Guenzburger Zeitung

Wissen, was ein Qualitätss­iegel taugt

Nicht nur Bio-kennzeiche­n fluten den Markt. Wie Verbrauche­r den Überblick behalten

- VON SVEN KOUKAL

Berlin Der Blaue Engel, das Qsprüfzeic­hen oder das Bio-siegel: Qualitätsk­ennzeichnu­ngen sind für Verbrauche­r ein verlässlic­hes Merkmal für gute Arbeit und ausgezeich­nete Produkte. Welcher Apfelsaft stammt aus der Region? Wie erkenne ich fair produziert­e Kleidung und wie öko ist mein Strom eigentlich? Alles wäre ganz einfach, gäbe es nicht unzählige Label, allein in Deutschlan­d über 1000 verschiede­ne. Zu viele, geht es nach Georg Abel, Bundesgesc­häftsführe­r der Verbrauche­r-initiative: „Nicht jeder Kunde will für jedes Produkt beim Einkaufen eine Diplomarbe­it schreiben oder lesen.“Orientieru­ng soll eine App schaffen – und ein neuer Kriterienk­atalog.

Seit 18 Jahren bietet die Verbrauche­r-initiative bereits die Plattform „Label-online“an. Auf der Internetse­ite label-online.de beschreibt und bewertet der Verein die 600 gängigsten Text-bild-zeichen. Ermittelt wird, welchen Anspruch die Kennzeichn­ungen formuliere­n, ob und inwieweit ihre Vergabe unabhängig und auch wie transparen­t dieser Prozess ist. Bis zu 50 000 Nutzer greifen auf das Angebot in Deutschlan­d monatlich zurück. „Label sollen der schnelle Rat sein, auf den man sich verlassen kann“, erklärt Abel. Mit der Label-onlineapp sollen die Benutzerza­hlen weiter steigen.

„Wir wollen schließlic­h die Leute motivieren und aufklären“, sagt Abel und verweist auf die von der Verbrauche­r-initiative beauftragt­e Studie aus dem Jahr 2016. Dort zeigt sich: Obwohl knapp jeder zweite Verbrauche­r Wert auf die nähere Bedeutung von Produkt-labels legt, sagen gleichzeit­ig 58 Prozent der Studientei­lnehmer, dass sie „eher nicht so gut“, ein Viertel „gar nicht“informiert sind.

Für die Schaffung neuer Kennzeiche­n hat der Verein nun in Zusammenar­beit mit den Experten von „RAL Deutsches Institut für Gütesicher­ung und Kennzeichn­ung“einen Kriterienk­atalog präsentier­t. Rüdiger Wollmann, Ral-hauptgesch­äftsführer, betont: „Wichtig ist an erster Stelle die Vertrauens­würdigkeit. Das bedeutet: weg von Marketing und reinen Werbebotsc­haften.“ Fünf Kriterien sollen künftig sicherstel­len, dass die Qualität der Kennzeichn­ungen hoch bleibt. Der Ansatz klingt nicht neu, soll nach Wollmanns Aussagen aber einen Beitrag zum Verbrauche­rschutz liefern: „Sind diese Anforderun­gen erfüllt, werden Kennzeichn­ungen ihrer Aufgabe gerecht.“

Hier die fünf Kriterien. Erstens: Durch regelmäßig­e Kontrolle der Vergabekri­terien soll die Zuverlässi­gkeit bewahrt werden. Zweitens: Die Kriterien sollen kontinuier­lich fortentwic­kelt werden. Drittens: Bei der Entwicklun­g sollen vielfältig­e gesellscha­ftliche Gruppen eingebunde­n werden, um dominieren­de Einflüsse einzelner Unternehme­n oder Organisati­onen zu verhindern. Viertens: Die Kennzeichn­ungen sollen jederzeit für Konsumente­n einsehbar sein. Fünftens: Die Vergabeste­llen dürfen keinen Einzelinte­ressen und Einflüssen unterworfe­n sein.

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Foto: Timm Schamberge­r, dpa Auch die Güte von Qualitätss­iegeln wie dem Bio-siegel wird bewertet.

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