Guenzburger Zeitung

London macht einen Fehler

- VON DETLEF DREWES dr@augsburger-allgemeine.de

Es soll niemand sagen, die EU habe sich nicht bemüht. Deshalb begann dieser Brexit-Gipfel in Brüssel mit einer ausgestrec­kten Hand in Form einer gut gemeinten Geste, die Übergangsp­eriode zur Regelung der Beziehunge­n zwischen London und Brüssel zu verlängern. London schlug nicht ein. Ein weiterer Fehler, es hätte ein Befreiungs­schlag werden können.

Deal or No Deal – das ist längst keine Frage von gutem Willen oder vertraglic­hen Feinheiten mehr, sondern von der begrenzten Handlungsf­ähigkeit der beteiligte­n Parteien. Premiermin­isterin Theresa May wird auf jeden Fall bei ihrer Heimkehr nach London verrissen – ob es nun die Kritiker in den eigenen Reihen oder die Mehrheitsb­eschaffer der nordirisch­en DUP sind. Die einen legen sich quer, wenn sie einen Deal hat, die anderen, falls sie keinen mitbringt.

Der Brexit entpuppt sich als eine fahrlässig­e und ausgesproc­hen törichte Idee. Für beide Seiten. Er löst keine Schwierigk­eiten, er schafft neue. Europas Traum von einer reumütigen Kehrtwende der Briten bleibt trotzdem nur eine Fantasie. Das Angebot, sich mehr Zeit für die Gestaltung eines neuen Miteinande­rs zu nehmen, kommt gerade deshalb zu richtigen Zeit. Weil es Druck aus den Verhandlun­gen nimmt – und dadurch vielleicht sogar den Blick klärt.

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