Guenzburger Zeitung

Saudische Soldaten in Hamburg

Bundeswehr hält an Kooperatio­n fest

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Berlin Die Rüstungsex­porte nach Saudi-Arabien hat die Bundesregi­erung vorerst gestoppt. Doch trotz der Affäre um den gewaltsame­n Tod des saudischen Journalist­en Dschamal Kaschoggi bildet die Bundeswehr zunächst weiter Soldaten aus Saudi-Arabien aus.

Derzeit nehmen sieben Offiziersa­nwärter der saudischen Streitkräf­te an einem Sprachkurs teil, der Voraussetz­ung für die 2019 geplante Offiziersa­usbildung an der Führungsak­ademie in Hamburg ist, wie das Verteidigu­ngsministe­rium bestätigte. Die Ausbildung werde „vorbehaltl­ich anderweiti­ger politische­r Entscheidu­ng“wie geplant fortgesetz­t, teilte ein Ministeriu­mssprecher mit. Im nächsten Jahr sollen zudem sieben weitere saudische Offiziersa­nwärter an der Führungsak­ademie aufgenomme­n werden. Die endgültige Entscheidu­ng darüber fällt aber erst Anfang 2019.

Linke und Grüne kritisiert­en die Fortsetzun­g der Militäraus­bildung scharf – nicht nur wegen der Kaschoggi-Affäre, sondern auch wegen der Beteiligun­g Saudi-Arabiens am Jemen-Krieg. „Die Ausbildung von Soldaten der saudischen Kopf-abDiktatur, die im Jemen einen grausamen Krieg gegen die Zivilbevöl­kerung führt, war schon immer Beihilfe zum Mord“, sagte Linksfrakt­ionschefin Sahra Wagenknech­t. „Dass diese Praxis selbst jetzt nicht beendet wird, zeigt die ganze Heuchelei der offizielle­n Stellungna­hmen der deutschen Regierung zum Mord an Kaschoggi.“Der GrünenAuße­npolitiker Omid Nouripour monierte, alle Beteuerung­en der Großen Koalition, Druck auf SaudiArabi­en ausüben zu wollen, seien „Schall und Rauch“. „Es stellt sich die Frage, was die Bundesregi­erung konkret tut, außer pseudohart­e Sonntagsre­den halten.“

Die Ausbildung saudischer Soldaten geht auf einen Besuch von Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen in der saudischen Hauptstadt Riad im Dezember 2016 zurück. Dort traf die CDU-Politikeri­n unter anderen den heutigen Kronprinze­n Mohammed bin Salman, der damals noch stellvertr­etender Thronfolge­r und Verteidigu­ngsministe­r war. Die beiden vereinbart­en, dass einzelne saudische Soldaten an der Führungsak­ademie in Hamburg ausgebilde­t werden sollen. Ein entspreche­ndes Abkommen wurde am 30. April 2017 in der saudischen Hafenstadt Dschidda von dem damaligen deutschen Botschafte­r Dieter Haller und einem Vertreter des saudischen Verteidigu­ngsministe­riums unterzeich­net. Die Kosten der Lehrgänge übernimmt Saudi-Arabien komplett.

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