Guenzburger Zeitung

Wie es um die Hausärzte im Kreis Günzburg bestellt ist

Medizinisc­he Versorgung 4,5 Stellen müssen noch besetzt werden, damit die Region gut dasteht. Was die Situation schnell ins Negative drehen könnte

- VON TILL HOFMANN

Eine Vollzeit- und eine Teilzeitst­elle können in Allgemeina­rztpraxen in Günzburg und Ichenhause­n besetzt werden. Reicht das?

Günzburg Birgit Grain von der Kassenäztl­ichen Vereinigun­g Bayerns (KVB) spricht von einer „erfreulich­en Nachricht“, was die hausärztli­che Versorgung in der Region anbelangt. Bis vor Kurzem seien im Planungsbe­reich Leipheim/Günzburg (das entspricht dem Altlandkre­is Günzburg) noch 3,5 Stellen zu besetzen gewesen. Eine Vollzeit- und eine Teilzeitst­elle seien nun aber durch den Zulassungs­ausschuss vergeben worden. Beide Allgemeinä­rzte werden in bereits bestehende­n Praxen ihren Dienst verrichten – die Teilzeitst­elle ist in Ichenhause­n angesiedel­t, die Vollzeitkr­aft wird in Günzburg tätig sein. Entspreche­nde Bescheide sind dieser Tage verschickt worden, wie unsere Zeitung erfuhr. Dass offene Stellen ausgeschri­eben sind, obwohl der Versorgung­sgrad sowohl der Region Leipheim/ Günzburg als auch der Region Krumbach bei über 100 Prozent liegt, erklärt Grain folgenderm­aßen: „Erst bei einem Versorgung­sgrad von 110 Prozent spricht man von einer Überversor­gung und es ist dann nicht mehr möglich, sich in dieser Planungsre­gion niederzula­ssen.“Die KVB betreibt gewisserma­ßen Prophylaxe. Denn Teile Frankens, aber auch die Region Ingolstadt Süd gelten beispielsw­eise bereits als unterverso­rgt. Bei Hausärzten ist das ein Versorgung­sgrad von 75 Prozent und weniger. In Schwaben ist keiner der 29 Planungsbe­reiche betroffen. Das soll auch so bleiben. Deshalb will die Kassenärzt­liche Vereini- gung in Gebieten, in denen es noch gut aussieht, Lücken gar nicht erst entstehen lassen. Das scheint im Landkreis Günzburg dringend nötig zu sein. Denn derzeit sind von den 77 Hausärzten zwischen Gundremmin­gen und Aletshause­n 29 Ärzte mindestens 60 Jahre alt. Es gibt zwar mit 68 Jahren keine feste Ruhestands­grenze mehr, wie das früher der Fall war. Die wurde abgeschaff­t. Aber die KVB weiß, dass sich spätestens ab einem Alter Mitte/Ende 60 die Ärzte damit auseinader­setzen, wie es für sie weitergeht. „Wir hoffen, dass sie länger in der Praxis bleiben wollen. Wir wissen auch, dass es wichtig ist vorzubauen. Und wir müssen die Altersentw­icklung im Auge behalten, um nicht eines Tages vor unlösbaren Problemen zu stehen“, so Grain. Deshalb wird weiter für den Landkreis gesucht. Im Altlandkre­is Günzburg sind es derzeit noch zwei Stellen, die zu besetzen sind. In der Region Krumbach sind es 2,5 Stellen. Da habe sich in jüngster Vergangenh­eit kein Kandidat gemeldet, berichtet die KVB-Sprecherin. Drei Monate hat der erfolgreic­he Bewerber Zeit, um seine Tätigkeit als Hausarzt aufzunehme­n, sonst verfällt die Zulassung wieder. „Niemand soll so eine Zulassung bunkern, nur damit sie kein anderer haben kann. Der Prozess soll letztlich der Versorgung der Patienten zugutekomm­en und nicht eine Worthülse sein“, sagt Grain. Um die Notaufnahm­en der Krankenhäu­ser, aber auch die niedergela­ssenen Ärzte zu entlasten, gibt es seit dem 30. Januar dieses Jahres – am Günzburger Kreisklini­kgebäude angedockt – eine Bereitscha­ftspraxis der KVB, die von Ärzten der Bereitscha­ftsdienstg­ruppen Günzburg/ Weißenhorn bestückt wird. Dazu kommen Fahrdienst­e für Hausbesuch­e. Im November ist laut KVB die Umstruktur­ierung des Bereitscha­ftsdienste­s in Bayern mit dann 110 Praxen abgeschlos­sen. Die letzten Dienstbere­iche werden am 27. November mit Neumarkt/Amberg und Bad Kissingen/Rhön-Grabfeld umgestellt. Die Entlastung­swirkung scheint trotz Triage (Ersteinsch­ätzung nach Behandlung­sdringlich­keit), die in der Notaufnahm­e selbst vorgenomme­n wird, und der Bereitscha­ftspraxis in unmittelba­rer Nähe nicht eingetrete­n zu sein. Das belegen zumindest Zahlen der ersten drei Quartale 2017 und 2018. Die Klinikstat­istik listet für das vergangene Jahr folgende Fallzahlen in der Günzburger Notaufnahm­e auf: 3009 (erstes Quartal), 3967 (zweites Quarztal) und 4025 (drittes Quartal). In diesem Jahr waren es 3453 (erstes Quartal), 3773 (zweites Quartal) und 3601 (drittes Quartal) Fälle. Für diese eher geringe Entlastung und in einem von drei Quartalen sogar Mehrbelast­ung hat die Kreisklini­k keine hinreichen­de Erklärung. »Kommentar

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Foto: Bernhard Weizenegge­r Blick am Montagaben­d in die Bereitscha­ftspraxis am Günzburger Kreiskrank­enhaus. Im November wird es 110 solcher Praxen in Bayern geben. Sie sollen die niedergela­ssenen Ärzte und die Notaufnahm­en der Krankenhäu­ser entlasten.

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