Ein Bild der Veränderung
Der Kreisausschuss wird informiert, was sich im interkommunalen Gewerbegebiet Areal pro in acht Jahren alles getan hat. Worüber sich die Koalition aus Kreis und Kommunen freut
Günzburg Die Schwarzen und die Roten in Berlin sind sich einander nicht so richtig grün. In der sogenannten Großen Koalition knirscht es seit langem und verdächtig laut. Wer von den Bundespolitikern Anschauungsunterricht nehmen will, wie es auch anders geht, dem sei eine Reise nach Günzburg empfohlen. Dort gab es am Mittwochnachmittag über Parteigrenzen hinweg verbale Schulterklopfer am laufenden Band. Kreisräte priesen im Kreisausschuss Landrat Hubert Hafner und seine Verwaltung für den nicht selbstverständlichen Einsatz. Der Kreischef gab das Lob gut gelaunt an alle Beteiligten zurück. Es standen unter anderem zwei Themen auf der Tagesordnung, die sich nach dem Bohren dicker Bretter zu Erfolgsgeschichten entwickeln oder zumindest vorankommen. Eines davon ist das zur Generalsanierung anstehende Gartenhallenbad – ein Projekt, das von den meisten Kommunen im nördlichen Landkreis (Ausnahme: die Stadt Burgau und die Holzwinkelgemeinden) finanziell getragen wird. Das andere ist das interkommunale Gewerbegebiet Areal pro, das der Landkreis sowie die Städte Leipheim, Günzburg und die Gemeinde Bubesheim in den Zuständigkeiten und der Finanzierung in einem eigenen Zweckverband mit einer jährlichen Umlage von insgesamt 250 000 Euro gemeinsam schultern.
Nach dem faktischen Aus des Fliegerhorsts Leipheim vor fast zehn Jahren wurden im Juli 2010 die Liegenschaften vom Bund übernommen – mit der Zielsetzung, die verlorenen militärischen und zivilen Arbeitsplätze anderweitig zu schaffen. Das Vorhaben schien so groß und schwierig umsetzbar zu sein, dass die Beteiligten sich Zeit lassen wollten. 90 Hektar sollten mit den Firmen Gewerbetreibender besiedelt werden – und das innerhalb einer Zeitspanne von 30 Jahren.
Die Wirklichkeit hat selbst kühne Optimisten eingeholt: Jetzt, nach acht Jahren, geht es insgesamt um eine Entwicklungsfläche von 112 Hektar. Davon sind bereits 75,3 Hektar mehrheitlich verkauft oder es liegt eine rechtliche Bindung vor (die allerdings wieder gelöst werden kann). Für weitere 14,3 Hektar gibt es laut Zweckverbands-Geschäftsführer Christian Zimmermann Zusagen. Bisher wurden auf diese Weise ungefähr 1200 Arbeitsplätze geschaffen. Wenn Unternehmen wie die Albert Mühlschlegel GmbH & Co. KG und Transgourmet ihren Betrieb erst aufnehmen, werden auf dem einstigen Fliegerhorstgelände um die 2000 Menschen arbeiten.
Gerd Olbrich (SPD) sprach von einem „Musterbeispiel interkommunaler Zusammenarbeit, das es so in Bayern wohl nicht noch einmal gibt“. Hans Reichhart (CSU), der Bürgermeister von JettingenScheppach, lobte, obwohl auch er ein Gewerbegebiet bestücken musste, habe man nie um die Ansied- lungswilligen gepokert, „sondern man hat miteinander gesprochen“. Josef Brandner, der Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler im Kreistag, sprach von einem „Glücksfall“, der auch durch die gute Verkehrsanbindung befördert worden sei. Eine bessere Verkehrsinfrastruktur wünschte er sich auch für den Süden des Landkreises.
Ein bisschen was müsse die örtliche Politik auch dazu beitragen, sagte Landrat Hafner. Er nannte die Gemeinde Balzhausen als gelungenes Beispiel. Dort entwickle sich der Ort auch gut, obwohl er fern einer Autobahn liege.
Um konkrete Verkehrsprojekte ging es in der Kreisausschusssitzung am Mittwoch ebenfalls: Grundsätzlich einverstanden sind die Kreisräte mit Veränderungen an den Kreisstraßen GZ 4, GZ 17 und GZ 18, die Reinhold Allmann vom Staatlichen Bauamt Krumbach den Politikern vorstellte.
● GZ 4 Neubau einer Linksabbiegespur beim Landgasthof Waldvogel (Leipheim).
Auf einer Länge von 500 Metern sind in der „Waldvogelkurve“insgesamt drei Linksabbiegespuren geplant. Außerdem ist eine Querungshilfe für Radfahrer und Fußgänger vorgesehen. Damit soll ein Unfallschwerpunkt beseitigt werden. Einige Räte meinten, dass zwei Linksabbiegespuren ausreichten. Herbert Blaschke (FDP) regte an, dass sich möglicherweise auch die Anlieger an dieser Erschließung beteiligen könnten. Die übrigen Räte waren skeptisch, Ichenhausens Bürgermeister Robert Strobel wünschte dem Vertreter des Bauamtes „viel Glück bei den Verhandlungen“.
● GZ 17 Ausbau östlich von Deubach bis zum Aussiedlerhof mit Neubau eines Geh- und Radweges. Mit dem Ausbau in diesem Bereich (Länge: etwa 320 Meter) geht nach Angaben von Allmann eine Verbesserung der Verkehrssicherheit einher und es erleichtere den durchgängigen Bau von Gehwegen. Hier sind die Planungen von allen drei Projekten am weitesten fortgeschritten.
● GZ 18 Oberbauverstärkung der Straße zwischen Wasserburg und Bubesheim auf einer Länge von 600 Metern und Neubau einer Querungshilfe am Ortseingang von Wasserburg.
Angeregt wurde, in diesem Zuge auch gleich den Straßendeckenbau in der Ortsdurchfahrt Wasserburgs mitzumachen (ungefähr 500 Meter lang), die derzeit laut Allmann einem „Flickenteppich“gleicht. Die Erneuerung und Verbesserung bringt in der Bauzeit allerdings spürbare Beeinträchtigungen für Anlieger und Pendler mit sich, die dann für fünf oder sechs Monate einen nicht zu knappen Umweg in Kauf nehmen müssten.
In den Fraktionen wird über die Details noch gesprochen – und abschließend in den Haushaltsberatungen im Frühjahr 2019. Auf den Landkreis kommen durch die drei Baumaßnahmen Kosten in Höhe von über 600 000 Euro zu. Die staatliche Förderung ist in dieser Summe bereits abgezogen, die Finanzierung des Deckenbaus durch Wasserburg noch nicht berücksichtigt.
Ein Musterbeispiel – auch für Bayern