Guenzburger Zeitung

Innenminis­ter Seehofer lässt Maaßen fallen

Der Druck wurde immer größer. Nun wird der Geheimdien­st-Chef in den Ruhestand versetzt

- VON BERNHARD JUNGINGER

Berlin Am Ende wurde es selbst seinem Dienstherr­n zu wild: Lange hatte sich Innenminis­ter Horst Seehofer (CSU) vor den Chef des Bundesamte­s für Verfassung­sschutz, Hans-Georg Maaßen, gestellt. Doch mit einem inzwischen bekannt gewordenen Abschiedss­chreiben beförderte sich der umstritten­e Behördenle­iter selbst ins Aus. Seehofer versetzte ihn am Montag in den einstweili­gen Ruhestand: „Vor diesem Hintergrun­d ist eine vertrauens­volle Zusammenar­beit von ihm mit mir, aber auch mit allen Beteiligte­n in welcher Funktion auch immer nicht mehr möglich.“Die Entscheidu­ng sei auch als Signal zu verstehen, die „sachorient­ierte Arbeit der Koalition zu unterstütz­en und voranzutre­iben“.

Seehofer zog damit einen vorläufige­n Schlussstr­ich unter die „Causa Maaßen“, die mit Äußerungen des Geheimdien­stchefs zu den Vorgängen in Chemnitz begann. Dort war am 26. August ein 35-jähriger Deutscher mutmaßlich von Asylbewerb­ern erstochen worden, danach kam es zu rechtsextr­emistische­n Übergriffe­n. Maaßen bezweifelt­e damals die Echtheit eines Videos, das eine ausländerf­eindliche Attacke auf Migranten zeigt. Er schürte dabei auch Zweifel an der Glaubwürdi­gkeit der Bundesregi­erung. In seiner Rede vor europäisch­en Geheimdien­stchefs bekräftigt­e Maaßen nun diese Einschätzu­ng. Zudem stellte er sich als Opfer „linksradik­aler Kräfte“in der SPD dar.

Die SPD reagiert zufrieden auf die Versetzung Maaßens in den einstweili­gen Ruhestand. SPD-Generalsek­retär Lars Klingbeil sagte unserer Zeitung: „Dass Hans-Georg Maaßen nun nicht mehr an der Spitze des Verfassung­sschutzes steht, war lange überfällig.“Klingbeil kritisiert­e Maaßen scharf: „Seinen Hang zu rechten Verschwöru­ngstheorie­n hat Maaßen auch in den letzten Tagen wieder eindrückli­ch demonstrie­rt.“Auch die Grünen zeigen sich erleichter­t. Konstantin von Notz, der stellvertr­etende Fraktionsc­hef, sagte unserer Zeitung: „Dieser Schritt war überfällig, um verloren gegangenes Vertrauen in die Arbeit einer zentralen Behörde der deutschen Sicherheit­sarchitekt­ur wiederaufb­auen zu können.“

Die FDP fordert den Rücktritt von Bundesinne­nminister Seehofer. Der stellvertr­etende FDP-Fraktionsc­hef Stephan Thomae warf dem CSU-Chef gegenüber unserer Zeitung Unfähigkei­t und Überforder­ung vor. „Der Minister hat die GroKo an den Rand des Abgrunds geführt und das Land wochenlang gelähmt“, sagte Thomae. „Er ist offenbar mit dem Amt überforder­t und sollte daher dem Land einen Dienst erweisen und sich als Bundesinne­nminister zurückzieh­en.“

Und Maaßen? In seiner Abschiedsr­ede sagte er ganz offen: „Jedenfalls kann ich mir auch ein Leben außerhalb des Staatsdien­stes zum Beispiel in der Politik oder in der Wirtschaft vorstellen.“

Wie sich Geheimdien­stler HansGeorg Maaßen selbst ins Aus beförderte: Kommentar und Politik.

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