Guenzburger Zeitung

St. Oswald ist jetzt fertig saniert

Projekt Die Arbeiten an der Glöttwenge­r Kirche sind abgeschlos­sen. Bei zwei amüsanten Führungen wurden sie den Bürgern erläutert

- VON PETER WIESER

Glöttweng „Jetzt sind wir froh, dass wir wieder rein können“, bemerkte Kirchenpfl­eger Anselm Effenberge­r am Sonntagnac­hmittag. Die Renovierun­gsarbeiten an der Kirche St. Oswald sind abgeschlos­sen und die Glöttwenge­r können stolz sein, denn sie ist wirklich schön geworden. Saniert wurde übrigens so gut wie alles: von der Dacheindec­kung bis hin zum kompletten Außen- und Innenanstr­ich. Das marode Gebälk wurde gar ersetzt. Am Sonntag fand der erste offizielle Gottesdien­st mit Pater Polykarp Ibekwe statt, im Anschluss gab es eine Kirchenfüh­rung und am Nachmittag eine weitere.

Zunächst fand Katharina Effenberge­r, die Vorsitzend­e des Pfarrgemei­nderats, einige Worte über die Kirche selbst: Im Mittelalte­r sei diese Pfarrkirch­e gewesen, wurde jedoch 1535 der Pfarrei Landensber­g einverleib­t. Von da an behielten die Glöttwenge­r zumindest an jedem dritten Sonntag sowie einmal in der Woche an einem Werktag das Recht auf einen Gottesdien­st. Georg Schreiner, Baumeister aus Zusmarshau­sen, habe 1725 einen Bericht nach Augsburg schicken müssen, in dem es um den Zustand der damaligen Kirche ging: zwölf Meter lang und nur fünf Meter breit, mit einem maroden Dachstuhl und einem verfaulten Holzturm. 1726 sei eine neue Kirche gebaut worden, so wie sie jetzt dastehe. Gestiftet wurde sie von dem damaligen Bischof von Augsburg, Fürstbisch­of Alexander Sigismund von Pfalz-Neuburg – die Glöttwenge­r hätten nur den Sand dafür herbeizusc­haffen gehabt. Geweiht wurde die Kirche dem heiligen St. Oswald, dem Patron der englischen Könige und der Kreuzfahre­r, des Getreides und des Viehs, der Bergleute, aber auch der Verliebten und der Eheleute.

Richard Rau, Kirchenmal­er und Restaurato­r aus Günzburg, der mit den Arbeiten im Innenraum betraut war, erklärte, was seit Herbst vergangene­n Jahres alles passiert war. Allerdings habe er zunächst ein Problem gehabt, die Glöttwenge­r Kirche überhaupt zu finden. Und da hatte er recht: Normalerwe­ise befindet sich die Kirche im Dorf in der Regel neben der Wirtschaft, jedoch nicht in Glöttweng. Dort geht es von dieser aus erst einmal einige 100 Meter in Richtung Norden, bis man am Ende des Orts im Fendtgässc­hen schließlic­h auf sie stößt. Auch Rau bestätigte: In jedem Falle dürfe man die Glöttwenge­r beglückwün­schen.

Dass die Kirche nun renoviert worden sei, das sei hauptsächl­ich dem verstorben­en Pfarrer Werner Brauchle zu verdanken, der die Sanierung der im barocken Stil gebauten Kirche überhaupt angestoßen habe. Einen ganz wesentlich­en Teil der Renovierun­g des Innenraums stellt nun die Fassung der Decke dar. Die Deckengemä­lde kommen nicht mehr, so wie nach der Renovierun­g in den 80er-Jahren umgeben, von leicht unterschie­dlichen Gelbtönen, sondern richtig eingefasst zur Geltung.

Auch das Wappen des Fürstbisch­ofs Alexander Sigismund von Pfalz-Neuburg im vorderen Teil an der Decke trägt nun wieder die richtigen Farben. Er hatte die heraldisch­en Zeichen seiner Vorfahren in seines integriert. Eigentlich sei es auch der Wunsch der Glöttwenge­r gewesen, neue Kirchenbän­ke zu bekommen. Stattdesse­n wurden nun ebenfalls die Original-Bänke restaurier­t. Die Sitzfläche­n mit den Beschlägen, die noch aus dem 18. Jahrhunder­t stammen, lassen sich sogar aufklappen. „Eure Nachfahren werden stolz sein“, bemerkte Rau schmunzeln­d. Denn auch der Opferstock, der so unscheinba­r ist, dass er gar nicht auffällt, sei gleich mitsaniert worden und sei nun wieder in Betrieb.

Eines aber fiel einem Besucher am Sonntagnac­hmittag auf: Der heilige Sebastian befindet sich nun nicht mehr am rechten, sondern am linken Seitenalta­r. Die Gottesmutt­er Maria hat sich dagegen auf den Weg von der linken Seite auf die rechte begeben. Richard Rau begründete dies so: Die richtige Stelle sei, wenn die Heiligen so positionie­rt seien, dass sie in den Raum, also zu den Kirchenbes­uchern blicken. Möglicherw­eise wurden bei einer der vergangene­n Sanierunge­n ihre Plätze vertauscht, was sich so erklären lässt: Die „Mädla“sitzen auf der linken Seite und sollen zur heiligen Maria schauen, die „Buaba“, die rechts sitzen, zum heiligen Sebastian. Tatsächlic­h sind die Glöttwenge­r froh, dass sie ihre Kirche St. Oswald nun wiederhabe­n: „Ma hat beim Gottesdien­st gemerkt, dass die Leute ein Strahlen im Gesicht gehabt haben“, bemerkte Kirchenpfl­egerin Katharina Effenberge­r am Ende der amüsanten Führung.

 ?? Fotos: Peter Wieser ?? Die Kirche St. Oswald in Glöttweng ist renoviert. Am Sonntag fand nach einem Jahr der erste Gottesdien­st statt mit zwei ganz besonderen und amüsanten Kirchenfüh­rungen. Auch außen hat St. Oswald einen neuen Anstrich erhalten. Das Dach wurde ebenfalls neu eingedeckt.
Fotos: Peter Wieser Die Kirche St. Oswald in Glöttweng ist renoviert. Am Sonntag fand nach einem Jahr der erste Gottesdien­st statt mit zwei ganz besonderen und amüsanten Kirchenfüh­rungen. Auch außen hat St. Oswald einen neuen Anstrich erhalten. Das Dach wurde ebenfalls neu eingedeckt.
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