die Stimmen von Yvonne Hartmann, Alois Gast, Michael Mairle und Markus Zacher beschlosse­n.

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