Seehofer gewinnt Zeit
Da sitzt er, lächelt, als könnte er kein Wässerchen trüben: Horst Seehofer, der Mann, den so viele für das schlechte Bild verantwortlich machen, das die Große Koalition derzeit abgibt. In der CDU sieht man in Seehofer den Schuldigen nicht nur für das schlechte Abschneiden der CSU in Bayern, sondern auch für die eigenen miesen Umfragewerte. Auch die SPD hat sich festgelegt: Am eigenen Absturz im Freistaat ist man nicht etwa selbst schuld – nein, Seehofer hat das Ansehen der Bundesregierung so schwer beschädigt, dass die SPD vom Wähler quasi in Mithaftung genommen wurde. Und in den eigenen Reihen hat Bayerns Ministerpräsident Markus Söder schon Tage vor der Wahl den CSU-Chef zum Sündenbock erklärt. Seehofer selbst übt sich in demonstrativer Gelassenheit. Die Botschaft: Die Verluste sind schmerzhaft, aber sooo schlecht steht die CSU in Bayern nun gar nicht da. Nun gibt es zwar auch in der CSU viel Kritik an Seehofer, doch der Widerstand reicht noch nicht, um den Parteichef ins Wanken zu bringen. Die Hessen-Wahl und die Regierungsbildung in Bayern verschaffen ihm eine Verschnaufpause. Einstweilen scheint in der CSU der ganz große Druck aus dem Kessel. So hat Seehofer sich Zeit verschafft, wieder einmal.