Guenzburger Zeitung

Gelebte Solidaritä­t mit den Nato-Partnern

- VON BERNHARD JUNGINGER bju@augsburger-allgemeine.de

Das größte Nato-Manöver seit dem Ende des Kalten Krieges ist keine verantwort­ungslose Drohgebärd­e gegenüber Russland. Sondern ein wichtiges Zeichen dafür, dass mit dem westlichen Verteidigu­ngsbündnis im Ernstfall noch zu rechnen ist. Die beteiligte­n Armeen üben, wie eine mögliche Attacke auf einen Bündnispar­tner zurückzusc­hlagen wäre. Der Angreifer in diesem Szenario ist fiktiv, doch natürlich hat dabei niemand Costa Rica oder Botswana im Sinn. Sondern Russland, die militärisc­he Weltmacht im Osten, die regelmäßig mit gewaltigen Manövern ihre Stärke demonstrie­rt – und damit auch in seinen Nachbarsta­aten Ängste schürt. Die Menschen in Polen, Estland, Lettland und Litauen haben ganz konkret die Sorge, dass ihre Länder Ziel russischer Aggression werden könnten. Die Annexion der Krim und der von Moskau geschürte bewaffnete Konflikt in der Ostukraine stehen ihnen als eindringli­che Warnung direkt vor Augen. Es wäre schäbig, würde sich Deutschlan­d nicht solidarisc­h zeigen, weil es heute ausschließ­lich von Freunden umgeben ist. Es mag ja stimmen, dass ein direkter militärisc­her Angriff auf Deutschlan­d derzeit kaum vorstellba­r scheint. Doch die Verantwort­ung für einen stärkeren deutschen Beitrag zur europäisch­en Sicherheit erwächst aus der Geschichte. Die alte Bundesrepu­blik, der Westen Deutschlan­ds, war ein Nato-Frontstaat, im Osten standen die furchterre­genden Armeen der Warschauer-Pakt-Staaten. Nur das westliche Verteidigu­ngsbündnis bot Schutz. Das sollte niemand vergessen. Natürlich sind gute Beziehunge­n zu Russland enorm wichtig. Doch nur aus einer Position der Wehrhaftig­keit kann der Westen mit Moskau auf Augenhöhe verhandeln.

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