Wie beim FC Bayern
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Was haben die Bosse des FC Bayern mit den beiden Geistlichen aus Ziemetshausen gemeinsam? Man wälzt die Schuld an eigenen, hausgemachten Problemen auf die ach so bösen Medien ab! Nach dem Motto: Wenn über Missbrauch nichts berichtet wird, wird es so schlimm wohl nicht sein. Wie hier zum wiederholten Male ein Skandal heruntergespielt wird, verschlägt mir schier die Sprache. „Von 1670 Missbrauchsfällen sind ja nur 60 Prozent tatsächlich bewiesen!“– Zitat Herr Reichart. Also bleiben „nur noch“1002 Priester, die sich an Kindern vergangen haben, die ihnen als Schutzbefohlene anvertraut wurden. Das sagt ein Wallfahrtsdirektor! Und erlaubt sich dann auch noch eine Abstufung zwischen „unangemessenen Körperberührungen und tatsächlichen Vergewaltigungen“! Ja, geht‘s noch?
Eine Frage an Herrn Reichart, der ja offenkundig ein Verfechter des Zölibates ist: Wenn – wie besonders die katholische Kirche es ja immer lehrt – alles von Gott gewollt ist, gehört dazu nicht auch die natürliche Sexualität des Menschen? Und was bitteschön berechtigt Sie dazu, eine Pfarrei als „arm“zu bezeichnen, in der die Gläubigen mit Freude die Gottesdienste besuchen, wo Kinder in die Liturgie mit einbezogen werden, wo gemeinsam musiziert und laut gesungen wird, und ja: Wo am Schluss spontan geklatscht wird, einfach aus Freude darüber, dass es diese Art von Kirche auch noch gibt! Solch eine Pfarrei ist nicht arm, sie ist reich an Freude und Menschenliebe und einem gesunden Miteinander! Ist es nicht genau dies, was Jesus Christus uns lehrt? Und dann doch noch ein Hoffnungsschimmer auf Seite 9 in derselben Ausgabe der Zeitung: Bischof Zdarsa weiht in Augsburg zwei verheiratete Familienväter zu katholischen Priestern. Na also, geht doch! P.S.: Der Schreiber dieser Zeilen wurde evangelisch getauft, ist aber in einem zutiefst katholischen Umfeld im Bayrischen Wald aufgewachsen und hat in der Kindheit einen sehr „katholischen“Geistlichen Rat erlebt. Reinhold Spielmann, Hochwang