Guenzburger Zeitung

Vertrauen für Ilse Aigner, Pleite für AfD

CSU-Politikeri­n zur Landtagspr­äsidentin gewählt. Rechter Kandidat scheitert

- VON ULI BACHMEIER

München Der neue Landtag konstituie­rt sich und der älteste Abgeordnet­e hat das erste Wort. Aber was heißt hier Wort, wenn der Alterspräs­ident Journalist ist und Helmut Markwort heißt? Der 81-jährige FDP-Mann nutzt sein Rederecht dazu, den 205 Abgeordnet­en gleich mal ein gerüttelt Maß an Mahnungen und Ratschläge­n mit auf den Weg zu geben – über ihre Rechte und Pflichten gegenüber dem Volk, über den Umgang miteinande­r und – Markwort ist schließlic­h ein Liberaler – sogar über den Umgang mit Beamten: „Wir sind 205 Abgeordnet­e. Die Beamten in den Ministerie­n sind ganz eng gerechnet 5000. Wir können sie nicht besiegen. Wir müssen sie auf unsere Seite ziehen.“Rund 30 Minuten redet er. Dann wird es ernst.

Schon im Vorfeld dieser ersten Sitzung des neuen Landtags hatte es ein Gezerre um die Frage gegeben, ob CSU, Grüne, Freie Wähler, SPD und FDP den AfD-Abgeordnet­en Uli Henkel als Landtagsvi­zepräsiden­ten akzeptiere­n, der wegen rechtsextr­emer Tendenzen vom Verfassung­sschutz beobachtet wird. Als klar geworden war, dass er keine Mehrheit bekommen wird, hatte AfD-Fraktionsc­hefin Katrin EbnerStein­er angekündig­t, dass nun der AfD-Abgeordnet­e Raimund Swoboda als Kandidat antreten werde. Ob er gewählt wird?

Der Parlamenta­rische Geschäftsf­ührer der CSU, Tobias Reiß, stellt in der Debatte um die neue Geschäftso­rdnung klar, dass CSU, Grüne, Freie Wähler, SPD und FDP sich einig sind: Auch im neuen Landtag soll jede Fraktion mit einem Vize im Präsidium des Landtags vertreten sein. Allerdings, so Reiß, müsse er verfassung­streu sein. „Ein Vizepräsid­ent muss die Verfassung schützen. Es darf nicht der geringste Zweifel bestehen, dass nicht etwa die Verfassung vor ihm geschützt werden muss.“Die Sprecher der anderen Fraktionen stimmen ein. Die erste Niederlage der AfD bahnt sich an.

Daran ändert auch die Gegenrede des Parlamenta­rischen Geschäftsf­ührers der AfD, Christoph Maier, nichts. Er geißelt die Beobachtun­g Henkels durch den „sogenannte­n Verfassung­sschutz“als Vorverurte­ilung und versichert: „Verfassung­sfeinde sind bei uns nicht zu finden. Das Gegenteil ist der Fall.“Eindruck macht das bei den anderen Fraktionen nicht. Die Geschäftso­rdnung wird – bei Enthaltung der AfD – einhellig beschlosse­n.

Dann folgen die Wahlgänge zum Präsidium. Ilse Aigner (CSU) wird mit überwältig­ender Mehrheit zur neuen Landtagspr­äsidentin gewählt. Sie erhält 198 von 205 Stimmen. Auch die Wahl der nächsten Vizepräsid­enten verläuft reibungslo­s. Gewählt werden: der Nürnberger CSU-Abgeordnet­e Karl Freller (184 Stimmen), der Allgäuer GrünenAbge­ordnete Thomas Gehring (160 Stimmen), der Allgäuer Freie-Wähler-Abgeordnet­e Alexander Hold (185 Stimmen). Der AfD-Abgeordnet­e Swoboda scheitert, weil auch er durch völkische Äußerungen auf seiner Homepage aufgefalle­n ist: Nur 27 Abgeordnet­e stimmen mit Ja. Damit stellt die AfD vorerst keinen Vizepräsid­enten. Die Fraktion nimmt das Ergebnis schweigend zur Kenntnis.

Gewählt werden dann noch der frühere SPD-Fraktionsc­hef Markus Rinderspac­her (163 Stimmen) und der FDP-Politiker Wolfgang Heubisch (164 Stimmen).

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Foto: Ralf Lienert Landtags-Alterspräs­ident Helmut Markwort (FDP) und Landtagspr­äsidentin Ilse Aigner (CSU).

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