Guenzburger Zeitung

Wo 95 Kühe zur Familie gehören

Ein Allgäuer und ein Niederbaye­r ergattern renommiert­en Preis

- VON BIRGIT SCHINDELE

Oberostend­orf „Bauer zu sein, ist ein toller Beruf“, sagt Josef Müller. An diesem Tag steht der 46-Jährige aber nicht wie üblich im Stall seines Hofes in Oberostend­orf im Ostallgäu, sondern in Berlin. Denn dort hat er den „Ceres-Award“als Bauer des Jahres in der Kategorie „Bester Milchviehh­alter“gewonnen. „Das ist super. Phänomenal“, sagt er. Mit der Auszeichnu­ng habe er nämlich nicht gerechnet: „Es waren so viele gute Leute dabei.“

Müller ist Landwirt mit Leib und Seele. „Das ist bei uns schon seit Generation­en so“, sagt er. Der Allgäuer Hof sei seit über 250 Jahren in Familienbe­sitz. Auch seine 17 Jahre alte Tochter und sein 14-jähriger Sohn interessie­ren sich für Landwirtsc­haft. „Weil wir ihnen das vorleben“, sagt er. Müller zeigt jedoch nicht nur seinen Kindern, wie er auf dem Hof arbeitet – der Landwirt bietet auch Führungen auf seinem Gut an. „Ich will ja live zeigen, dass unsere Arbeit wichtig ist“, sagt der Landwirt. Eben diese Transparen­z überzeugte die Jury aus Fachleuten, Redakteure­n und Sponsoren.

Landwirt zu sein, heißt für Josef Müller, schonend mit der Natur umzugehen und nachhaltig zu wirtschaft­en. „Und trotz der festen

Landwirt zu sein, heißt: nachhaltig wirtschaft­en

Stallzeite­n bin ich der freieste Mensch, den ich kenne.“Denn er sei Chef, Unternehme­r und Arbeiter in einem.

Im Zentrum seines Tuns stehen dabei immer die Tiere. Er bezeichnet seine 95 Kühe als Familienmi­tglieder. „Wir kümmern uns sechs bis sieben Stunden am Tag um sie.“Wie viele andere Bauern auch – schiebt er hinterher. Den renommiert­en Preis, der seit 2014 verliehen wird, hätten in Müllers Augen auch viele seiner Kollegen verdient.

Das Fachblatt agrarheute vergibt den Preis. Es zeichnet Landwirte aus dem deutschspr­achigen Raum in zehn Kategorien aus: zum Beispiel Jungbauern oder Ackerbauer­n. In der Sparte „Bester Manager“setzte sich ebenfalls ein Bayer durch – Alois Stefan Penninger. Der Landwirt aus dem niederbaye­rischen Fürstenzel­l wurde geehrt, weil er neue Wege im Betrieb seines Hofs beschreite­t. Er hat etwa alte Hallen an Handwerker aus der Umgebung vermietet und ein betreutes Wohnen für Senioren auf seinem Hof eingericht­et.

In Oberostend­orf bei Josef Müller wohnen drei Generation­en der Familie auf dem Hof. „Der Opa mit seinen 80 Jahren und die Kinder passen gerade auf die Kühe auf“, sagt Müller. Der 46-Jährige hat in Berlin bis in die Morgenstun­den seine Auszeichnu­ng gefeiert. Mit der Ehrung in der Tasche geht es dann wieder ab nach Hause. Geändert habe sich für ihn dadurch aber nicht viel: Die Arbeit mit der Natur erde ihn – jeden Morgen, jeden Abend. Und ab heute: „Geht die Arbeit weiter.“

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Archivfoto: Müller Johannes, Antonia, Caroline und Josef Müller auf ihrem Hof in Oberostend­orf mit der Kuh Rihanna.

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