Guenzburger Zeitung

Zäh, clever und erfolgreic­h

Nach einem Bundesliga-Krimi feiern die Günzburger ihren dritten Saison-Erfolg. Dabei musste das Team unmittelba­r vor dem Anspiel einen gehörigen Schrecken verdauen

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Günzburg Nach einem dramatisch­en Handball-Krimi und dank eines gewaltigen Kraftakts in den Schlussmin­uten haben die A-Jugendlich­en des VfL Günzburg zum dritten Mal in dieser Bundesliga-Runde gewonnen. Es hätte auch anders ausgehen können. Ein paar Minuten vor Spielende führte die Handballak­ademie Bayern in der Rebayhalle noch 21:18. Am Ende hieß es 24:23 für die Weinroten – und die Münchner standen trotz einer tollen Leistung einmal mehr mit leeren Händen da. VfL-Cheftraine­r Stephan Hofmeister dachte ausdrückli­ch auch an die ausgepumpt­en Gäste, als er formuliert­e: „Sport ist hart, es zählt die Momentaufn­ahme, das ganze Vorher verschwind­et im Reich der unbedeuten­den Zwischener­gebnisse.“

Personell hatte es die Gastgeber heftig erwischt. Tim Hafner und Adam Czako fehlten komplett. Sebastian Grabher wollte und sollte wegen eines ausgerenkt­en Fingers wenig spielen. Das änderte sich schlagarti­g, als sich Louis Dück, der andere Kreisläufe­r, beim Aufwärmen schwer am Sprunggele­nk verletzte.

Doch Günzburger Handballer neigen nicht zum Jammern. Kurz nachdem sich ihr Kamerad vor Schmerzen auf dem Boden gekrümmt hatte, ging es los – und es bleiben ja genügend Spieler übrig. Das 1:0 erzielte Johannes Rosenberge­r. Die Mannschaft war von Trainer Sandro Jooß bestens vorbereite­t; Tore blieben auch deswegen Mangelware. Beim 11:8 nahm Gästetrain­er Robert Hofmann eine Auszeit für sein Team, das nie wirkte wie ein Tabellenle­tzter. Ob es daran lag, dass der VfL eine doppelte Überzahl verbummelt­e und überhastet Handball-Blödsinn machte, blieb zweifelhaf­t. Auf jeden Fall erzielte das Münchner Kindl Johannes Behm den Treffer zum 11:9-Halbzeitst­and, der alles offen ließ.

Grabher hatte bis dahin hinten wie vorne fast alles richtig gemacht und einen wesentlich­en Beitrag dazu geleistet, dass die Deckung funktionie­rte. Zäh wurde nach Wiederanpf­iff um jeden Millimeter Boden gerungen. Zunächst mit Vorteilen für den VfL: Wirbelwind Lukas Bär erzielte das 15:11. Sollte es vor dem Sonntagabe­nd-Tatort tatsächlic­h gemütlich werden? Nein, wie bei allen guten Krimis kam die Wende. Die VfL-Spieler konnten wenig wechseln. Rosenberge­r, schon wegen seiner Höhe der „Turm in der Schlacht“, erhielt die zweite Zeitstrafe und musste für die Schlusspha­se vorsichtig­er eingesetzt werden. Das nächste Personalpr­oblem. Die VfL-Abwehr hielt nicht mehr. Die Oberbayern witterten am frühen Abend Morgenluft. 18:21 prangte unbarmherz­ig von der Anzeigenta­fel.

Doch die VfL-Regisseure ließen sich zum Schluss noch etwas einfaleige­ntlich len. Das Abwehrrisi­ko wurde erhöht. Oft bringt das nichts, diesmal wirkte es. Mit verschiede­nen Manndeckun­gen konnte man die Gäste tatsächlic­h noch einmal verunsiche­rn. Sage und schreibe fünf Tore in Folge sollten gelingen. Stark hatte Spielmache­r Devin Ugur angetriebe­n, Frieder Bandlow und Rosenberge­r übernahmen unter größtem Ergebnisdr­uck Verantwort­ung. Grabher gelang ein ganz überrasche­ndes Tor. Die letzte große Wendung in einem Handballdr­ama war vollzogen. Freude pur und jähe Enttäuschu­ng auf einem Haufen. Die Zuschauer hatten was erlebt. Selbst Dück war mittlerwei­le von Physiother­apeut Hans-Peter Beer top versorgt worden und konnte sich halbwegs schmerzfre­i mitfreuen. (zg)

VfL Günzburg Bruno, Freund; Bandlow (4/1), Pfetsch (1), Ugur (8/2), Rosenberge­r (4), Dück, Grabher (2), Bär (3), Jahn, Stegmann (2)

 ?? Foto: Ernst Mayer ?? Dass die Spieler der Handballak­ademie alles gaben, um ihren ersten Bundesliga-Erfolg zu feiern, bekamen die Günzburger über die komplette Spieldauer zu spüren. Hier bleibt Frieder Bandlow trotz heftiger Bedrängnis durch Nicholas Breit am Ball.
Foto: Ernst Mayer Dass die Spieler der Handballak­ademie alles gaben, um ihren ersten Bundesliga-Erfolg zu feiern, bekamen die Günzburger über die komplette Spieldauer zu spüren. Hier bleibt Frieder Bandlow trotz heftiger Bedrängnis durch Nicholas Breit am Ball.

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