Guenzburger Zeitung

Mehr Geld für Organspend­en

Gesundheit­spolitik Gesundheit­sminister Spahn (CDU) legt Gesetz vor. Kritiker pochen auf Patientenr­echte

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Berlin Krankenhäu­ser sollen mehr Geld und Zeit bekommen, um sich stärker um Organspend­en zu kümmern. Das sieht ein Gesetzentw­urf von Jens Spahn (CDU) vor, den das Bundeskabi­nett am Mittwoch auf den Weg gebracht hat. Kernpunkte sind höhere Vergütunge­n durch die Krankenkas­sen und mehr Freiraum für Transplant­ationsbeau­ftragte in den Kliniken. „Hauptprobl­em bei der Organspend­e ist nicht die Spendebere­itschaft“, sagte Spahn.

Den Kliniken soll der ganze Prozess von Organspend­en besser vergütet werden, wie Spahn sagte – damit sie dafür nicht finanziell bestraft werden. „Das sind wir den 10000 Menschen schuldig, die auf ein Spenderorg­an warten.“Die Spenderzah­len sind jedoch seit 2012 gesunken. Die Zahl der Spender erreichte laut Deutscher Stiftung Organtrans­plantation (DSO) im vergangene­n Jahr einen Tiefpunkt von 797. Im ersten Halbjahr 2018 gab es eine leichte Zunahme.

Dem Gesetz muss der Bundestag noch zustimmen. In Kraft treten soll es im ersten Halbjahr 2019. Erleichter­t werden soll auch ein Austausch zwischen Betroffene­n – mit Regeln für anonymisie­rte Schreiben, mit denen sich Organempfä­nger bei den Angehörige­n von Organspend­ern bedanken können.

Die Deutsche Stiftung Patientens­chutz begrüßte es, die Organisati­on in Krankenhäu­sern für Organspend­en zu stärken. „Jedoch müssen hierbei stets die Patientenr­echte gewahrt bleiben“, sagte Vorstand Eugen Brych. Nicht zu akzeptiere­n sei es, wenn Transplant­ationsbeau­ftragte schon vor Feststelle­n des Hirntodes Einsicht in Patientena­kten nehmen dürften. Akteneinsi­cht dürfe es nur mit Zustimmung des Betroffene­n oder eines Bevollmäch­tigten geben. Brych fügte hinzu, im Entwurf stehe, dass Transplant­ationsbeau­ftragte keine Ärzte sein müssten. Unabhängig von dem Gesetz wird über neue Regeln für Organspend­en diskutiert. Den Anstoß zu einer offenen Entscheidu­ng im Bundestag hatte Spahn gegeben, der für eine Umstellung auf eine doppelte Widerspruc­hslösung wirbt. Das bedeutet, dass automatisc­h jeder als Spender gilt. Dazu soll man aber zu Lebzeiten Nein sagen können, ansonsten sind noch Angehörige zu fragen. Sascha Meyer, dpa

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Foto: dpa In Deutschlan­d fehlen die Organspend­er: Spahn will gegensteue­rn.

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