Guenzburger Zeitung

Reichart fühlt sich falsch verstanden

Kirche Maria Vesperbild geht mit einer Presseerkl­ärung auf die Linie des Bistums. Der Wallfahrts­direktor habe nicht die Absicht, die Kirche reinzuwasc­hen

- VON CHRISTIAN GALL

Ziemetshau­sen Mit einer Presseerkl­ärung haben die Wallfahrts­direktion und die Priester von Maria Vesperbild auf die Berichters­tattung über einen Vortrag zum Thema des sexuellen Missbrauch­s in der Kirche reagiert. Darin stimmen sie „voll und ganz der Presseerkl­ärung des Bistums Augsburg zu“. Das Bistum hatte sich darin von Äußerungen distanzier­t, „die sexuellen Missbrauch durch Kleriker und Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r in irgendeine­r Weise relativier­en“.

In der Erklärung der Wallfahrts­direktion heißt es weiter, dass es bei dem Vortrag in Maria Vesperbild darum gegangen sei, „die Ursachen der Missbrauch­sfälle in der Kirche zu suchen und eine Reform der Kirche an Haupt und Gliedern zu fordern“. Im mit unserer Zeitung sagte der Wallfahrts­direktor von Maria Vesperbild, Erwin Reichart, gestern, dass er die Kirche keineswegs reinwasche­n wolle, sondern bei dem Vortragsab­end den Ursachen für die Liberalisi­erung der kirchliche­n Moral nachgehen wollte.

Reichart wies im Gespräch darauf hin, dass er ein mangelndes Durchgreif­en der Kirche sehe: „Die Kirche soll darauf achten, dass Professore­n die katholisch­e Moral getreu verkünden.“In der lockeren Moraltheol­ogie sehe er einen Grund, der Missbrauch­sfälle begünstigt haben könnte. Die Moraltheol­ogie spielt auch eine Rolle bei der Priesterau­sbildung. Im Gespräch sagte Reichart weiter, dass er den Medien keine Kampagne gegen die Kirche vorwerfe. Vielmehr habe er bei dem Vortrag versucht, scharfe Medienkrit­ik aus dem Publikum „zu relativier­en und einzuordne­n“, wie es auch in der offizielle­n Presseerkl­ärung von Maria Vesperbild dazu heißt. Ein großer Teil der Journalist­en arbeite seriös, worin er auch unsere Zeitung einschloss. „Als Kampagne könnte man es aber bezeichnen, wenn ein unseriöses Medium ein und denselben Fall jahrelang immer wieder unnötig oft in der Berichters­tattung wiederholt“, sagte er. Es gebe Medien, für die das ein gefundenes Fressen sei.

Reichart sagte im Gespräch außerdem, dass Missbrauch­sfälle in der Kirche grundsätzl­ich schon an die Medien weitergege­ben werden müssten: „Ein Laie muss bei so eiGespräch nem Vorfall jedoch nicht an die Presse gehen. An die Medien wird so etwas ohnehin weitergetr­agen“, sagte der Wallfahrts­direktor und ergänzte, dass diese Weitergabe dann die Kirche oder die Staatsanwa­ltschaft übernehme. Reichart bemängelte gegenüber unserer Zeitung, dass er seiner Meinung nach in der Berichters­tattung über den Vortrag in Maria Vesperbild falsch zitiert worden sei. Einige seiner Aussagen seien aus seiner Sicht im erschienen­en Artikel aus dem Zusammenha­ng gerissen worden. Als Beispiel führte er seine zitierte Aussage an, dass es durch eine Aufweichun­g des sechsten Gebots (du sollst nicht ehebrechen) zu Missbrauch komme. Dabei habe er sich, wie er sagte, auf die Auslegung des Gebots in einem Beichtspie­gel – einem Hilfsmitte­l zur Vorbereitu­ng auf die Beichte – bezogen.

Ein gefundenes Fressen für manche Medien

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