Guenzburger Zeitung

Wie die Abgeordnet­en ihren Start im Landtag erlebten

Wie die drei Abgeordnet­en aus dem Landkreis Günzburg die konstituie­rende Sitzung erlebt haben

- VON PHILIPP WEHRMANN

Gestern nahmen die drei Abgeordnet­en aus dem Landkreis Günzburg im Landtag Platz. Wie es für sie jetzt weitergeht.

München/Günzburg Maximilian Deisenhofe­r und Gerd Mannes haben gestern zum ersten Mal im Landtag Platz genommen. Bei Alfred Sauter (CSU) ist das länger her: 28 Jahre. Der 68-Jährige ist mit 41 Prozent der Erststimme­n in den Landtag eingezogen. 2013 hatte er noch 55 Prozent erhalten. Hat er das Ergebnis schon analysiert? „Wir halten uns an den Plan: Erst Koalition, nächste Woche das Kabinett und dann analysiere­n wir das Ergebnis.“

Den Koalitions­vertrag beurteilte er so: „Ich habe ihm zugestimmt.“Er werde sich weiter für Infrastruk­turprojekt­e wie die Bahnstreck­e zwischen Ulm und Augsburg und Umfahrunge­n engagieren. Zum Spannungsf­eld zwischen Umweltschu­tz und Infrastruk­tur sagte er: „Ich habe mich immer dafür eingesetzt, den Flächenver­brauch einzuschrä­nken.“Doch man müsse auch der Nachfrage nach Baugrund im Landkreis gerecht werden. „Man kann nicht an den Menschen vorbeiregi­eren.“Nachdem Hans Reich- hart kein Mandat mehr hat, wird Sauter als einziger CSU-Abgeordnet­er die Interessen des Landkreise­s in München vertreten. „Ich hatte schon alles, zu zweit, alleine. Es geht immer.“Außerdem sei ein weiterer Abgeordnet­er aus dem Stimmkreis Günzburg vertreten, Gerd Mannes von der AfD. Maximilian Deisenhofe­r habe in einem anderen Stimmkreis kandidiert und damit eine „klare Präferenz zum Ausdruck gebracht“. Die konstituie­rende Sitzung bezeichnet­e er am Abend als „sehr angenehm, ruhig“.

Maximilian Deisenhofe­r (Grüne) will die beiden benachbart­en Regionen gleicherma­ßen vertreten, wie er sagte. Er war aus strategisc­hen Gründen als Direktkand­idat der Grünen im Stimmkreis AugsburgLa­nd-Süd angetreten und zog über die Liste ein. Noch ist unklar, welches Büro er in München erhalten wird. Anfang kommenden Jahres will er zudem Stimmkreis­büros in den Landkreise­n Augsburg und Günzburg eröffnen.

Der Übergang von seinem bisherigen Beruf als Lehrer habe gut funktionie­rt. „Es kam ja nicht komplett überrasche­nd, deshalb konnten sich die Kollegen vorbereite­n.“Zum Koalitions­vertrag sagte er, er bestehe aus „ein paar schönen Überschrif­ten“, sei aber unkonkret. „Mit uns wäre es schwierige­r geworden.“Gestern saß Deisenhofe­r im Landtag linksaußen. Politisch verortet er sich dort nicht. „Ich sehe mich eher in der Mitte.“Durch die Kommunalpo­litik sei er pragmatisc­h veranlagt. „Bei Themen wie dem Klimawande­l braucht man aber radikale Ziele, auch wenn man sie in kleinen Schritten erreicht.“Am Abend sagte er: „Jetzt realisiere ich wirklich, dass ein neuer Lebensabsc­hnitt beginnt.“ Er habe gegen den AfD-Kandidaten für das Amt des Landtags-Vizepräsid­enten gestimmt. „Ich kann niemand wählen, der in einem Video gegen Schwule und Lesben hetzt.“

Gerd Mannes (AfD) sagte gestern Nachmittag zum Rückzug des ursprüngli­chen AfD-Kandidaten Uli Henkel für das Amt des Landtags-Vizepräsid­enten: „Das habe ich nicht zu beurteilen. Es war seine freie Entscheidu­ng.“Henkel, war vor einigen Tagen bekannt geworden, wird vom Verfassung­sschutz beobachtet. Der AfD-Ersatzmann Raimund Swoboda fiel später bei der geheimen Wahl mit nur 27 Stimmen durch. „Ich denke schon, dass das noch mal auf die Tagesordnu­ng muss“, kommentier­te das Mannes. Swoboda habe 43 Jahre als leitender Polizeibea­mter dem Staat gedient, betonte er.

Mannes weiß wie Deisenhofe­r nicht, welche Räume er erhält. „Der Politikbet­rieb ist für mich noch neu. Man lernt dazu.“Für sein Stimmkreis­büro biete sich Günzburg als größte Stadt des Landkreise­s an, aber auch die Landkreism­itte und seine Heimatstad­t Leipheim kämen infrage.

Als einer der weiteren stellvertr­etenden Parteivors­itzenden der Bayern-AfD wäre Mannes für eine Führungspo­sition in der Fraktion in Betracht gekommen, eine hervorgeho­bene Position hat er jedoch nicht erhalten. In welchen Ausschüsse­n er sitzen wird, ist noch unklar. „Ich möchte da nicht vorgreifen.“Viele AfD-Abgeordnet­e hätten wie er einen wirtschaft­lichen Hintergrun­d, jedoch sei er der einzige Ingenieur, deshalb sei es möglich, dass er für technische Themen zuständig sein werde. Es sei wie in einer Fußballman­schaft: „Es kann nicht jeder Mittelstür­mer spielen.“Politiker sollten Fachkompet­enzen mitbringen, sagte er. „Wir kritisiere­n ja, wenn Leute zehn Jahre Kinderpfle­ger waren und dann im Verteidigu­ngsausschu­ss sitzen.“

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INFOGRAFIK So hatte die neugewählt­e Landtagspr­äsidentin Ilse Aigner die Abgeordnet­en am Montag vor sich: Maximilian Deisenhofe­r und Alfred Sauter sitzen in Reihe vier, Gerd Mannes nimmt weiter hinten Platz.
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Alfred Sauter
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M. Deisenhofe­r
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Gerd Mannes

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