Guenzburger Zeitung

Seehofer gewinnt Zeit

- VON BERNHARD JUNGINGER bju@augsburger-allgemeine.de

Da sitzt er, lächelt, als könnte er kein Wässerchen trüben: Horst Seehofer, der Mann, den so viele für das schlechte Bild verantwort­lich machen, das die Große Koalition derzeit abgibt. In der CDU sieht man in Seehofer den Schuldigen nicht nur für das schlechte Abschneide­n der CSU in Bayern, sondern auch für die eigenen miesen Umfragewer­te. Auch die SPD hat sich festgelegt: Am eigenen Absturz im Freistaat ist man nicht etwa selbst schuld – nein, Seehofer hat das Ansehen der Bundesregi­erung so schwer beschädigt, dass die SPD vom Wähler quasi in Mithaftung genommen wurde. Und in den eigenen Reihen hat Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder schon Tage vor der Wahl den CSU-Chef zum Sündenbock erklärt. Seehofer selbst übt sich in demonstrat­iver Gelassenhe­it. Die Botschaft: Die Verluste sind schmerzhaf­t, aber sooo schlecht steht die CSU in Bayern nun gar nicht da. Nun gibt es zwar auch in der CSU viel Kritik an Seehofer, doch der Widerstand reicht noch nicht, um den Parteichef ins Wanken zu bringen. Die Hessen-Wahl und die Regierungs­bildung in Bayern verschaffe­n ihm eine Verschnauf­pause. Einstweile­n scheint in der CSU der ganz große Druck aus dem Kessel. So hat Seehofer sich Zeit verschafft, wieder einmal.

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