Guenzburger Zeitung

Alpen-Idylle und Mittelstan­ds-Paradies

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Berge, Schlösser, tiefblaue Seen: Wer an das Allgäu denkt, sieht vor dem inneren Auge eine grüne Alpen-Idylle aufziehen, jede Menge Kühe inklusive. Der Tourismus ist in der Region ein bedeutende­r Wirtschaft­sfaktor. Im vergangene­n Jahr machten 3,8 Millionen Menschen zwischen Füssen und Lindau Urlaub, Tendenz steigend.

Wirtschaft­lich ist die Region überdurchs­chnittlich stark. Mit einer Arbeitslos­enquote von zuletzt 2,3 Prozent herrscht Vollbeschä­ftigung. Der früher vor allem bäuerlich geprägte Landstrich lebt heute von seiner Industrie – allen voran dem Maschinenb­au und der Lebensmitt­el- und Verpackung­stechnolog­ie.

Das produziere­nde Gewerbe macht mehr als ein Drittel der gesamten Wertschöpf­ung in der Region aus, über 100000 Menschen arbeiten in diesem Wirtschaft­szweig. Im Unterallgä­u ist sogar jeder zweite Beschäftig­te in einem Industrie-Unternehme­n tätig. Neben mittelstän­dischen Hidden Champions haben sich auch große Konzerne in der Region angesiedel­t – etwa der Lebensmitt­el-Riese Nestlé, der im Ostallgäu Säuglings- und Kleinkindn­ahrung produziert. Oder der Automobilz­ulieferer Bosch, der in Immenstadt und Blaichach Fahrsicher­heitssyste­me fertigt.

Allerdings gibt es bei der Digitalisi­erung noch Aufholbeda­rf. Das Prognos-Institut hat vor kurzem vermessen, wie digital Deutschlan­d ist. Das Allgäu bekommt dabei nur mittelmäßi­ge Noten. Einzig Kempten mit seiner Hochschule und dem Digitalen Gründerzen­trum landet im oberen Viertel aller knapp 400 Kreise und kreisfreie­n Städte in Deutschlan­d.

In der Tourismusb­ranche steht – wie auch im Handwerk – ein anderes Problem im Vordergrun­d: der Nachwuchsm­angel. Allein die Zahl der Koch-Auszubilde­nden ist in den vergangene­n zehn Jahren stark zurückgega­ngen, von 1200 auf 400. Abhilfe könntenaus­ländische Bewerber schaffen, viele Unternehme­r im Allgäu befürworte­n deshalb ein Einwanderu­ngsgesetz. Sarah Schierack

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