London macht einen Fehler
Es soll niemand sagen, die EU habe sich nicht bemüht. Deshalb begann dieser Brexit-Gipfel in Brüssel mit einer ausgestreckten Hand in Form einer gut gemeinten Geste, die Übergangsperiode zur Regelung der Beziehungen zwischen London und Brüssel zu verlängern. London schlug nicht ein. Ein weiterer Fehler, es hätte ein Befreiungsschlag werden können.
Deal or No Deal – das ist längst keine Frage von gutem Willen oder vertraglichen Feinheiten mehr, sondern von der begrenzten Handlungsfähigkeit der beteiligten Parteien. Premierministerin Theresa May wird auf jeden Fall bei ihrer Heimkehr nach London verrissen – ob es nun die Kritiker in den eigenen Reihen oder die Mehrheitsbeschaffer der nordirischen DUP sind. Die einen legen sich quer, wenn sie einen Deal hat, die anderen, falls sie keinen mitbringt.
Der Brexit entpuppt sich als eine fahrlässige und ausgesprochen törichte Idee. Für beide Seiten. Er löst keine Schwierigkeiten, er schafft neue. Europas Traum von einer reumütigen Kehrtwende der Briten bleibt trotzdem nur eine Fantasie. Das Angebot, sich mehr Zeit für die Gestaltung eines neuen Miteinanders zu nehmen, kommt gerade deshalb zu richtigen Zeit. Weil es Druck aus den Verhandlungen nimmt – und dadurch vielleicht sogar den Blick klärt.