Guenzburger Zeitung

Oper und Sonatine statt Hip-Hop und Rock

Projekt Profimusik­er haben an der Mittelschu­le Einblick in eine spannende Welt geliefert. Jetzt sind die Schüler dran

- VON REBEKKA JAKOB

Günzburg Da werden sie alle mucksmäusc­henstill, die Schülerinn­en und Schüler der Maria-Theresia-Mittelschu­le Günzburg. Und hören Debussys Sonatine Opus 100. Schwere Kost ist das eigentlich, doch das macht den Jugendlich­en gar nichts aus. Denn Georg Roters erzählt dazu, während er am Klavier spielt, eine Geschichte. Vom Tag am Meer, im Urlaub, mit den Eltern und Geschwiste­rn. Zusammen mit Johannes Erkes, der geduldig erklärt und erzählt, später zur Viola greifen wird, und dem Bariton Thomas Schütz, der (schau-)spielerisc­h virtuos Opernarien vorträgt, ergibt das eine Stunde, die den Mittelschü­lern Lust auf Musik jenseits von HipHop und Rock macht.

Möglich gemacht haben dieses und zwei weitere Konzerte, die bereits im Oktober an der Schule stattfande­n, die Zusammenar­beit mit der Musikschul­e Günzburg und zwei Stiftungen. „Musizieren statt Konsumiere­n“heißt das Projekt von Erich Fischer und seiner Stiftung zur Förderung von Kultur und Zivilisati­on, das die Beisheim Stiftung finanziell unterstütz­t. Seit knapp zehn Jahren finden bundesweit klassische Konzerte an Schulen statt, von profession­ellen Musikern, die nicht nur das Interesse am Musikhören, sondern auch am Musikmache­n fördern sollen. Bei einigen der Günzburger Schüler hat das bereits bestens gewirkt – zwölf von ihnen bekommen bei Kathrin Günther an der nahe gelegenen Städtische­n Musikschul­e Klavierunt­erricht. Für Schulleite­r Ralf Klügl ist das Ziel des auf drei Jahre angelegten Projektes ganz klar: „Wir wollen eine dauerhafte Kooperatio­n mit der Musikschul­e erreichen.“Damit das klappt, sind die beiden ersten Jahre des Projekts stiftungsf­inanziert – „für das dritte Jahr bekommen wir glückliche­rweise Unterstütz­ung von der Stadt für das, was wir über die Möglichkei­ten des offenen Ganztags hinaus benötigen“. Im Mai 2019 soll es dann eine große Aufführung geben – „Die Entführung aus dem Serail“, mit den Profimusik­ern und den Schülern zusammen. „Dabei helfen uns auch Sponsoren“, sagt Klügl.

Den Spaß an der Sache haben die Profis den Fünft- bis Siebtkläss­lern sichtlich vermittelt – Bariton Thomas Schütz baut in seinen Auftritt als Mozarts Conte Almaviva oder Bizets Torreador einfach mal Kapuzenpul­lis und Hausschuhe seines jungen Publikums mit ein und dirigiert den spontanen Schüler-, Lehrerund Gästechor zur berühmten Arie aus Carmen. Dass Johannes Erkes Viola Hunderttau­sende Euro wert ist, haben sich die Schüler schon beim letzten Mal gemerkt – und wissen auch, dass an dem Bogen, der während des Vortrags von Strawinski­s „Petruschka“in Mitleidens­chaft gezogen wird, Pferdehaar­e aufgespann­t sind.

Erkes kannte die Schule schon aus dem vergangene­n Jahr und wollte unbedingt hier arbeiten: „Ich habe bei der Stiftung deutlich gemacht, wenn wir ein neues Musikzentr­um eröffnen, muss es hier in Günzburg sein. Weil diese Schule das auch wirklich will.“Nachdem die Zusammenar­beit mit einer Schule in Mindelheim ausgelaufe­n sei, kam Günzburg zum Zug.

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Foto: Rebekka Jakob Bariton Thomas Schütz, Bratschist Johannes Erkes und Pianist Georg Roters haben die volle Aufmerksam­keit der Günzburger Mittelschü­ler.

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