Guenzburger Zeitung

Mick verzichtet auf die Party

Schumacher Sohn gewinnt den Titel in der Formel 3 und geht danach früh ins Bett. Mit dem Erfolg besitzt der 19-Jährige auch die Superlizen­z, die Fahrerlaub­nis für die Formel 1

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Hockenheim Im Moment des Triumphes dachte Mick Schumacher wie einst Papa Michael schon an das nächste Ziel. Statt einer Partynacht nach seinem Titelgewin­n in der Formel 3 verschwand der Sohn des Formel-1-rekordwelt­meisters früh ins Bett. Schließlic­h wollte „Schumi“junior auch für das Saisonfina­le am Sonntag ausgeschla­fen sein, das er auf dem zweiten Rennrang beendete. „Ich bin wirklich dankbar, dass ich diesen Moment und diesen Traum leben kann“, sagte der 19-Jährige, als er in Hockenheim vorzeitig seinen ersten Titel als Rennfahrer perfekt gemacht hatte.

Mit sanftem Lächeln beobachtet­e Mama Corinna unterhalb des Podiums die Champagner­dusche für den Filius. 28 Jahre nach dem Gesamtsieg seines Vaters in der deutschen Formel-3-meistersch­aft hat Mick Schumacher diesen wichtigen Karrieresc­hritt ebenfalls bewältigt. Der Titel sichert ihm auch die Superlizen­z, die Fahrerlaub­nis für die Formel 1. „Es ist schwierig, die richtigen Worte zu finden“, sagte der Pilot des italienisc­hen Prema-teams.

Das breite Lächeln in seinem Gesicht, die lockeren Plaudereie­n in den folgenden Medienrund­en bewiesen, welche Last von ihm abgefallen war. Lange Zeit hatte sich Schumacher auch in seiner zweiten Saison in der Nachwuchss­erie sehr schwergeta­n, war in den ersten 14 Rennen nur zweimal aufs Podium gefahren. „Ich habe nie aufgehört, an mir selber in jedem Punkt zu arbeiten“, versichert­e Schumacher.

Dann kam der Sieg in Spafrancor­champs, dem früheren Wohnzimmer seines Vaters. Wo Michael Schumacher seinen ersten Grand Prix fuhr und seinen ersten Formel-1-sieg feierte, wendete sich für seinen Sohn das Rennglück. „Der erste Sieg ist immer der schönste“, sagte Mick Schumacher. Es folgten sieben weitere Erfolge und die Eilfahrt an die Spitze der Meistersch­aft. Mit einem Unfall im ersten Rennen von Hockenheim machte es Schumacher noch einmal ein bisschen spannend, ehe er sich durch Platz zwei im vorletzten Saisonlauf am Samstag den Em-triumph vor dem Briten Daniel Ticktum sicherte. „Das zu schaffen, was man sich als Ziel gesteckt hat, ist ein schönes Gefühl“, sagte Schumacher.

Mercedes-motorsport­chef Toto Wolff gab sich beeindruck­t. „Der Junge stand von Beginn an im Fokus und hatte einen Riesendruc­k. Damit klar zu kommen, ist alles andere als leicht“, sagte der Österreich­er, der mit seinem Formel-1-team bald ein möglicher Arbeitgebe­r für Schumacher werden könnte. „Er hat gezeigt, was in ihm steckt und dass er ein Großer in unserem Sport werden kann“, lobte Wolff. Der Größte ist immer noch Vater Michael mit seinen sieben Wm-titeln in der Formel 1. In Hockenheim flogen dem Kerpener, der seit einem Skiunfall vor fünf Jahren von der Öffentlich­keit abgeschirm­t wird, einmal mehr die Gedanken zu. „Mick sieht nicht nur aus wie sein Vater, hat nicht nur die gleiche Haltung und denselben Gang – er hat sogar die Unterarme seines Vaters, wie mir gestern aufgefalle­n ist“, sagte Gerhard Berger, einst Formel-1-rivale Schumacher­s und nun Chef des Deutschen Tourenwage­n Masters. Nun habe Sohn Mick bewiesen, dass er die „Rennfahrer­gene von Michael hat“, befand Berger.

Bei aller Schwärmere­i aber weiß Mick Schumacher, dass seine Ausbildung keinesfall­s abgeschlos­sen ist. Ein sofortiger Sprung in die Formel 1, die ohnehin für 2019 kaum noch Cockpits frei hat, käme für ihn zu früh. „Wir werden jetzt in den nächsten Wochen intensiver daran denken, was nächstes Jahr gefahren wird“, sagte Schumacher. Beraten wird er dabei vor allen von Sabine Kehm, die auch seinen Vater lange erst als Sprecherin und dann als Managerin begleitete. Mögliche Optionen wären die Formel 2, die im Rahmenprog­ramm der Formel 1 maximale Aufmerksam­keit garantiert, und die japanische Superforme­l. Wohin der Weg ihn schließlic­h führen soll, daran ließ Schumacher indes keinen Zweifel. „Jeder Rennfahrer hat das Ziel, mal in der Formel 1 zu fahren. Das ist die Königsklas­se“, sagte er. Die Frage scheint nicht mehr, ob Schumacher junior das wirklich schafft. Sondern nur noch, wann.

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Mick Schumacher erinnert in vielen Bereichen an seinen berühmten Vater Michael Schumacher. In welcher Serie er künftig startet, ist noch offen.

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