„Eisenfrau“blickt gespannt zum Ironman
Triathlon Für Daniela Unger aus Gundelfingen ist die Saison bereits beendet. Beim spektakulären Wettkampf auf Hawaii geht sie an diesem Wochenende zwar nicht an den Start, fühlt aber mit den deutschen Ausdauerassen
Gundelfingen Anstrengender als ein Zehnkampf und dennoch so beliebt wie nie: die 40. Auflage Ironman auf Hawaii. Bei dem ebenso legendären wie anspruchsvollen AusdauerWettbewerb wagen sich in der Nacht zum Sonntag deutscher Zeit mehr als 2000 Triathleten an den Start. Auf der US-Inselgruppe im Pazifik wird ihnen einiges abverlangt: fast vier Kilometer Schwimmen im Meer, 180 Kilometer Radfahren und als krönender Abschluss noch ein Marathonlauf. Anders als bei den Königen der Leichtathleten tickt die Uhr zwischen den drei Disziplinen einfach weiter. Wer sich hier nach mindestens achtstündiger Tortur in sengender Hitze und bei kräftigen Winden noch in der Lage sieht, das Siegertreppchen zu erklimmen, darf sich zu Recht als der wahre „Weltmeister“der Triathleten fühlen.
Die Höhenluft des Winners zu schnuppern, gehört bei der Gundelfinger Ausdauersportlerin Daniela Unger seit einiger Zeit zum Tagesgeschäft. Wie der deutsche Vorzeige-Triathlet und Namensvetter Daniel Unger, mit dem Daniela weder verschwägert noch irgendwie verwandt ist, begnügt sich das Sporttalent im Amateur-Status keineswegs mit der olympischen Regel, wonach das Dabeisein alles bedeutet.
Wie der Profi Unger setzte sich die gebürtige Dillingerin beim Dreikampf über die olympische Distanz von 1,5 Kilometer Schwimmen, 40 Kilometer Radfahren und zehn Kilometer Laufen oft gegen die Konkurrenz durch. Dass sie so große Bühnen wie beim ältesten und größten Wettkampf der Welt nicht unbedingt braucht, zeigte ihre kurze Präsenz beim jährlichen Volks-Triathlon von Zusmarshausen, wo die Ausnahme-Athletin aus dem Donautal, die für Tri TV Lauingen startet, gleich in der gesamten Frauenklasse abräumte. Beim Günzburger Cross-Triathlon war sie heuer Dritte unter 48 Starterinnen.
Ob sie es andererseits auch beim Ironman könnte, darauf gab Daniela Unger im vergangenen Sommer in Katalonien mehr als einen deutlichen Hinweis: Über knapp zwei Kilometer im unruhigen Meerwasser, 90 Kilometer auf dem Rad sowie die Halbmarathon-Strecke holte die Frau mit Jahrgang 1978 den Sieg in ihrer Altersklasse.
Liebäugelt sie mit einem HawaiiStart? „Wahrscheinlich schon“, lautet die Antwort kurz und bündig. Das Aufblitzen ihrer stahlblauen Augen unterstreicht manch heimliche Ambition und den Drang zu Höherem. Allerdings lenkt der leidenschaftliche Familienmensch (vorerst) seine ganze Aufmerksamkeit lieber in Richtung Ehemann Michael – auch ein durch und durch sportlicher Typ mit vielen Stationen als Fußballspieler, Trainer und jetzt AH-Organisator des FC Gundelfingen. Im kleinen Haus am Mühlenweg wären da auch noch mit Sunny, Sem und Sidney drei kleine wertvolle Schätze, auf die Unger keine Sekunde verzichten könnte. Auch wenn ihre drei Kinder im Alter von vier bis neun Jahren bereits auf die Spuren der erfolgreichen Mama einschwenken. Sei es nur beim Inklusionslauf in Dillingen, bei dem die dreikäsehochkleine Sydney an diesem Sonntag mit ihrer allerersten Startnummer auf die Strecke geht.
Wettkampf-Atmosphäre witterte die heute so schnelle wie bewegliche Mutti dagegen erst recht spät. „Mit dem Laufen hat es während meines Studiums begonnen“, weiß die ehemalige Sailer-Gymnasiastin und heutige Sprachlehrerin für Englisch und Spanisch in Günzburg. Schon von daher kennt Daniela Unger die „Trainingseffekte“im Umgang mit Buben und Mädchen. So sieht man sie zusammen mit den Kindern immer wieder beim Spazierengehen und Spielen zwischen Donau und Brenz. Alles kleine Trainingseinheiten zu den schweißtreibenden Übungen zu Fuß oder auf den Rädern am späten Vormittag oder nachmittags.
Keine einfache Aufgabe für eine Berufstätige mit so viel Nachwuchs, schon rein organisatorisch gesehen. „Aber wer mich kennt, weiß, wie wichtig für mich Bewegung ist, ich spüre da ein großes Bedürfnis.“Mehr noch: Während andere sich bei den Herausforderungen eines Triathlons den persönlichen Grenzen nähern, „schöpfe ich aus der Bewegung viel Energie und Kraft und bin im Alltag physisch wie psychisch belastbarer geworden“. Allein die Erinnerungen an den absolvierten Wettkampf, so gibt die leidenschaftliche Tänzerin gerne zu, würden bei ihr abseits des Parcours positive Gedanken generieren. Solches hat die Universität Bamberg in einer Studie belegt und herausgefunden, dass der immer beliebter werdende DreiDisziplinen-Kampf Fähigkeiten etwa von Führungskräften auszubauen helfe. Den heute auf Hawaii stattfindenden „König aller Triathlons“gleich in der Sparte der Gesundheitsförderung anzusiedeln, wäre allerdings vermessen. Noch scheint laut einer anderen Untersuchung das Risiko eines Herzstillstands doppelt so hoch auszufallen wie beim Marathonlauf.