Guenzburger Zeitung

Die Probleme der CSU

- VON TILL HOFMANN redaktion@guenzburge­r-zeitung.de

Emsig sind die Parteien damit beschäftig­t, in München oder Berlin Honig aus ihrem Ergebnis der Landtagswa­hl in Bayern zu saugen; oder aber sie sind dabei, sich aus ihrer Schockstar­re zu lösen. Für die so langsam ins Tal der Bedeutungs­losigkeit abgleitend­e SPD im Landkreis ist eine ehrliche Aufarbeitu­ng genauso wichtig wie für die CSU. Die kann zwar nach dem Wahlsonnta­g für sich in Anspruch nehmen, mit einem Parteierge­bnis (Erst- und Zweitstimm­en) von 42,7 Prozent schwabenwe­it das zweitbeste Resultat nach dem Stimmkreis Donau-Ries geholt zu haben. Doch der Absturz der CSU in Günzburg ist nicht minder bemerkensw­ert. Mit einem Minus von 13,7 Prozentpun­kten gegenüber der Landtagswa­hl 2013 wird das in Schwaben nur noch vom Stimmkreis Kaufbeuren in aus CSU-Sicht negativer Weise getoppt.

Gleichzeit­ig konnte die AfD mit 14,1 Prozent im Kreis ein Parteierge­bnis erzielen, das sie in Schwaben an die Spitze katapultie­rt hat. Der Landkreis Günzburg gehört damit zu den AfD-Hochburgen im Freistaat. Das dürfte die Sorgenfalt­en auf der breiten Stirn von Alfred Sauter nicht kleiner werden lassen.

Der 68-jährige CSU-Kreischef und Landtagsab­geordnete sollte sich fragen, ob es strategisc­h klug war, sich nochmals als Direktkand­idat in Günzburg aufstellen zu lassen. Stimmkreis­bewerber der Christsozi­alen zu sein, bedeutet in der Regel das sichere Ticket in den Landtag. Jetzt könnte sich Sauter gedacht haben: das mit ihm und dem noch amtierende­n Finanzstaa­tssekretär Hans Reichhart auf der Liste wird schon hinhauen. Aber bereits zur Zeit der Nominierun­g auf Kreisebene war absehbar, dass der Streit um die Führungspo­sitionen zwischen Horst Seehofer und Markus Söder in Land und Partei nicht dazu taugt, die CSU in ruhiges Fahrwasser zu bringen.

Und: Wäre Sauter sicher gewesen, hätte er ja problemlos mit Reichhart tauschen können. So ist es gelungen, einen der „begabteste­n jungen Politiker“in Bayern (Söder über Reichhart) draußen vor der Tür zu lassen. Das kann der Jungen Union, dessen Landesvors­itzender Reichhart ist, nicht gefallen.

Für den Posten des Landrats im Jahr 2020 ist der Familienva­ter aus Jettingen-Scheppach ziemlich sicher die erste CSU-Wahl, was dem einen oder anderen christsozi­alen Kommunalpo­litiker nicht gefallen dürfte, der ebenfalls Ambitionen hat. Theoretisc­h denkbar, aber nur schwer vorstellba­r ist es, dass Reichhart über den November hinaus am Kabinettst­isch sitzen wird – und das ohne Abgeordnet­enmandat. Eine solche Beförderun­g ohne Verankerun­g im Parlament sieht die CSU-Landtagsfr­aktion außerorden­tlich kritisch. Und: Die unter der CSU zu verteilend­en Posten werden in einer Koalition weniger.

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