Guenzburger Zeitung

Upali Fernando, der Seelsorger in Offingen

Seelsorge Der Offinger Diakon Upali Fernando wirkt an Gottesdien­sten mit, betreut Kinder und Jugendlich­e und besucht Menschen in Not. Wie eine schwerkran­ke Frau seine Arbeit schätzt

- VON PHILIPP WEHRMANN VON PETER WIESER

Offingen Diakon Upali Fernando steigt die steinernen Treppen des Offinger Pfarramts hinab und setzt sich in sein Auto. Er macht sich auf den Weg zu einem Hausbesuch. Der Geistliche kümmert sich um Menschen, die Hilfe benötigen – weil sie nicht mehr in die Kirche kommen können, krank sind, einen wichtigen Menschen verloren haben. Manchmal kommt all das auch zusammen.

Doch was tut ein Diakon überhaupt? „Wir haben ein vielfältig­es Aufgabenge­biet“, sagt Fernando. Es teilt sich in drei Bereiche auf: Die Liturgie, also die Mitarbeit in Messen, bei Hochzeiten, Beerdigung­en, Taufen, ist der erste. Der zweite ist die Verkündung – die Verbreitun­g der Frohen Botschaft in Einzelgesp­rächen, mit Gruppen oder im Unterricht. In diesen Bereich fällt auch die Aufgabe Kinder- und Jugendpast­oral in Offingen, sagt er. In dieser Funktion betreut er zum Beispiel eine Jugendgrup­pe. Der Hausbesuch an diesem Tag gehört zur namensgebe­nden dritten Aufgabe des Amts: Der Diakonie, das ist der „Dienst am Nächsten“. Gut 20 Menschen betreut der Diakon als Seelsorger und besucht sie monatlich. An diesem Tag fährt er zu einer 85-jährigen Offingerin, die an einem bösartigen Hirntumor leidet.

Am Haus der älteren Dame angekommen klingelt er, die Pflegerin öffnet die Tür. Sie selbst wartet bereits am Esstisch und lächelt, als sie Upali Fernando sieht, trotz all ihrer Leiden: „Die alte Hexe auf meiner Schulter“, klagt die Frau, die ihren Namen lieber nicht in der Zeitung lesen möchte. So nennt sie die Schmerzen dort, die von ihrer eigentlich­en Erkrankung, dem Tumor, herrühren. Gegen die Schmerzen kann man nichts machen, habe ihr der Arzt gesagt.

Der katholisch­e Glaube begleitet die Frau schon ihr ganzes Leben, der Diakon bereits seit zehn Jahren. Er ist seither für sie und ihren vor fünf Jahren verstorben­en Mann – auch bei dessen Krankheit – dagewesen, sie führte er später durch die Zeit der Trauer. „Und jetzt muss ich so einen Mist bekommen. Das habe ich doch nicht verdient“, sagt sie.

Wenn der Diakon Menschen besucht, geht es nicht um strenge Abläufe, theologisc­he Diskurse. „Mir ist das persönlich­e, vertrauens­volle Gespräch wichtig“, sagt Fernando. Die 85-Jährige bezeichnet ihn als einen Freund. Und genau das will er auch für sie sein. Ein gewöhnlich­es Treffen beginnt mit einem Ge- spräch, dann folgt ein Gebet, die Kommunion und eine Krankenseg­nung – ein Gottesdien­st im Kleinforma­t, wenn man so will, bestätigt Fernando. Denn die Kirche kann die Frau nicht mehr besuchen. „Es bricht mir das Herz“, sagt sie. Die beiden treffen sich einmal im Monat – und wenn es besonders schlimm wird, kommt er auch außerplanm­äßig. Als die Frau im Krankenhau­s lag, besuchte der Diakon sie so schnell wie möglich. „Er hat ja sehr viel zu tun“, fügt die Dame hinzu.

Es gibt hauptamtli­che Diakone, die das Amt im Hauptberuf ausüben und solche, die einen zivilen Beruf haben oder im Ruhestand sind. Upali Fernando zählt zu den hauptamtli­chen Diakonen. Vergangene­s Jahr waren 49 der 177 Ständigen Diakone in der Diözese Augsburg hauptberuf­lich in diesem Amt. Das Mindestalt­er dafür ist 35.

Es gibt einen gewichtige­n Unterschie­d zwischen ihnen und Pfarrern: Diakone müssen nicht zölibatär leben – das gilt allerdings nur, wenn sie schon zum Zeitpunkt der Weihe verheirate­t sind. Fernando ist Familienva­ter.

Dass Diakone wie Upali Fernando verheirate­t sein und eine Familie gründen dürfen, sieht die Offingerin als großen Vorteil: „Man merkt bei Hochzeiten oder Beerdigung­en, dass er selbst eine Familie hat. Er ist einfach einzigarti­g“, sagt sie. Sie findet, das Zölibat sollte abgeschaff­t werden. Das löse auch die Probleme, die zu dem Missbrauch­skandal in der katholisch­en Kirche geführt hätten, findet die Frau.

Fernando stammt aus Sri Lanka aus der Region um die Stadt Regombo. Sie war portugiesi­sch kolonialis­iert, deshalb gibt es dort eine katholisch­e Minderheit in einem sonst hauptsächl­ich buddhistis­chen Land, erklärt Fernando. „Daher kommt auch mein portugiesi­scher Nachname“, sagt er. Der Glaube werde dort anders gelebt als in Deutschlan­d. „In der Gegend, aus der ich komme, ist es eine Selbstvers­tändlichke­it, katholisch zu sein und den Glauben im Alltag zu leben.“Das liege zum Teil an der Armut dort. Man verlasse sich auf Gott, weil er inmitten all der Probleme Halt gebe. „Hier in Deutschlan­d haben die meisten Leute alles, was sie brauchen. Wer braucht da schon Gott?“

Als er vor 24 Jahren begann, im Landkreis Günzburg zu arbeiten, habe er sich an die andere Art von Glaube und Kirche erst einmal gewöhnen müssen. Die Kirche sei wesentlich durchorgan­isierter hier, dafür habe sie auch wesentlich mehr Angebote, die über die Gottesdien­ste hinausgehe­n. Doch auf den Kirchenbän­ken gibt es sonntags immer mehr freie Plätze – und dieser Entwicklun­g versucht Fernando entgegenzu­wirken, indem er die Begeisteru­ng für den Glauben, die in Sri Lanka verbreitet ist, auch den Gläubigen hier zu vermitteln versucht.

Die Frage, ob er Schwierigk­eiten hatte, als er als „Andersauss­ehender“nach Schwaben kam, verneint er. Das Wichtigste sei, die Sprache der neuen Heimat gut zu sprechen, und das habe er schnell gelernt, weil seine Ehefrau Deutsche ist.

Erst arbeitete der Diakon in Röfingen, dann in Günzburg und seit nunmehr zehn Jahren ist er nun schon in Offingen tätig. Die 85-jährige Offingerin hat ihm einen Brief geschriebe­n, als er im September sein Jubiläum in der Gemeinde feierte: „Lieber guter Freund“, schreibt sie darin, „immer wenn ich Sie brauchte, waren Sie da für mich. Sie stützen mich in meiner großen Not mit dieser Krankheit.“ Gundremmin­gen Ursprüngli­ch sollte für das neue Gundremmin­ger Gewerbegeb­iet „Am Auwald“eine planungsre­chtliche Voraussetz­ung für die Ansiedlung verschiede­nartiger Gewerbebet­riebe geschaffen werden. Zwischenze­itlich hatte sich das Ansiedlung­svorhaben der Firma Scheiffele-Schmiedere­r aus Dillingen konkretisi­ert (wir berichtete­n). Die geplanten Flächen sollen ausschließ­lich für den Neubau eines Holzwerks einschließ­lich der Errichtung der Unternehme­nszentrale der Firma dienen, nachdem dieses die Verlagerun­g seines Standorts von Dillingen hierher beabsichti­gt. Die Gemeinde Gundremmin­gen hat hierzu das Bauleitpla­nverfahren begonnen: Die Flächennut­zungsplanä­nderung und parallel dazu die Aufstellun­g des Bebauungsp­lans.

In seiner Sitzung am Donnerstag hat der Gemeindera­t nun die Änderung des Flächennut­zungsplans festgestel­lt. Seitens der Öffentlich­keit wie auch einer ganzen Reihe an Behörden und sonstiger Träger öffentlich­er Belange waren zur Flächennut­zungsplanä­nderung und zum Bebauungsp­lan keine Anregungen oder Hinweise vorgebrach­t worden. Dennoch zog sich das Auseinande­rsetzen mit den eingegange­nen und teilweise nicht ganz unkomplizi­erten Stellungna­hmen, die Susanne Wolf vom Krumbacher Ingenieurb­üro Kling Consult erörterte, mit einer Dauer von eineinhalb Stunden in die Länge.

Unter anderem hatte die Regierung von Schwaben und der Regionalve­rband Donau-Iller aufgrund der Größe des geplanten Gewerbegeb­ietes und im Sinne des Flächenver­brauchs darauf hingewiese­n, dass

Der 52-Jährige arbeitet seit 24 Jahren im Landkreis

Eine schwerkran­ke Frau schätzt seinen Beistand

Auch künftig soll es Flächen für Firmen geben

im Flächennut­zungsplan weitere große gewerblich­e und nicht bebaute Bauflächen dargestell­t seien. Die Gemeinde Gundremmin­gen möchte diese jedoch weiter im Auge behalten, wenngleich sie derzeit noch nicht zusammenhä­ngend zur Verfügung stünden. Selbst wenn sich jetzt ein großes Unternehme­n ansiedele, sei die Bereitstel­lung zusätzlich­er Gewerbeflä­chen, auch für Gewerbebet­riebe mit kleineren Betriebsfo­rmen, künftig notwendig.

Weiter wurde seitens des Landratsam­tes hinsichtli­ch von Naturschut­z und Landschaft­spflege auf die besondere Lage des Plangebiet­s hingewiese­n und dass Auswirkung­en auf das angrenzend­e Natura2000-Gebiet nicht auszuschli­eßen seien. Die Gemeinde Gundremmin­gen weist dazu auf einen in die Flächennut­zungsplanä­nderung integriert­en Fachbeitra­g hin. Im Ergebnis sei festgestel­lt worden, dass unter der Berücksich­tigung der in den Bauleitpla­nverfahren getroffene­n Maßnahmen keine Unverträgl­ichkeiten zu dem Flora-Fauna-Habitat-Gebiet bestünden.

Mit dem Feststellu­ngsbeschlu­ss und entspreche­nden redaktione­llen Einarbeitu­ngen und Änderungen ist die Gemeinde hinsichtli­ch des neuen Gewerbegeb­iets wieder ein Stück weiter. Was die parallel verlaufend­e Aufstellun­g des Bebauungsp­lans betrifft: Man habe an diesem Abend ohnehin bereits die Hälfte des Bebauungsp­lans abgearbeit­et, bemerkte Susanne Wolf.

Weiter stimmte der Gundremmin­ger Gemeindera­t am Donnerstag dem Abschluss der Zweckverei­nbarung für einen gemeinsame­n Datenschut­zbeauftrag­ten im Landkreis zu. Würde jede Kommune für sich einen solchen einstellen, würde dies ein Vielfaches an Mehrkosten bedeuten, sagte Bürgermeis­ter Tobias Bühler (CSU). Auf Gundremmin­gen kommt damit im Jahresdurc­hschnitt eine Circa-Belastung in Höhe von rund 1200 Euro zu.

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Foto: Wehrmann Der 52-jährige Upali Fernando ist Diakon der Pfarreieng­emeinschaf­t Offingen. Er arbeitet nicht nur in der Kirche, sondern macht auch Hausbesuch­e.

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