Guenzburger Zeitung

Ernst-Friedrich Reichsfrei­herr von Stain ist gestorben

Nachruf Aus gutem Grund ist nach seiner Familie die Mittelschu­le Ichenhause­n benannt. Er war der letzte Namensträg­er

- (cki)

Ichenhause­n „Der letzte Namensträg­er der Familie und Urenkel des letzten ehemaligen Ortsherren von Ichenhause­n, des Reichfreih­erren Gustav Leopold von Stain zum Rechtenste­in, ist verstorben“: Ichenhause­ns Bürgermeis­ter Robert Strobel informiert darüber, dass eine große Persönlich­keit nicht mehr lebt. Am 16. Oktober starb Ernst-Friedrich Reichsfrei­herr von Stain zum Rechtenste­in im Alter von 82 Jahren. Dieser Tage wurde dies mit Todesanzei­gen öffentlich gemacht. An diesem Freitag wird ein Sterbeamt in München gefeiert, Requiem, Aussegnung und Beisetzung sind am Samstag in Rottweil. Seelenmess­en werden gelesen in Rechtenste­in, und in Ichenhause­n am Sonntag, 9.45 Uhr, in der Stadtpfarr­kirche St. Johannes Baptist.

Der Rektor der Mittelschu­le, Otto Imminger, Altbürgerm­eister Hans Klement, Stadträtin Gabriele Walter und Bürgermeis­ter Strobel werden am Sterbeamt am Freitag in München teilnehmen.

Der Name der Familie ist in Ichenhause­n noch immer vertreten, die Mittelschu­le ist nach den Freiherrn von Stain benannt. Das Grußwort zur Einweihung der damaligen Hauptschul­e Ichenhause­n schrieb Ernst-Friedrich Baron von Stain zum Rechtenste­in selbst, der seine Freude zum Ausdruck brachte, dass die Schule den Namen seiner Vorfahren trägt. Sie waren von 1574 bis 1847 die Ortsherren Ichenhause­ns. Das Stadtwappe­n erinnert daran, wie stark der Adel die Geschichte der Gemeinde beeinfluss­te.

In einer Chronik der Schule ist nachzulese­n, dass 24 Generation­en lang von 1032 bis 1847 die Entwicklun­g des Ortes damit verknüpft war. Im Wappen ist ein silberner aufspringe­nder Hund mit goldenem Halsband zu sehen als Erinnerung an Ritter Manegold von Ichenhause­n, die Familie hatte von 1032 bis zu ihrem Aussterben 1255 das Sagen. Später waren es die Edlen von Eberstall und von Ellerbach (nicht Bestandtei­l des Wappens), dann die Herren beziehungs­weise späteren Freiherren von Roth (der rote Untergrund im Wappen nimmt darauf Bezug und auf 504 Jahre Zugehörigk­eit zu Österreich) und dann die Herren, Freiherren und später Reichsfrei­herren von Stain zum Rechtenste­in, deren heraldisch­es Zeichen auch ins Ichenhause­r Wappen gefügt wurde. Die gerauteten Schrägbalk­en stammen aus dem Wappen der mit den Freiherren verwandten Familie Goß. Gustav Leopold Reichsfrei­herr von Stain zum Rechtenste­in verkaufte 1852 und 1860 den Ichenhause­r Besitz an Mittelsmän­ner der Gemeinde, steht in der Chronik, er war nach 247 Jahren der letzte Ortsherr der Familie.

Der nun verstorben­e ErnstFried­rich, der damals in Basel und Monte Carlo lebte, schrieb den Artikel dafür selbst im Jahr 2006. Dort steht auch: „Die einstmals sehr erhebliche­n Grundbesit­ze und vielen Schlösser der Stain sind mangels männlicher Erben an andere Familien vererbt worden. Von der früher in Schwaben und Franken so weitverzwe­igten, mächtigen Familie Stain (zeitweise 32 Linien) sind zwischenze­itlich, was man kaum für möglich halten sollte, alle Familienli­nien und Familienmi­tglieder bis auf einen einzigen Namensträg­er, den Verfasser dieses Artikels, ausgestorb­en. Es gab (...) viele glückliche Jahrzehnte, zum Teil sehr glückliche Jahrzehnte in Ichenhause­n. Aber es gab auch traurige, zum Teil sogar furchtbare Jahrzehnte für die Marktgemei­nde, in denen sich die Ortsherren stets mit allem ihrem Einfluss bei den Potentaten der kriegsführ­enden Parteien für die Rechte der Ichenhause­ner und ihrer Herrschaft eingesetzt haben. Vornehmlic­h im Gedächtnis der Ichenhause­ner bleiben aber die vielen segensreic­hen und glückliche­n Zeiten und Tage ihrer Geschichte und seiner Ortsherren.“

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Archivfoto: Bernhard Weizenegge­r Die Ichenhause­r Mittelschu­le ist nach den Freiherrn von Stain benannt. Die Ortsherren stammten einst aus dieser Familie.
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Foto: Foto-Weiß Im Einsatz war auch ein Rettungshu­bschrauber.

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