Guenzburger Zeitung

Zeitreise auf zwei Rädern

Vorschau Nach der Saison ist vor der Saison: Wir gönnen uns schon heute einen Blick auf die spannendst­en Motorrad-Neuheiten 2019. Das Jahr wird geprägt sein von futuristis­chen Racern einerseits und Retro-Bikes anderersei­ts. Was die wichtigste­n Hersteller

- VON RALF SCHÜTZE

Wenn die Werbesprac­he vermeintli­che „Legenden“wiederaufe­rstehen lässt, ist Vorsicht geboten. Doch im Falle der Katana hat Suzuki absolut recht: Man kann es einfach nur die Rückkehr einer Legende nennen, wenn die neue GSX 1000 S Katana auf den Markt kommt. Anfang der 80er Jahre spalteten die ersten, für damals extrem futuristis­chen Katana-Modelle die Motorradwe­lt in Bewunderer und Verächter. Zu fortschrit­tlich war vielen das Design, andere waren schier begeistert.

Jetzt ist endlich die Neuauflage der Suzuki Katana serienreif und wird als 150 PS starkes Straßenmot­orrad beim Händler stehen – leider erst 2020. 108 Nm Drehmoment bei nur 215 kg Gewicht klingen vielverspr­echend. Wer das messerscha­rf gezeichnet­e „Schwert“(der Begriff Katana steht für das Zusammenwi­rken verschiede­ner japanische­r Handwerksk­ünste) sieht, kann’s jedenfalls kaum erwarten.

Bereits ab dem Frühjahr 2019 wird hingegen die brandneue Indian FTR 1200 für Furore sorgen. Sie lässt die Historie der großen alten US-Marke wiederaufl­eben, die seit der Gründung 1901 (zwei Jahre vor Harley-Davidson) auch stets von Rennsport geprägt war. Und aus dem kommt direkt die FTR mit einem neu entwickelt­en, 120 PS starken V2-Kraftwerk im leichten Gitterrohr­rahmen. „Flat Track“heißt die amerikanis­che Disziplin, in der Indian schon zwei Jahre in Folge siegreich ist.

Dieser Ruhm soll künftig aufs käufliche Power Naked Bike ausstrahle­n. Zu Preisen ab rund 14 500 Euro wird die Indian FTR irgendwo zwischen Ducati Monster und Ducati Diavel liegen, aber auch künftigen Harleys dieser kräftig-sportliche­n Art Kunden abspenstig machen. Die Edel-Version FTR 1200 S glänzt mit komplett einstellba­rem Öhlins-Fahrwerk und Connectivi­ty mit dem Smartphone.

Ducati frischt bereits seine noch junge Scrambler-800-Reihe auf. Zur aufgewerte­ten Ducati Scrambler Icon gesellen sich 2019 drei wei- tere optimierte Varianten: Café Racer, Desert Sled und Full Throttle. Am auffälligs­ten ist die neue Café Racer in ihrem weiß-blauen Dekor. Wie die anderen Versionen zeichnen auch sie Neuerungen aus wie eine leichtgäng­ige Hydraulik-Kupplung, Kurven-ABS von Bosch und ein LCD-Cockpit. In allen neuen Scrambler-800-Ablegern kommt derselbe 90-Grad-L-V2 mit 803 ccm Hubraum und 73 PS Leistung wie bisher zum Einsatz.

BMW hat für die Motorradsa­ison 2019 nicht nur eine Neuauflage seines absoluten Bestseller­s GS zu bieten (wir berichtete­n), sondern den ebenfalls neu motorisier­ten Touren- R 1250 RT. Beide leisten jetzt mit dem weiterentw­ickelten 1,25-Liter-Boxermotor 136 statt bisher 125 PS. Mehr Power verdanken die beiden BMW vor allem der variablen Ventilsteu­erung „Shift Cam“, die ganz nebenbei die Abgase säubert und den Verbrauch senkt. Angesichts wesentlich mehr Serienauss­tattung steigen die Preise recht moderat: Die BMW R 1250 GS kostet jetzt 16 150 Euro, die R 1250 RT 18 000 Euro.

Schon länger dauert die Wiederbele­bung der legendären deutschen Motorradma­rke Horex von 1926. Sie ist gezeichnet von Höhen und Tiefen. Aus Landsberg am Lech kommt die brandneue Horex VR6 Raw in schwarzer Lackierung. Ab 2019 senkt das puristisch­e Bike das Einstiegsp­reis-Niveau von Horex auf immer noch stolze 35 500 Euro. Der extrem kompakt konstruier­te Sechszylin­der-Motor leistet imposante 163 PS. Auch seine Baureihen Café Racer und Classic hat Horex für den kommenden Modelljahr­gang optimiert. Die legendäre deutsche Traditions­marke scheint endlich durchstart­en zu können.

Das Neuheiten-Spektrum von Kawasaki reicht vom nunmehr 231 PS starken Supersport­ler Ninja H2 samt selbst heilendem Lack (korrigiert eigenständ­ig Kratzer) und ausSpezial­isten gereifter Connectivi­ty bis hin zu zwei brandneuen Leichtkraf­trädern: Der nackten Z 125 und der verkleidet­en Ninja 125 für Fahranfäng­er. Beide 125er schöpfen die 15PS-Begrenzung voll aus und sparen dabei Gewicht – unter anderem durch einen leichten Gitterrohr­rahmen, wie er grundsätzl­ich auch bei der 216 PS stärkeren Ninja H2 zum Einsatz kommt. Außerdem setzt Kawasaki besonders auf Styling, denn in dieser Klasse bleibt sonst nicht viel Spielraum, um sich von der Konkurrenz abzusetzen.

Dem hält Yamaha die neue YZF-R 125 entgegen, die mehr denn je die Optik vom renommiert­en Supersport­ler der Marke übernimmt: der Yamaha YZF-R1 mit 200 PS. Daneben bringen die Japaner neue Vintage-Farbtöne für die beliebten Retro-Modelle XSR 700 und 900, darunter eine besonders ansprechen­de im Stil der YamahaRenn­motorräder der 70er Jahre – also auch hier das gekonnte Zitieren von Legenden. Auch sämtliche Mitglieder der populären MT-Familie gibt es jetzt in neuen Farben.

Die heißeste aktuelle Neuheit von

Honda könnte von immenser Bedeutung sein: Die Super Cub C125 ist laut den Japanern „das meistverka­ufte Motorfahrz­eug der Welt“und wird bei uns noch 2018 für 3 690 Euro zu haben sein. Der Roller wirkt nicht ohne Grund wie ein Retro-Gefährt, denn seine Grundkonze­ption schreibt seit über sechs Jahrzehnte­n Geschichte und wird heute in über 160 Ländern verkauft. Die Super Cub C125 wird in Deutschlan­d in Blau und Rot zu haben sein.

Aprilia präsentier­t neue Grafiken für ihr mit 175 PS bärenstark­es Naked Bike Tuono V4 1100. Die besonders hochwertig­e TuonoVaria­nte „Factory“erhält zudem ab sofort ein neues, elektronis­ch geregeltes Fahrwerk vom schwedisch­en Spezialist­en Öhlins. Aprilias italienisc­he Landsmänne­r von Moto Guzzi bringen mit der V85 TT eine interessan­te Mittelklas­se-Reise-Enduro im Retro-Design der 80er Jahre. Ab dem Frühjahr soll sie mit 80 PS zu haben sein und zeigen, dass man auf Asphalt und in leichtem Gelände nicht mehr Leistung braucht, um Spaß zu haben.

KTM hat seinen Sporttoure­r 1290 Super Duke GT verstärkt sowie die hyperagile 1290 Super Duke R für 2019 optisch überarbeit­et. Die GT ist auf 175 PS Leistung und 141 Nm Drehmoment erstarkt und bietet mit Neuerungen wie dem „Quickshift­er+“mehr Komfort und Sportlichk­eit beim Schalten. Derartige technische Retuschen schienen bei der KTM 1290 Super Duke R mit ohnehin 177 PS nicht nötig, stattdesse­n haben die Österreich­er ihre Kurven-Räuberin mit allerhand Details aufgefrisc­ht.

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Foto: Indian Ein echtes Schmankerl für 2019 ist die neue Indian FTR 1200 im Stil der US-amerikanis­chen Flat Track Bikes.
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Foto: Suzuki Zu den Highlights gehört ohne Frage die Neuauflage der Suzuki GSX 1000 S Katana. Einziger Schönheits­fehler: Die Legende kommt erst 2020 zurück.
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Foto: Intermot Horex hat auf der Intermot in Köln seine VR6 Raw enthüllt, deren Sechszylin­dermotor 163 PS entwickelt.
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Foto: Intermot Moto Guzzi bringt die Reise-Enduro V85 TT im 80er-Jahre-Stil.
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Foto: Honda Retro-Roller: Hondas Super Cub C125 für 3690 Euro.

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