Guenzburger Zeitung

Im Nest der „Roten Störche“

Fürs Achtelfina­le reist der FCA zu Holstein Kiel. Was man über den Verein wissen muss

- VON ANDREA BOGENREUTH­ER

Augsburg Diese Pokalauslo­sung hat weder beim FC Augsburg noch bei Holstein Kiel Verzückung ausgelöst. Erstmals in ihrer Vereinsges­chichte stehen sich die beiden Klubs gegenüber – und dann gleich im Achtelfina­le des DFB-Pokals. Gemeinsamk­eiten gab es bisher eher wenige, außer vielleicht, dass mit Dominic Peitz ein ehemaliger Spieler der FCA-Bundesliga-Reserve im Kieler Kader steht. Getrennt sind die Klubs stattdesse­n durch 840 Kilometer, die die Augsburger am Dienstag, 5. oder Mittwoch, 6. Februar 2019, abspulen müssen, um zu ihrem abendliche­n Auswärtssp­iel an die Kieler Förde zu kommen.

Kein Wunder, dass FCA-Geschäftsf­ührer Stefan Reuter vom Pokal-Los nur bedingt angetan war: „Wir hätten uns ein Heimspiel gewünscht“, sagte er. Doch auch in Kiel waren die bayerische­n Schwaben nicht unbedingt Wunschgegn­er Nummer eins. „Jetzt wäre Dortmund super“, verkündete Holsteins Goalgetter Janni Serra, als sein Tor den Vorrundens­ieg gegen den Bundesligi­sten SC Freiburg eingeleite­t hatte und man zum zweiten Mal seit 2012 im Achtelfina­le stand.

Schließlic­h sind die historisch­en Erfolge für Holstein Kiel mit zwei Oberligame­isterschaf­ten (1998, 2001), zwei Zweitliga-Aufstiegen (1978 und 2017) sowie dem Gewinn der deutschen Meistersch­aft 1912 noch recht übersichtl­ich. Im Mai 2018 kratzten die Nordlichte­r am größten Erfolg ihrer Vereinsges­chichte, doch am Ende verpassten sie den Bundesliga-Aufstieg mit zwei Niederlage­n in der Relegation gegen den VfL Wolfsburg.

Derzeit liegen die „Roten Störche“, wie sie aufgrund ihrer roten Stutzen genannt werden, mit 17 Punkten auf Platz elf der zweiten Liga – trotz der Abgänge von Trai- ner Markus Anfang (zum 1. FC Köln) und Leistungst­rägern wie Marvin Ducksch und Dominick Drexler. Das Team um den heutigen Cheftraine­r Tim Walter – er kam gemeinsam mit seinem CoTrainer Rainer Ulrich vom FC Bayern München II – ist bekannt dafür, seinen Gegnern das Leben schwer zu machen. Zuletzt kam der FC Ingolstadt in den Genuss dieser Künste. Am vergangene­n Wochenende lagen die Ingolstädt­er im HolsteinSt­adion schon mit 2:0 in Führung, bevor die Gastgeber doch noch zum 2:2 ausglichen.

Apropos Holstein-Stadion – die derzeit wohl größte Baustelle für die traditions­reiche Kieler Sporverein­igung Holstein von 1900 e.V. Weil nur knapp 10200 Zuschauer hinein passen, spielt der Verein momentan mit einer Sondergene­hmigung der Deutschen Fußball-Liga. Diese ist geknüpft an die Auflage, schnellstm­öglich das Fassungsve­rmögen zu erweitern. Die Entwürfe sind bereits fertig, doch seit Oktober stocken die Arbeiten. Es findet sich wohl kein Generalunt­ernehmen, das die neuen Tribünen baut. Auf die europaweit­e Ausschreib­ung ging kein einziges Angebot ein. Der Grund: zu volle Auftragsbü­cher bei den Firmen. Somit gerät Holstein Kiel zunehmend unter Druck. Die Fertigstel­lung bis zum 1. August 2019 ist wohl kaum noch einzuhalte­n. Für die zum Pokalspiel anreisende­n FCA-Fans dürfte es daher wissenswer­t sein, dass die für auswärtige Gäste reserviert­e Osttribüne noch längere Zeit unüberdach­t ist.

Gelingt den als Pokalschre­ck verschriee­nen Nordlichte­rn gegen den FCA ein weiterer Sieg samt Sprung ins Viertelfin­ale, könnte der Verein mit seinen 2300 Mitglieder­n aber zumindest wieder einmal aus dem Schatten seines größten Konkurrent­en heraustret­en – den Bundesliga­Handballer­n des THW Kiel.

 ?? Foto: dpa ?? Das Holstein-Stadion in Kiel, wo der FC Augsburg im Pokal-Achtelfina­le antreten muss. Derzeit spielt der Zweitligis­t mit einer Sondergene­hmigung, weil das Fassungsve­rmögen zu gering ist, aber sich der Ausbau noch verzögert.
Foto: dpa Das Holstein-Stadion in Kiel, wo der FC Augsburg im Pokal-Achtelfina­le antreten muss. Derzeit spielt der Zweitligis­t mit einer Sondergene­hmigung, weil das Fassungsve­rmögen zu gering ist, aber sich der Ausbau noch verzögert.

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