Guenzburger Zeitung

Panne nagt am deutschen Image

Mäuse bringen Finanzmini­ster Olaf Scholz in Not. Für seine Delegation kommt es noch schlimmer

- Georg Ismar, dpa

Nusa Dua Hungrige Nagetiere haben in Indonesien den Regierungs­flieger „Konrad Adenauer“lahmgelegt und Finanzmini­ster Olaf Scholz zu einer kleinen Odyssee bei der Rückreise gezwungen. Scholz landete am Sonntagmor­gen nach einem 22-stündigen Flug mit Umsteigen in Hongkong und Zürich in Berlintege­l. Er war am Mittwoch wegen der Jahrestagu­ng von Weltbank und Internatio­nalem Währungsfo­nds (IWF) auf die indonesisc­he Insel Bali gereist. Aus noch unbekannte­n Gründen gelangten aber Nagetiere, wohl Mäuse, in den in Indonesien geparkten Airbus „Konrad Adenauer“und knabberten Elektrokab­el an, wie aus Delegation­skreisen verlautete.

Für Unverständ­nis sorgte, dass Vizekanzle­r Scholz (SPD) Hals über Kopf mit seinen Leibwächte­rn, zwei Staatssekr­etären, dem Chefsprech­er und weiteren Mitglieder­n der engsten Entourage abreiste und zunächst übermittel­t wurde, dass über den Vorfall nicht berichtet werden solle. Scholz wollte wegen der mit Spannung erwarteten Landtagswa­hl in Bayern und Abspracheb­edarf in der SPD rechtzeiti­g zurück in Deutschlan­d sein. Zurück blieben weitere Delegation­smitgliede­r und rund 20 mitgereist­e Journalist­en. Es wurde damit gerechnet, dass die Regierungs­maschine noch tagelang in Indonesien festhängen könnte. Der Airbus A340 war zunächst auf der Nachbarins­el Java geparkt worden, da auf dem Flughafen von Bali wegen der vielen Gäste kein Platz war. Die Mannschaft der Flugbereit­schaft des Verteidigu­ngsministe­riums, die für Regierungs­flüge zuständig ist, wurden überrascht, als sie den Flieger dann startklar zur Rückreise von Scholz machen wollte. Die Nagetiere hatten offensicht­lich wichtige Kabel hinter den Abdeckunge­n angeknabbe­rt, Techniker müssen nun vor Ort den Schaden begutachte­n und beheben. Der ganze Airbus sollte zudem mit Spezialsto­ffen von möglichen weiteren Nagern befreit werden. Intern wurde nach der überstürzt­en Scholzabre­ise zerknirsch­t Bedauern geäußert und auch, dass man die Lage besser hätte bewältigen können. Um den ersten Flug nach Hongkong zu erwischen, konnte Scholz nicht mehr die deutsche Abschluss-pressekonf­erenz mit Bundesbank­präsident Jens Weidmann bestreiten, der etwas ratlos im Medienzent­rum saß und fragte, ob man den Termin abhalten wolle. So saß Weidmann schließlic­h allein auf dem Podium. Er betonte, dass er bei der Iwf-tagung mit rund 30000 Teilnehmer­n trotz eingetrübt­er Konjunktur­aussichten eine Aufhellung mit Blick auf einen drohenden Handelskri­eg gesehen habe. So lasse unter anderem die Einigung von Us-präsident Donald Trump auf ein neues Naftahande­lsabkommen mit Mexiko und Kanada „das unkontroll­ierte Eskalation­sszenario etwas unwahrsche­inlicher erscheinen“.

Weidmann sagte zum Abschluss zu den mit Scholz auf dem Hinflug mitgereist­en Journalist­en und den restlichen auf Bali verblieben­en Delegation­smitgliede­rn: „Ich wünsche Ihnen viel Glück bei der Buchung Ihrer Flüge.“Die deutsche Botschaft warf vor Ort ihr ganzes Organisati­onstalent in die Waagschale. Wegen der vielen abreisende­n Teilnehmer waren aber kaum Flüge zu ergattern, sodass die meisten noch bis Sonntag auf Bali festhingen. Bei der Mitnahme im Regierungs­flieger zahlen Journalist­en ihre Flüge immer selbst – die Preise orientiere­n sich in etwa an denen der Lufthansa.

Die Geschichte erinnert an die Rückreise von Angela Merkel (CDU) im April 2010 aus den USA, als die Kanzlerin sich aufgrund von Sperrungen im europäisch­en Luftraum wegen der Asche eines isländisch­en Vulkans persönlich für eine vernünftig­e Rückreise aller mitgereist­en Delegation­smitgliede­r und Journalist­en einsetzte. Man musste zunächst in Lissabon und dann in Rom Station machen, Merkel blieb bis kurz vor Deutschlan­d nah an der restlichen Delegation und den mitreisend­en Journalist­en, die per Bus weitertran­sportiert wurden.

Immerhin konnte Scholz aber ein Verspreche­n einlösen, hieß es aus der Delegation. Er nahm zwei Thw-mitarbeite­r, die nach dem jüngsten verheerend­en Erdbeben und Tsunami Stromgener­atoren nach Indonesien gebracht hatten, auf dem Linienflug mit zurück nach Deutschlan­d.

Bundesbank-chef steht plötzlich alleine da

 ?? Foto: dpa ?? Die Regierungs­maschine „Konrad Adenauer“bleibt am Boden.
Foto: dpa Die Regierungs­maschine „Konrad Adenauer“bleibt am Boden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany