Ein neuer Pausenhof als Geschenk
Jubiläum Die Grundschule in Scheppach besteht seit 50 Jahren. Was in den Jahrzehnten für Kuriositäten passiert sind, welche Meilensteine geschaffen wurden und wie am Freitag gefeiert wird
Jettingen-Scheppach So richtig glauben kann es Rektor Andreas Spatz noch nicht. Nach über zwei Jahren gehört die Baustelle an der Grundschule in Scheppach endlich der Vergangenheit an. Nur wenige Tage vor dem 50-jährigen Bestehen der Schule sind die letzten Bauarbeiter abgerückt und haben der Schulgemeinschaft einen sanierten Pausenhof und einen nagelneuen Aufzug hinterlassen. „Ich habe nicht mehr daran geglaubt, dass wir es rechtzeitig schaffen“, sagt Schulleiter. Für ihn ist der Abschluss des 400000-Euro-Projekts das „größte Geburtstagsgeschenk“. Mit einem Oktoberfest am Freitag wird nicht nur das Jubiläum gebührend gefeiert, sondern auch der Pausenhof mit neuer Kletterwand und Klettergerüst offiziell eingeweiht.
Bis es so weit war, musste Andreas Spatz „ganz oft tief durchatmen“, gibt er im Gespräch offen zu. Seit Mai 2016 ist die Schule eine Dauerbaustelle. Im Winter konnten nicht mehr alle Schüler in der Pause nach draußen, drei Klassen mussten sich in der Turnhalle austoben, was für alle nur schwer erträglich gewesen Eigentlich sollten ja „nur“der Pausenhof saniert und die vielen Stolperstellen beseitigt werden, damit die Schüler nicht ständig offene Knie davontragen. Doch dann sei immer mehr dazugekommen: Neben einer neuen Abwasserleitung, für die erst einmal eine Baustraße durch den Pfarrgarten gelegt werden musste, sollte auch noch ein behindertengerechter Aufzug eingebaut werden. „Wenn wir dort jetzt schon eine Baustelle haben, sollten wir nicht in ein paar Jahren wieder alles neu aufreißen“, hatte Bürgermeister Hans Reichhart im vergangenen Oktober im Bauausschuss begründet. Dass das Projekt zwischendurch ins Stocken geriet, war nicht den hohen Kosten geschuldet, sondern dem Umstand, dass der Aufzugschacht nicht geliefert wurde. „Wir haben uns alles einfacher vorgestellt“, sagt Reichhart im Rückblick. Doch das Ergebnis könne sich jetzt sehen lassen, Aufzüge an Schulen gebe es nicht oft, Jettingen könne mit Stolz sagen, eine Schule im „Top-Zustand“zu haben.
Das war vor vielen Jahrzehnten längst nicht der Fall. Die damalige Volksschule auf dem Kirchberg drohte aus allen Nähten zu platzen, zwar wurde sie noch erweitert, aber 1960 saßen durchschnittlich 41 Kinder in einem Klassenzimmer. Mittendrin auch der kleine Hans Reichhart. Er erinnert sich nur zu gut an diese Zeit und daran, dass er zusammen mit den anderen Schülern sogar Holz zum Heizen tragen musste. „Die alte Schule war viel zu klein und ohne Heizung“, sagt er. Was er
Im Schnitt 41 Kinder in einem Klassenraum
nicht mehr miterlebte, war der Abriss des Gebäudes 1966 und 67, da hatte er die Schule schon verlassen. Aber er weiß noch, dass die anderen Kinder umquartiert wurden, der Unterricht übergangsweise im Wirts- und Feuerwehrhaus stattfand. Das neue Gebäude wurde viel großzügiger, bestand aus acht Klassenräumen, Gruppenräumen, einer Aula und einem Sekretariat. Am 11. November 1968 war Einweihung. Dass das Jubiläum heuer nicht an diesem Datum gefeiert wird, hat der Rektor bewusst so entschieden. „Wir wollten ein Oktoberfest vor den Herbstferien.“
1970 wurde Scheppach schließsei. lich zur reinen Grundschule und Jettingen zur Hauptschule (jetzt Mittelschule). Drei Jahre später wurden eine Turnhalle und drei weitere Klassenzimmer fertiggestellt. 1982 passierte dann Kurioses: Reichharts Nichten kehrten am frühen Morgen aus der Schule zurück, der Unterricht falle aus, da das Schulhaus nicht nutzbar sei. Der jetzige Bürgermeister hielt das für einen Aprilscherz und schickte die Mädchen kurzerhand zurück. Dabei hatten sie recht gehabt. Nach einem Schwelbrand war das Gebäude verrußt, die Osterferien begannen zwei Tage früher als geplant. Später ermittelte die Polizei einen 19-Jährigen, der eingebrochen war, um Geld zu suchen. Dabei hatte er Plastik angezündet, der Schaden belief sich auf umgerechnet 25000 Euro. 1992 wieder ein Einbruch, die Täter schlugen auf der Suche nach Geld eine Glastür ein und brachen einen Stahlschrank im Sekretariat auf. Im Gedächtnis geblieben ist vielen auch ein Vorfall aus dem Jahr 2013. Ein Schulbus mit 50 Grundschülern, darunter auch der Sohn des jetzigen Rektors Spatz, brach auf dem Scheppacher Kirchberg mit der Hinterachse in die Straße ein.
Doch jetzt zu den positiven Meilensteinen: 1997 hatte die Grundschule den ersten Computer erhalten, 19 Jahre später werden sämtliche Klassenzimmer mit Computern, Beamern und schnellem Internet ausgestattet. Inzwischen sind 75 Tablets aus dem Unterricht nicht mehr wegzudenken. Und die Einrichtung gehört zu einer von etwa 20 Modus-Schulen in ganz Bayern, was ihr ermöglicht, eigene Wege bei der Schulentwicklung zu gehen.
All das wollte der Rektor auf besondere Weise verarbeiten. Das Ergebnis ist ein von ihm gedrehter und vertonter Jubiläumsfilm, mit Interviews und Musik unterlegt. Ein „paar Stündchen“habe er schon damit zugebracht, sagt Spatz. Manchmal hat er sich schon ganz früh morgens am Wochenende ans Schneiden gemacht. So ein Jubiläum feiere man nicht alle Tage, da sollte schon „etwas Tolles“herauskommen. Und so wird am Freitag nicht nur der Film gezeigt, ab 15 Uhr präsentieren sich unter anderem Schüler, Trachtenverein, Lehrerband und das Kollegium mit einem Tanz. Höhepunkt ist um 16.45 Uhr der Auftritt von Peter Moreno, der weltweit als einer der besten Bauchredner gilt.