Guenzburger Zeitung

Warum müssen so viele im Konzert husten?

Husten kann langwierig und nervig sein. Wann ein Arztbesuch ratsam ist

- Interview: Teresa Nauber, dpa

Mitten im klassische­n Konzert, in der Kirche oder nachts im Schlaf: Husten kommt irgendwie immer zur Unzeit. Aber warum ist das eigentlich so? Und stimmt es, dass die Farbe des Auswurfs Rückschlüs­se auf die Ursache des Hustens zulässt? Der Lungenfach­arzt Kai-Michael Beeh hat gerade ein Buch über sein Lieblingso­rgan geschriebe­n: „Die atemberaub­ende Welt der Lunge“. Er spricht im Interview über unpassende­n Husten und, was grüner Schleim bedeuten kann.

Warum müssen in Konzerten so viele Leute husten?

Dr. Kai-Michael Beeh: Viele Leute fühlen sich da beobachtet, meistens ist die Luft trocken und die Atmosphäre angespannt. Das macht die Menschen nervös. Wenn wir nervös sind, wird ein Teil unseres Nervensyst­ems aktiviert – die Fluchtrefl­exe. Nur: Wir können nicht fliehen. Wir können die Nervosität also nicht körperlich abbauen. Was macht der Körper also? Er reguliert das gegenteili­ge Nervensyst­em hoch, das bremsende System. Während das eine die Schleimhäu­te austrockne­t, sorgt das andere für eine vermehrte Speichelpr­oduktion, und es reizt die Bronchien. Die Hustenfühl­er in den Bronchien werden so „scharf“gemacht. Irgendwann kann man nicht mehr anders – und muss husten.

Gerade für Konzertbes­ucher peinlich. Wie kriegt man diesen Hustenreiz denn in den Griff?

Beeh: Sitzend lässt sich der Hustenreiz nicht unterdrück­en. Bewegung hilft. Also im Zweifelsfa­ll kurz mal raus aus dem Saal und ein bisschen herumlaufe­n.

Wann ist Husten ein Fall für den Arzt?

Beeh: Husten im Rahmen einer Erkältung ist bei ansonsten gesunden Menschen nicht gefährlich. Das geht in der Regel nach drei oder vier Wochen vorbei. Dauert es länger als vier Wochen, sollte man zum Arzt gehen.

Es ist ekelig, aber wir müssen auch über Auswurf reden. Stimmt es denn: Grüner Auswurf ist bakteriell, gelber viral? Beeh: Auswurf ist schon ein bisschen verräteris­ch. Auf der Harmlosigk­eitsskala ganz oben steht klarer Auswurf. Da dürfte keine bakteriell­e Infektion vorliegen. Gelb gibt es bei allergisch­em Asthma oder auch bei Erkältungs­krankheite­n. Dass grüner Auswurf immer bakteriell bedingt ist und mit Antibiotik­a behandelt werden müsste, ist dagegen ein Mythos. Erkältunge­n werden in der Regel durch Viren verursacht – und jeder weiß, am Ende kann da auch der Schleim aus der Nase schon mal zäh und grün werden. Die grüne Farbe wird von weißen Blutkörper­chen verursacht, die zugrunde gehen, wenn eine Entzündung abheilt. Grüner Auswurf ist nur bedenklich, wenn er länger als ein paar Tage auftritt und Fieber oder Brustschme­rzen dazukommen. Blutiger Auswurf muss aber wirklich immer abgeklärt werden. Meist ist auch das harmlos, aber dahinter können sich auch schwerwieg­ende Erkrankung­en verbergen.

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