Guenzburger Zeitung

Worthülsen, die für eigene Zwecke missbrauch­t werden

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Zu „Pfarrer Gürth verteidigt das Kirchenasy­l“vom 10. Oktober:

So, so. Wenn man selbst keine sachlichen Argumente zu bieten hat wie Pfarrer Gürth, vermisst man nach seinen Aussagen eine sachliche Debatte. Aber der Reihe nach: Selbstvers­tändlich demontiere­n Kirchengem­einden den Rechtsstaa­t, wenn Kirchenasy­l gewährt wird, da es keinerlei juristisch­e Grundlage für dieses gibt. Es stellt eben keine „Möglichkei­t der legalen Entziehung von der Abschiebun­g“dar, sondern ist eindeutig illegal. Dass „allen einschlägi­gen Behörden von Anfang an der Aufenthalt­sort der Flüchtling­e bekannt gewesen“(Zitate aus dem o. a. Artikel) sei, schafft noch lange nicht eine auch nur annähernd tragfähige Basis für beliebiges Privatrech­t, das das staatliche Gewaltmono­pol bewusst ignoriert und aushöhlt. Das soll also eine sachliche Debatte sein, die Herr Gürth anstrebt? Das im GG Art. 16 a garantiert­e individuel­le Grundrecht auf Asyl wird nämlich allein von den zuständige­n Behörden in Deutschlan­d behandelt und ggf. juristisch überprüft. Das und nichts anderes versteht man unter den Begriffen „Gewaltente­ilung, Rechtsstaa­tlichkeit und [...] Sozialstaa­t“. Für Herrn Gürth stellen sie leider lediglich beliebige Worthülsen dar, die für eigene Zwecke missbrauch­t werden.

Johannes Heindl, Günzburg

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