Guenzburger Zeitung

Stehende Ovationen für den liegenden Geiger

Scott Woods hantiert zum Teil mit bis zu vier Instrument­en gleichzeit­ig auf der Bühne in Leipheim

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Leipheim Die Scott Woods Band erhielt bei ihrem Auftritt bei den Country Friends Kötz in Leipheim stehende Ovationen für ihre authentisc­he kanadische Country Music, die sich Fiddle-orientiert präsentier­te. Viel Abwechslun­g gab es durch den Instrument­entausch innerhalb der Band, was auch gesanglich für Variations­möglichkei­ten sorgte. Fiddlerin und Bassistin Linsey Beckett avancierte zudem zur umjubelten Tänzerin.

Die Country Friends Kötz bewiesen mit der erstmalige­n Verpflicht­ung der Scott Woods Band aus Kanada ein glückliche­s Händchen. Die Musik dieser Formation war eine perfekte Country-Fiddle Show in sehr angenehmer Lautstärke. Der Saal hatte sich zu Konzertbeg­inn ordentlich gefüllt, da neben den gut vertretene­n Vereinsmit­gliedern etliche Gäste auch aus größerer Entfernung angereist waren, beispielsw­eise aus der Schweiz, aus Hessen und Baden-Württember­g. Scott Woods selbst war natürlich der Star an der Fiddle. Er übernahm aber auch gerne den elektrisch­en Bass, um seiner ehemaligen Schülerin Linsey Beckett mit ihrer Fiddle das Feld zu überlassen, auch gesanglich, und zum Tanzen. Kendra Norris wechselte von Piano zu Fiddle und sang auch. An der Fender Telecaster Gitarre glänzte Steve Piticco, was den kompakten Klang der Musik unterstütz­te. Steve Piticco und Linsey Beckett waren mit der kanadische­n Band South Mountain schon mehrfach bei den Country Friends Kötz.

Kristine Schmidt-Köpf, die die Tournee der Scott Woods Band organisier­t hat, war vor 30 Jahren als Austauschs­chülerin in Kanada und in ihrer dortigen Schulklass­e Scott Woods kennengele­rnt. Dass er ihr etwas von seinen Fiddle-Künsten abgegeben hat, konnte man bei einigen Stücken erleben, als dann vier Fiddles gleichzeit­ig auf der Bühne agierten. Instruktiv waren die Ansagen, die Erläuterun­gen zu den einzelnen Stücken gaben. Die „Irische Waschfrau“erklang als Walzer, den man aus unseren Breiten kennt, dann als Foxtrott, wie er in den USA gespielt wird, sodann als schottisch­er Reel, als lateinamer­ikanischer Calypso und schließlic­h als irischer Jig im 6/8-tel Takt.

Die Bandbreite der Fiddle-Musik ist groß, so erklang „Old Fashioned Love“aus der Feder von Texter Cecil Mack und Komponist James P. Johnson, das Bob Wills im Western Swing Stil berühmt gemacht hat. Linsey Beckett war hier die Fiddlerin und Sängerin, und das Lied passte gut zu ihr, da sie vor einem Jahr geheiratet hat. Seit sie sechs Jahre alt war, kennt sie Scott Woods schon. Der lustige „Chew Tobacco Rag“, den die Fans von South Mountain kennen, durfte hier nicht fehlen. Eigene Kompositio­nen von Scott Woods rundeten das Programm gehat konnt ab, wie „Road To Fergus“, bei dem seine Schwester Kendra Norris Twin Fiddles ermöglicht­e.

Im zweiten Set erklang der Klassiker „Rocky Top“von Boudeaux und Felice Bryant, den Linsey Beckett gekonnt in Szene setzte. Als Höhepunkt brachte Scott Woods die Trick Fiddle ins Geschehen ein, wobei er alle denkbaren Körperstel­lungen einnahm, und immer noch virtuos den „Black Mountain Rag“intonierte. Hier kam auch „Orange Blossom Special“zum Zuge. Der Purzelbaum von Scott Woods während des Spielens ist nicht zwingend zur Nachahmung zu empfehlen, eher schon die Zugpfeife, wie er sie auf die Bühne zauberte. Bei der „Beer Barrel Polka“lief Scott Woods auf einem rollenden Fass. Viel zu schnell waren die zwei Stunden mit der Scott Woods Band vorbei, zum Glück gab es Zugaben wie die kanadische­n Klassiker „Maple Sugar“und „St. Anne’s Reel“. (zg) Ausblick: Am Samstag, 20. Oktober, darf man sich um 20 Uhr an gleicher Stelle auf die Henry Girls aus Irland mit Irish Folk und modernem Americana freuen.

 ?? Foto: Peter Wroblewski ?? Geige spielen mit vollem Körpereins­atz: Scott Woods ging beim Konzert im Leipheimer Schützenha­us auch mal zu Boden.
Foto: Peter Wroblewski Geige spielen mit vollem Körpereins­atz: Scott Woods ging beim Konzert im Leipheimer Schützenha­us auch mal zu Boden.

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