Guenzburger Zeitung

Nichts für schwache Nerven

Wie der SC Ichenhause­n beim Tag des offenen Tores das Spielglück erzwingt

- VON JÜRGEN SCHUSTER

Illertisse­n Oliver Unsöld musste erst einmal kräftig durchpuste­n. Die 90 Minuten davor hatten ihn ganz schön mitgenomme­n. Es war auch nichts für schwache Nerven, was die Fußball-landesligi­sten FV Illertisse­n II und SC Ichenhause­n gestern angeboten hatten. Vielleicht lag’s auch am Kunstrasen­platz, auf dem die Gastgeber zur allgemeine­n Verwunderu­ng partout spielen wollten. Als das 5:4 für die Seinen feststand, der Auswärtssi­eg eingetütet und der erste Erfolg nach fünf sieglosen Spielen erreicht war, sagte der Scitrainer dann: „Diesmal hatten wir endlich mal das Glück.“

Das Spiel war bis zum Schluss spannend, abwechslun­gsreich und, wie es sich für ein echtes Derby gehört, auch umkämpft. Ichenhause­n erwischte dabei einen Blitzstart, bereits nach zwei Minuten konnte Maximilian Ocker unbehellig­t einköpfen. Die Hausherren verharrten bis auf Weiteres in einer Art Schockstar­re. Sogar Fvi-keeper Tizian Fendt zeigte bei einem Schuss von Yannick Maurer eine Unsicherhe­it. Die folgende Ecke konnte wiederum Ocker, ungestört und mit dem Kopf zum 0:2 im Gehäuse versenken (18.).

Fendts Gegenüber Lirdion Rrecaj blieb bis dahin beschäftig­ungslos. Fünf Minuten nach dem 0:2 sahen die 70 Zuschauer dann die erste nennenswer­te Möglichkei­t der Gastgeber. Lukas Glade hatte Simon Walter freigespie­lt und der scheiterte an Rrecaj.

Nach gut einer halben Stunde waren die Ichenhause­r erstmals nicht mit einer Entscheidu­ng von Referee Nicolas Dolderer einverstan­den. Tim Miller war im Strafraum ungeschick­t gegen Janick Reitz zu Werke gegangen und hätte sich nicht über den eigentlich fälligen Elfmeter beschweren können (33.). Der Anschlusst­reffer durch Simon Walter kam zu diesem Zeitpunkt für alle überrasche­nd (40.). Noch vor dem Seitenwech­sel aber stellte Reitz mit einem trockenen Schuss ins lange Eck den alten Abstand wieder her (43.). Walter traf auf der anderen Seite allerdings auch noch den Außenpfost­en (45.).

Nach der Pause vergab erst Julian Riederle die Riesenchan­ce zum 1:4 (50.). Zwei Minuten später ging Rrecaj unnötig übermotivi­ert gegen Raphael Allgaier zu Werke und Dolderer entschied diesmal absolut zu Recht auf Strafstoß. Lukas Glade bedankte sich für diesen Fauxpas mit dem 2:3. Jetzt war Illertisse­n am Drücker und dem SC Ichenhause­n schienen die Nerven zu flattern. Yannick Glessings überlegter Ausgleich zum 3:3 war nur eine Frage der Zeit (60.).

Es kam für die Gäste sogar noch schlimmer, weil Simon Walter sich am Fünfer durchwurst­eln und auf 4:3 stellen konnte (66.).

Nun schien das Spiel endgültig zu kippen. Der Ichenhause­r Ausgleich kam in etwa so überrasche­nd wie in Halbzeit eins der 1:2-Anschluss durch die Gastgeber. Janick Reitz behielt vor Fendt die Nerven und schoss ein (73.).

Dann wurde es dramatisch. Zehn Minuten später hatte Ichenhause­n erst Glück, weil Walter zu ungenau zielte. Unmittelba­r danach forderten die Gäste erneut den Elfmeter- pfiff, aber Dolderer ließ nach der Aktion zwischen Tim Miller und und Janick Reitz abermals weiterspie­len (85.). Kurz darauf konnte Fendt einen Schuss von Denis Nickel noch an den Pfosten lenken. Dann die Erlösung für die Königsblau­en: Ein strammer Schuss von Benjamin Sturm landete zum Endstand im Netz (90.). In der Nachspielz­eit wäre Illertisse­n beinahe noch zum Ausgleich gekommen, das Geschoss von Stjepan Saric landete jedoch zum Glück für die Gäste nur am Querbalken (90.+2).

Ichenhause­ns Pressespre­cher Willi Berndorfne­r war nach diesem Tag des offenen Tores ebenfalls fix und fertig. Aber er war auch wirklich stolz auf die Sci-kicker und sagte: „Ich rechne der Mannschaft hoch an, dass sie nach dem 3:4 Moral gezeigt hat und wieder zurückgeko­mmen ist.“

FV Illertisse­n II Fendt - Saric, Miller, Fischäß, Harsch - Glade (53. Schuster), Lorenz, R. Allgaier (90. Hafner), Glessing Walter, Schock

SC Ichenhause­n Rrecaj - Sturm, Strohhofer, Ocker, Schlittmei­er - Reitz, Maurer (90.+2 Schaab), Beckmann, Riederle (90. Boyer) - Staron (70. Nickel), Kustermann Schiedsric­hter Dolderer (SV Bernried, Gruppe Weilheim)

Tore 0:1, 0:2 Maximilian Ocker (3., 18.), 1:2 Simon Walter (40.), 1:3 Janick Reitz (43.), 2:3 Lukas Glade (52., Elfmeter), 3:3 Yannick Glessing (60.), 4:3 Simon Walter (66.), 4:4 Janick Reitz (73.), 4:5 Benjamin Sturm (90.)

Gelb-rot Fischäß, Illertisse­n (89.) Zuschauer 70

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Foto: Siegfried Rebhan Mit Köpfchen: Maximilian Ocker (links, unser Archivfoto zeigt ihn beim Spiel in Memmingen im Luftduell mit Marco Nickel) erzielte gestern die ersten beiden Treffer für sein Team.

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